KDE Buch 2
,Kreis der Eliten Inenas Erwachen "Böse taten mir kund von Dingen, die ihnen Sinnesfreude bereiten,allerdings nicht solche Dinge, wie sie Eure Gesetze zu berichten haben." - Augustinus - Alle Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, Organisationen, Institutionen, Vorgängen, Ereignissen u.ä. sind rein zufällig und entspringen allein der Phantasie des Autors. Kapitel:164 – Das Sha' Hamin - Freit Verhältnis017 – Sterne wie Staub018 – Die Morphen019 – Outer Rim020 – Das falsche Ich021 – Finsternis022 – Universal Gaia 023 – Das Erbe der Lyriaden024 – Interferenz025 – Slipped Away Anhang:E-MailsTagebücher WorterklärungenRassenverzeichnisDanksagungen 16.4 Das Sha' Hamin - Frait VerhältnisInena 3, Fortress Moor, OIS Laboratorien 15.10.3230, 8:15 Seit vier Monaten sitzt Andrea beim Orden inenischer Sicherheit in Untersuchungshaft. Sie wurde gut behandelt, auch Frait, der ihre Hauptbezugsperson ist, verhielt sich immer anständig. Ihr wurden bis jetzt keinerlei Fragen bezüglich ihrer Arbeit für den terranischen Geheimdienst gestellt. Das Essen ist gut, sie hat ein Quartier mit Bad, I-TV und kann sich innerhalb bestimmter Bereiche frei in der Anlage bewegen. Es wirkt fast wie ein Sanatorium. Sie vermutet, dass man sie, durch all die Annehmlichkeiten, zum Reden bewegen will. Doch sie hat sich geschworen, nicht zu plaudern. Sie ist höflich, aber distanziert. Vor allem zu Baron von Frait, sie hat das Gespräch nicht vergessen, das Commander Blue und der Baron in ihrer Anwesenheit geführt hatten, als sie gefangen genommen wurde. Sie ist skeptisch, befürchtet manchmal auch, das man die Geduld mit ihr verliert, wenn sie zu lange schweigt. Das der OIS sie vielleicht doch noch mit härteren Methoden zum Sprechen bringen versucht. Aber sie hat nicht wirklich Angst davor, sie weiß, dass sie nicht auspacken wird, dass sie stark genug ist, egal was da noch kommen mag. Sie hat ihr ganzes Leben dafür gekämpft die Stabilität der Föderation zu stärken. Erst bei Interpol, dann im föderalen Geheimdienst FSS. Sie ist bereit dafür zu sterben, wenn es sein muss.Sie hasst die Menschen hier nicht, behandelt die Situation mit kühler Professionalität. Man hatte sie vor einer guten halben Stunde abgeholt, jetzt sitzt sie in einem Wartezimmer, zu einem Raum, der an ein ärztliches Behandlungszimmer erinnert. Sie fühlt sich unbehaglich, man sagte ihr nicht, was sie hier erwartet. Je länger sie wartet, um so stärker wird diese unterschwellige Furcht in ihr. Dann betritt Frait das Zimmer. Fast etwas erleichtert, ihn zu sehen erhebt sie sich. Doch seine Ausstrahlung hat sich verändert, er wirkt bedrohlicher als sonst. Er hat einen seltsamen Ausdruck im Gesicht, ein Lächeln, aber böse, wie ein fieses Grinsen. "Die Bestätigung des OIS liegt nun vor. Es hat etwas länger gedauert als üblich. Aber du bist eine gegnerische Agentin, da wird sehr genau geprüft und abgewogen. Du hast es wohl zu guter letzt Commander Blue zu verdanken, dass du nicht für militärische Zwecke... benutzt wirst", erklärt er."Die Bestätigung?", fragt sie etwas verunsichert. "Die Vormundschaft wurde auf mich übertragen." "Vormundschaft? Ich verstehe nicht, was bedeutet das jetzt?" "Commander Blue hat dich gefangen genommen. Du hast hier als feindlicher Agent keine Rechte, diese werden dir, nach eigenem Ermessen, gewährt oder entzogen, durch deinen Vormund. Dieser war der Commander. Jetzt liegt die Verfügungsgewalt über dich... bei mir", entgegnet der Baron. Er spricht langsam, hart. In seiner Stimme ist so etwas wie Freude zu hören, als hätte er das schon lange ersehnt. Ihre Lippen zucken, doch sie schweigt eingeschüchtert. "Damit bist du mein Eigentum." "Sie... Sie waren immer anständig zu mir, Baron. ... Bin... bin ich jetzt so eine Art Sklave?", fragt sie zögernd. "Nein, du wirst freiwillig bei mir bleiben. Du wirst mir auch alles erzählen, was du weißt, aber vorher", meint er grinsend und zieht einen Druck-Injektor aus der Tasche. Erschrocken weiten sich Andreas Augen. "Ich bin immunisiert, gegen alle bekannten Wahrheitsdrogen", stößt sie aus. "Das ist auch keine Wahrheitsdroge", meint er und geht langsam auf sie zu. Sie weicht zurück bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stößt. "Was ist das?", flüstert sie fast tonlos, ängstlich. "Das ist Coitensin!", spricht er mit einem bösen Lächeln. "Nein!", sie versucht ihm auszuweichen. Doch Frait packt sie grob, schleudert sie herum, so, dass sie mit dem Rücken zu ihm steht und presst sie gegen die Wand. Er drückt ihr den Injektor an den Hals. "Nein nicht... ah... au!!", schreit sie auf. Die Injektion brennt. "Nein... nein...", stammelt sie. Nur einen kurzen Moment, dann setzt die Wirkung der Droge ein. Sie versucht sich dagegen zu wehren, es zu bekämpfen, es ist jedoch zwecklos. "Bitte...", sie schaut ihn an. "Tun sie das nicht." Er spürt sie schwächer werden, dreht sie dann um und drückt sein Knie zwischen ihre Beine. Sie fühlt Hitze in sich aufsteigen, zittert. "Wenn Sie glauben... das Sie mich damit... zum Reden bringen, irren Sie sich!", zischt sie. Andrea beist die Zähne zusammen, zieht die Lider enger und schüttelt angewidert den Kopf. "Sie können mich so lange vergewaltigen wie Sie wollen, ich werde Ihnen nichts sagen." "Oh Andy, ich tue das nicht um dich zum Reden zu bringen..., sondern weil es mir Spaß macht!", presst er mit einem widerlich überheblichen Unterton durch die Zähne. Er zerrt sie dann ins Nebenzimmer und stößt sie auf den OP Tisch. Sie springt auf, versucht wegzulaufen, doch ihre Beine versagen. Es sind die Nebenwirkungen dieser Droge, die primär der Reitzsteigerung dient, pathologisch, vernichtend. Er packt sie am Hals, er kann ihn fast komplett mit einer Hand umfassen, und wirft sie auf den Tisch zurück. Sie hustet erstickend, ringt nach Luft. Gegen den Baron ist die zierliche Frau völlig wehrlos, er wiegt fast das doppelte, ist durchtrainiert und brutal. Ihre Kampfsportausbildung nützt ihr nichts, sie hat ihre Muskeln kaum noch unter Kontrolle. Frait fesselt sie an Händen und Füßen auf dem Tisch, klappt dann die Beinlehnen auseinander und winkelt diese in Kniehöhe an. "Sie Schwein... Sie mieses Schwein!", flüstert sie voller Hass. Frait zieht ein Messer, setzt es ihr an den Hals. "Na los, töten Sie mich... na los Sie Feigling, Sie jämmerliches Stück Scheiße, Sie Schlappschwanz... na los!", kreischt sie. Er lacht, "Eine richtige Raubkatze, was? Warte nur, nicht mehr lange und du schnurrst wie ein Kätzchen." Er schneidet ihr das T-Shirt auf, die Hose, dann den BH und ihren Slip, reißt ihr die Kleidung vom Leib. Sie schaut ihn nun furchtsam an, völlig regungslos. "Bitte..." "Bitte... quälen sie mich nicht. Sie haben Commander Blue... ihr Wort gegeben. Bedeutet ihnen das denn gar nichts?" Er beugt sich über sie. "Du hast keine Vorstellung davon, wie es aussieht, wenn ich jemanden quäle", flüstert er und öffnet seine Hose. 16.5 Fragmentation 10:30 Andrea hockt nackt und zusammengekauert in einer Ecke des Zimmers. Tränen laufen über ihr Gesicht. Sie umarmt ihre Knie, wiegt sich elend in ihrem Schmerz. Verbittert und gedemütigt wandern ihre Augen im Zimmer umher. Ihr Wimmern und Flehen ließ ihn nur noch härter vorgehen. Nach zwei Stunden dann die Erlösung, sie verlor das Bewusstsein. Sie lehnt den Kopf gegen die Wand, richtet den Blick gegen die Decke. Wieder schießen ihr Tränen in die Augen. Als sie wieder zu sich kam, war er fort, die Fesseln gelöst. Eine Packung Zellstoff-Taschentücher lag auf ihrem Bauch. Sie schüttelt den Kopf, hadert mit sich selbst. Nicht noch einmal. Fragt sich, ob sie sich das Leben nehmen sollte. Sie schluchzt, blickt sich im Zimmer um. Nichts brauchbares, kein Messer, kein Glas.Dann öffnet sich die Tür, Frait kommt herein. Sie erhebt sich, ihre Emotionen schlagen schnell in Wut, Hass und Furcht um. Sie presst die Lippen aufeinander, fixiert ihn, ein vernichtender Blick. "So, genug gespielt, kommen wir zur Sache", meint er und zieht einen Blaster. "Sie bekommen niemals etwas aus mir heraus!", faucht sie, läuft ihn dann entgegen und greift ihm mit einem Sprungtritt an. Der Baron greift sie am Bein und lenkt sie an sich vorbei, lässt sie ins Leere laufen. Sie stürzt zu Boden, springt sofort wieder auf, er packt sie rasch und drückt sie gegen die Wand, setzt ihr die Waffe auf die Brust. Sie greift an den Abzug, versucht ihn durchzudrücken, doch sein Zeigefinger liegt darauf und er ist stärker als sie, sie schafft es nicht. "Schießen Sie doch, verdammt...", sie starrt ihn in die Augen. "Tut mir leid, aber ich habe versprochen dich zu schonen", meint er kalt. Sekunden vergehen, dann nimmt er langsam den Finger vom Abzug, legt ihn neben den Lauf. Beide sehen sich in die Augen, die Atmosphäre ist eisig, die Luft könnte gefrieren. Sie greift um den Schaft des Blasters, setzt den Daumen auf den Abzug und zieht durch. Ein peitschender Knall. Er mustert ihr Gesicht, prüfend. Im ersten Moment zeigt sie keine Reaktion, doch dann entspannen sich ihre Gesichtszüge, ihr Blick fällt durch ihn hindurch, sie schließt die Augen und bricht zusammen. Er fängt sie auf und legt sie auf den OP-Tisch, streichelt über ihre Brust. "Beeindruckend", haucht er anerkennend. Er nimmt ein kleines Gerät zur Hand, sticht ihr einen hauchdünnen Sensor, feiner als eine Nadel, zwischen die Augenbrauen, einen weiteren in ihren Nacken. Auf dem Display des Subkonditionierungs-Gerätes erscheint ihr neurales Psychoengramm. 16.6 Neo Genesis 17:15Andrea schlägt die Augen auf, das Fenster ist offen. Sie fröstelt, draußen weht ein frischer Wind. Sie erhebt sich, atmet tief durch. Sie befindet sich in ihrem Quartier, gedankenlos steht sie auf und geht ins Bad, mustert sich im Spiegel. Sie trägt einen Schlafanzug. Andrea spült sich das Gesicht mit kaltem Wasser ab, trinkt einen Schluck, betrachtet sich dann wieder. Sie ist schön, es ist ihr nie so aufgefallen wie in diesem Moment. Das Gesicht im Spiegel blickt sie mit ihren grünen veganischen Augen skeptisch an, wirkt fremd. Sie fährt durch ihre langen brünetten Haare, lächelt. Dann setzt sie sich wieder auf das Bett, fühlt sich eigentlich nicht schlecht, nur innerlich so leer. Es klopft, Frait betritt den Raum. Sie blickt kurz auf, wirkt etwas verlegen. "Gebieter", meint sie zögernd, das Gefühl dieser innerlichen Leere verschwindet. Er setzt sich zu ihr, streicht ihr Haar aus dem Gesicht. "Verwirrt?" Sie schüttelt leicht den Kopf. "Nein nur etwas überrascht", meint sie leise. Sie schaut ihn eine Weile an. "Ich dachte, ich wäre tot..." "Betäubungsmunition." "Warum habt Ihr das getan? Ihr hättet mich auch so haben können." Er packt sie unsanft ins Gesicht, "Ich mag es nicht sonderlich, wenn du meine Entscheidungen hinterfragst. Klar?" Sie zuckt erschrocken zusammen, schaut ihn unterwürfig an. Er gibt ihr einen Klaps auf die Wange. "Dieses Mal lass ich es durchgehen", meint er hart, mit erhobenem Zeigefinger. "Verzeiht", haucht sie. Er betrachtet sie ein Weilchen. "So wie du warst, musste ich dich einfach noch einmal niedermachen, es hat Spaß gemacht." "Mir nicht", flüstert sie zaghaft. Er legt seine Hand auf ihre Wange. Sie nimmt sie sanft, schließt die Augen. Er mustert sie mit selbstzufriedenem Ausdruck, vielleicht auch ein winziger Hauch Mitleid. "Es ist immer wieder faszinierend, obwohl eure Heimatwelt eine hohe Schwerkraft hat, wirkt ihr so zerbrechlich." "Auf Vega sehen wir etwas kräftiger aus, aber unsere Gewebestruktur ist anders als eure. Wenn wir einige Monate von zu Hause fort sind, werden wir schlanker." "Ja, ich weiß. Verwunderlich das ihr auf dieser Welt überhaupt Raumfahrt entwickeln konntet. Es war sicher nicht einfach." "Nein, war es nicht." Frait küsst sie zärtlich auf die Lippen. "Ich habe dem Commander etwas versprochen, das halte ich. Nicht mehr." Sie schaut ihn an, fragend, verunsichert, aber sie schweigt. "Komm, wir müssen noch einige Dinge wissen." Sie gehen gemeinsam in den unterirdischen Level des Komplexes, Frait hat seine Hand auf ihren Rücken gelegt. Sie genießt diese Berührung, dankbar für jede Zärtlichkeit von ihm. Sie betreten einen Raum, mehr eine große Halle, vollgestopft mit Computern, ein Informationszentrum des OIS. "Setz dich bitte dort hin", meint der Baron. In dem Raum arbeiten etwa 20 Mitarbeiter des Ordens. Frait setzt sich an einem Terminal und ruft Andreas Akte auf. "Okay, wir haben hier noch einige Lücken", er öffnet einen Schrank, wühlt in einigen Akten. Blättert in einigen Dokumenten. Ein Foto aus ihrer Kindheit ist dazwischen, er überblättert es erst, zögert dann und schlägt einige Seiten zurück, sucht das Bild hervor. Ein kurzes Lächeln huscht über sein Gesicht. "Hier, nimm das."Instinktiv, wie im Reflex, greift sie nach dem kleinen Stück Papier. Andrea betrachtet das Foto, sie trägt einen Strohhut. Für einen winzigen Moment, für einen Bruchteil einer Sekunde, zu kurz um es mit den Erinnerungen zu erfassen, bekommt sie ein starkes Dejavu....Vega 3 (Tracy's Haven), Belltown 17.03.3187 (83 Lichtjahre von Inena) Das blaue Licht von Vega strahlt über den Spielplatz. Ein Herbsttag, der Wind weht die Blätter der Bäume in kleinen Wirbeln über die Wiese. Es ist immer noch recht warm. Die Tage werden bereits kürzer, hier oben im Norden. Ein kleiner Junge läuft auf die Schaukeln zu auf der schon ein Mädchen spielt. Sie trägt einen Strohhut."Wow, du kommst ja ganz hoch, hast du keine Angst?", meint er. "Nein, du musst dich nur gut festhalten." Er setzt sich auf eine Schaukel, versucht Schwung zu holen. "Puh, es geht nicht!" Er schaut zu seinem Vater, er unterhält sich mit einem anderen Mann. Sie springt ab und schupst ihn an. "So geht das. Du bist aber schwächlich!" Er springt auch ab, landet unsanft im Sand. "Oh! Bei euch ist alles so schwer. Hier wird man so schnell müde und bekommt Muskelkater und kann schlecht atmen", meint er klagend, reibt sich seine Beine. "Hast du dir weh getan?", fragt sie und setzt sich zu ihn. "Du hast ja ganz blaue Augen?!", stellt das Mädchen erstaunt fest. "Ja, deine sind ganz grün... alle hier haben so grüne Augen", er ist verwundert. "Wie alt bist du?", will sie wissen."Fünf!", er streckt ihr die Hand entgegen, zeigt es mit den Fingern. "Und wie heißt du?" "Jesse, Jesse Blue. Und du?" "Ich heiße Andrea Sha' Hamin, ich bin schon sechs! Du... du kommst nicht von hier, oder?" "Nein!", meint Jesse und zeigt in den Himmel. "Ich komme von da oben!" "Wow! Wie weit weg ist das, da wo du wohnst?" "Tausend Lichtjahre!" "Oh, das ist ganz schön weit", meint sie. Eine Windböe weht ihr den Hut vom Kopf.Jesse fängt ihn geschickt auf. "Hier... oh, selbst der Hut ist schwer", meint er und gibt ihn ihr zurück. "Danke. Habt ihr denn in der Schule keinen Sport?" "Doch, jeden Tag..." Andreas Mutter kommt angelaufen, "Andrea! Du sollst doch nicht mit Außerirdischen spielen!" "Ach Mom!" "Nein, komm jetzt, wir müssen nach Hause." ... "Andy? Wir benötigen deinen Zugangscode für den FSS." "Oh, sicher", meint sie und gibt den Code ein. "Gut, wir haben hier einige Lücken. Nachdem du von der Interpol zum FSS gewechselt bist, fehlen hier Daten." Der Baron weist auf die Lücken im Lebenslauf der Agentin. "Hier war ich für drei Monate in Fortress Cambridge, Archenar. Ich habe dort den Anschlag auf den Senat begangen und die Spuren nach Urandol gelegt." "Woraufhin es vom Imperium annektiert wurde!?", ergänzt Frait erstaunt. "Ihr wart... Du warst das?!" "Ja", meint sie leise, erkennt seine Überraschung, sieht ihn verlegen lächelnd an. Sterne wie Staub Philada System, 22.12.3230 "Es ist kein Targoid Schiff!", meint Hitomi, nachdem sie und der Commander in das Wrack gekeltert sind, das ihnen Kyle O'Tara gezeigt hatte. "Definitiv nicht, aber keine der registrierten Welten verwendet solche Schiffe." "Wie alt ist es?" Commander Blue checkt den Scanner. "Neu, also es liegt hier sicher erst seit einigen Jahren. Vielleicht 100 Jahre." Das Schiff ist Zigarrenförmig, völlig schwarz. Am vorderen Ende befinden sich drei Ausleger, die wie Krallen in regelmäßigen Abständen um das Schiff angeordnet sind. Es ist gut einhundert Meter lang, fünfundzwanzig Meter im Durchmesser. Im inneren völliges Vakuum, -50°C, genau wie auf dem Planeten. "Die Massekompensatoren sind sehr leistungsfähig. Dabei ist das Schiff sehr leicht. Es muss große Reichweiten Überbrücken können." "Aber die Technik ist anders als unsere", entgegnet Hitomi. "Ich habe so was noch nie gesehen. Die Schriftzeichen, siehst du?" "Ja. Es wundert mich, dass nie jemand von solchen Schiffen berichtet hat. Bekommst du Biozeichen?", fragt Jesse die Biologin. "Nein, nichts. Es ist förmlich steril und sauber", antwortet sie. Sie bewegen sich langsam in den Gängen, alles Schwarz, dunkel, unheimlich. "Hier, hier ist der Maschienenraum!", meint er und bleibt neben einem Schott stehen. Er betätigt den Taster an der Tür, nichts bewegt sich. Hitomi grinst hinter dem Helm des schweren Raumanzuges, "Wäre ja auch zu einfach." Jesse nimmt den Laserschneider, Sekunden später fällt das Schott mit einem Dumpfen Schlag zu Boden. Als ihre Scheinwerfer den Raum dahinter erhellen, sehen sie, dass ein großes Bauteil schwer beschädigt ist. "Das muss der Reaktor gewesen sein. Strahlung!", meint Hitomi. "Gefährlich?" "Nein, aber als das Ding aufgerissen ist, war die Strahlung mit Sicherheit tödlich für die Insassen. Die Wände und Schotts sind extrem leicht gebaut, die können das nicht abgehalten haben. Vielleicht haben sie Kraftfelder benutzt", meint sie. Jesse richten den Scanner auf die Wände und die Decke. "Ich erkenne zumindest keine Emitter für Kraftfelder. Das ganze Schiff ist extrem leicht gebaut. Alles auf Geschwindigkeit ausgelegt, so wie es aussieht", entgegnet er. "Sieh mal, das hier sieht aus, als hätte man Bauteile entfernt, es ist auch keine Steuerung mehr da, keinerlei Kontrolleinrichtungen." "Ja, ich sehe es, lass uns mal die Brücke suchen. Schön vorsichtig klar!? Das Ding ist mir unheimlich", meint er und legt ihr die Hand auf die Schulter. "Zusammen bleiben!" "Ja. Ich habe immer noch keine Biozeichen, keine Energiesignaturen." Der Commander will grade mit ihr aus dem Raum gehen als ihn ein Sitz auffällt. "Da, sie mal", er geht zu dem Stuhl und hält den Scanner daran. "Keine Mechanismen oder Verkabelungen, aber er ist fest im Boden eingebaut", meint er und setzt sich darauf. "Ohne Raumanzug wäre er recht bequem finde ich", er streckt die Hand aus, "Hier könnte ein Pult oder so was gestanden haben." Er leuchtet auf den Boden, "Da sind Verankerungen. ... Dort, ein Anschluss!" Er steht auf und läuft zu der Wand, "Glasfaserleitungen." "Gehen wir weiter?", meint Hitomi, die sich in dem dunklen Schiff gruselt. "Ja, wir suchen die Brücke, komm, bleib schön dicht bei mir." "War das in der Veareth Basis auch so unheimlich?", meint sie ängstlich. "Ja, aber die war wenigstens nicht so schwarz. Sie mal, das sieht aus wie ein Crew Quartier", er betritt mit ihr einen anderen Raum. "Betten, etwa zwei Meter lang, sie scheinen Humanoide zu sein", meint er. "Acht Betten in dem kleinen Zimmer, sehr spartanisch. Da ist eine Sanitäranlage." "Keine Spiegel, aber es sieht tatsächlich aus wie für Humanoiden gemacht. Komm wir gehen weiter", murmelt er. "Da vorn, das müsste die Brücke sein", meint sie und zeigt auf ein Schott. Auch diese Tür ist verschlossen, der Commander schneidet sie rasch auf. Das Material bietet kaum Wiederstand, er hätte sie fast eintreten können. Dahinter befindet sich ein großer runder Raum. Zehn Sitze stehen um das Zimmer herum, auch hier die Verankerungen von Steuerelementen. In der Mitte befindet sich ein sternförmiges, schalenartiges Objekt. Fünf breite Strahlen an dessen Ende ebenfalls Verankerungen für Geräte und Glasfaseranschlüsse hängen. Das Gebilde ist unter der Decke befestigt, es hängt in einem Winkel von 45° im Raum. "Was ist das?", meint Jesse erstaunt. "Es hat gut vier Meter Durchmesser, sie mal, es ist ausgepolstert." Sie streicht mit der Hand darüber, der Raumanzug überträgt ein knirschendes Gefühl, "Steif, durch die Kälte. Es sieht fast aus wie ein Schalensitz für fünf Personen. Aber die hier unteren müssten dann ja auf dem Kopf gehangen haben." Der Commander stemmt sich gegen das Objekt, es beginnt sich zu drehen. Nach einem Stück blockiert aber der Mechanismus. "Seltsam, es lässt sich in allen Achsen drehen. Vermutlich lagen die Leute darin. Nur wozu sollte es gut sein", meint er. Hitomi leuchtet die Wände ab, "Hier! Das sieht aus wie eine Karte!", stößt sie aus. An der Wand hängt eine Platte, die wie ein Mosaik aus einzelnen Teilen zusammengesetzt ist. Die meisten Teile sind entfernt, doch die Mittleren sind fest mit der Wand verbunden. "Seltsam, sieht tatsächlich aus wie eine Karte. Zweidimensional. Die Sternenpositionen sind Kontakte! Siehst du? Wieder Glasfaseranschlüsse. Könnte zum Navigationssystem gehören." "Wie kommst du darauf?", fragt sie verwundert. "Sieh mal hier. Man könnte die Positionen einfach verbinden...", grübelt er. "Ja, wie auf einem marinen Schiff", meint sie. "Genau, oder auf einem U-Boot. Die Position in der Mitte könnte demnach ihre Heimat sein. Je nachdem wo sie sich gerade befinden, werden die Sektoren einfach ausgetauscht. Das ist gar nicht blöd, wenn ich zum Beispiel auf die andere Seite der Galaxis will, muss ich im Highspeed-Modus minutenlang über die Navigations-Karte fahren. In diesem System lassen sich die Operationsgebiete einfach vorher einsetzen." "Ja, aber dann müsste man ein gigantisches Archiv von Sektorkarten haben. Das würde nicht in das Schiff passen", gibt sie zu bedenken. "Stimmt... aber vielleicht ist das Archiv auf einem Planeten. Und vor einer Mission werden die Sektoren ausgewählt. Es könnte also ein militärisches Schiff sein." "Ja, dann braucht es auch nur zweidimensional zu sein. Kannst du erkennen wo das ist?", sie zeigt auf die mittleren Sternenkonstellationen. "Ich speichere das Bild mal, vielleicht können wir es mit unseren Karten vergleichen, einfach wird das aber nicht", entgegnet Jesse. An Hitomis Arm beginnt eine Signalleuchte zu blinken, sie wirft einen Blick darauf. "Die passive Strukturanalyse ist abgeschlossen, ähm... ich weiß ja, das dies dein Gebiet ist, aber ich würde lieber gehen, es gefällt mir hier überhaupt nicht", meint sie leise. "Okay... Schisshose", meint er scherzend. "Ärger' mich nicht", entgegnet sie grinsend. Als die beiden aus dem Schiff klettern geht grade die der rote Zentralstern des Systems am Horizont unter. "Wow, sie dir diese solaren Fackeln an", meint sie, vom Anblick dieses kosmischen Spektakels überwältigt. "Ja, schaurig und wunderschön", flüstert er. "Es ist ein Faint." "Ein Faint?" "Ein verglühender Stern, eine sterbende Sonne. Sie hat nur noch einige Millionen Jahre. Dann erlischt das Fusionsfeuer in ihr und sie stürzt in sich zusammen." "Wird sie eine Supernova?" "Nein, dazu ist sie zu klein."Sie sehen noch lange zu, bis die Sonne am Horizont der kahlen felsigen Welt versinkt. Dann aktiviert Jesse den Transporter. 17.1 Zurück auf der Brücke gibt der Commander die Kartenfragmente in dem Computer ein. Mit unglaublicher Geschwindigkeit beginnt dieser die Konstellationen mit der Navigationskarte zu überlagern. Auf dem Bildschirm lässt sich der Fortschritt ablesen, "0,001% ... 0,002% ... 0,003%" Hitomi verdreht die Augen, "Oh je, 100 Milliarden Sterne, das wird dauern." "Sternensysteme! Viele Systeme haben mehr als eine Sonne", ergänzt Jesse. "Es ist mir sowieso völlig unklar wie man diese Karte erstellen konnte." Jesse lächelt, "Erst 2817 war die erste nahezu vollständige Karte fertig." "Echt? Das ist ja keine 500 Jahre her", entgegnet sie erstaunt. "Ja, es hat aber auch 132 Jahre gedauert, Hunderte Sonden, meist Radioteleskope wurden zu einem riesigen Gitter im All zusammengeschaltet, über verschiedene Sonnensysteme verteilt. Diese Karte wird regelmäßig aktualisiert, sozusagen in Realtime. Dabei sind nur Systeme erfasst, die einen echten Stern besitzen." "Echte Sterne? Gibt es auch unechte?", meint sie grinsend. "Klar", er zerzaust ihr Haar, "Braune Zwerge zum Beispiel!" "Ach, natürlich!", sie überlegt kurz, "Vollkonvektive Struktur, aber ohne nukleare Reaktionen." "Korrekt, diese sind so Dunkel, dass sie kaum erkennbar sind. Für sie gibt es Extrakarten, die interessieren aber kaum jemanden, obwohl diese Systeme mit die stabilsten sind. Es gibt noch Extrakarten für schwarze Löcher und andere stellare Überbleibsel. Alles primär für Forschungszwecke oder das Militär." "Schwarze Löcher, schwarze Zwerge, ich hätte nie gedacht, das ich so etwas mal mache. Ach... Ich bin müde...", meint sie sich streckend. "Ja, wir sind schon wieder fast zwanzig Stunden auf, wird Zeit. Sagen wir bis 14:00 Universalzeit. Zehn Stunden Schlaf, ist das okay?", schlägt er vor. "Ja, das ist gut!", sie fasst um seine Hüften und reibt ihre Nase an der seinen, "Kommst du mit unter die Dusche?", lockt sie mit einem süßen Lächeln. "Na klar", flüstert er und küsst sie. 17.2 Nach einem erholsamen Schlaf kommt Jesse zurück auf die Brücke, es ist 14:20. Hitomi ist noch nicht da. Er will sie ruhig ausschlafen lasen, kontaktiert die Universität und verkauft die Daten über das fremde Schiff. Er bekommt 17.000 Kredite überwiesen. Nach einem Gespräch mit dem Forschungsleiter ist es fast 15:00. Der Computer sucht immer noch nach einer Übereinstimmung der Kartenteile. Er aktiviert den Bordfunk. "Hitomi, Zeit zum aufstehen", flüstert er mit einem lieblichen Unterton. Als sie zwanzig Minuten später immer noch nicht da ist, stutzt er. Es ist nicht ihre Art zu spät zu kommen. Er geht, von Unruhe getrieben, zügig zu ihrem Quartier. Noch bevor er es erreicht hört er das Wecksignal ihrer Uhr. Er betätigt die den Piepser an der Tür, es kommt keine Antwort. Er öffnet das Schott. Hitomi sitzt nackt auf der Bettkante. "Oh, du bist wohl grade...", er stockt, sie starrt gegen die Wand, bewegt sich nicht. Er geht langsam auf sie zu, sieht sie forschend an. "Hitomi?", er will sie berühren, zögert dann. Tränen laufen über ihr Gesicht, sie sitzt regungslos da, atmet flach. Er blickt auf den Wecker, die Weckzeit ist auf 14:00 eingestellt, er schaltet ihn ab. Er erkennt das ihr Zustand ernst ist. Wieder will er sie berühren, aber er lässt es, hockt sich vor sie, schaut ihr in die Augen. Sie sind starr, kein Lidschlag. Ihre Gesichtszüge sind entspannt. Er versucht Ruhe zu bewahren und analytisch vorzugehen. Jesse hält seine Hand vor ihr Gesicht, fährt vor ihren Augen hin und her, keine Reaktion. "Hitomi!", ruft er laut, sie rührt sich nicht. Ihre Augen sind trocken geworden, durch den fehlenden Liedschlag gerötet, dadurch wurde reflektorisch die Produktion der Tränenflüssigkeit angeregt. "Hitomi, kannst du mich hören?", fragt er laut und klar verständlich. Sie zeigt keine Reaktion. Er wird nun doch sehr unruhig, greift ihre Hand. Sie zuckt erschrocken zusammen. "Aaahhhh... Jesse!?", stößt sie aus. "Was ist..." Sie fasst sich ins Gesicht, ihre Augen brennen, sie wicht die Tränen ab, jetzt bemerkt sie erst, dass etwas nicht stimmt. "Hitomi, was ist denn nur, du macht mir Angst!", sagt Jesse zitternd. "Was ist denn passiert?", sie ist verwirrt. "Seit wann bist du wach?" Sie blickt auf den Wecker, ihre Augen weiten sich entsetzt, 15:33, "Oh Gott!" "Sitzt du hier schon so seit 14:00?", fragt er ungläubig. Sie schaut ihn fragend an, dann wandern ihre Augen in sich suchend im Zimmer herum. "Ich kann mich nicht an die letzten anderthalb Stunden erinnern." "Hitomi... kannst du dich erinnern, wie oft das schon vorgekommen ist?", fragt er sachlich, sie spürt große Sorge in ihm. "Ich... ich weiß es nicht. Ich glaube schon öfter", meint sie leise kopfschüttelnd. "Letztens, wo du im Suspensionstank warst, da habe ich dich angesprochen, als ich hinter dir stand. Als ich dich dann angefasst habe, hast du dich sehr erschrocken. Hast du mich nicht bemerkt, war es da auch so?" "Ich weiß nicht genau, ja kann sein... und ich glaube, als ich mit Chenna gesprochen hatte, da war es auch so seltsam... ich weiß es nicht." Er umarmt sie fest, "Hoffentlich ist es keine Nebenwirkung des Reinkarnators!" Dann geht er zum Wandterminal, ruft die Inena Universität an. Eine Sekretärin meldet sich. "Hallo? Oh, Commander Blue, was kann ich für sie tun?" "Hallo, ist Dr. Abe Powling da? Ich müsste ihn dringend sprechen!" "Einen Moment, ich verbinde." Nach einem kurzen Moment meldet sich der Doktor. "Hallo Jesse, was gibt’s denn so dringendes?", fragt er freundlich. "Wie geht es Ihnen? Haben Sie seit dem Experiment irgendwelche gesundheitlichen Probleme oder mentale Störungen?" "Nein, mir geht es wunderbar? Was ist den los?" "Hitomi hat... solche Aussetzer, sie friert ein, mit offenen Augen, bewegt sich nicht mehr und reagiert nicht auf Ansprache. Erst wenn man sie berührt, schreckt sie auf und ist dann wieder bei Sinnen." "Oh, was... ist mit ihr passiert?" "Ein Unfall! Ich habe Angst, dass es eine Nebenwirkung des Vorganges ist." "Wie gesagt, mir geht es gut, wie oft hat sie das?" "Ich weiß nicht genau, öfter denke ich. Es ist mir bis jetzt zwei, drei Mal aufgefallen. Gerade saß sie fast zwei Stunden so da, wenn ich sie nicht aufgeweckt hätte. Sie kann sich nicht an die Zeit erinnern." "Machen sie regelmäßig Gesundheits-Checkups?" "Ja, ohne Befund!" "Hat sie vorher oder danach Schwindel oder andere Missempfindungen?", will der Docktor wissen. Er wendet sich Hitomi zu, "Hast du... Hitomi? Hitomi!? Oh, nein, nicht schon wieder!" "Kommen sie sofort vorbei mit ihr!" "Mach ich, bis dann!", meint er und schaltet die Verbindung ab. Er legt ihr die Hände auf die Wangen, sofort zuckt sie wieder zusammen, "Was? Oh... Oh... Gott, Jesse... ich hab Angst!" "Komm wir fliegen sofort ins Institut, ich bleibe jetzt bei dir. Zieh dich an, Liebste." 17.3 Inena 3, Fortress Moore / Universität Der schwere Quantenflux-Tomograph fährt über Hitomis Körper. "Da ist es wieder!" Sie erstarrt auf der Liege. "Nicht anfassen, lassen sie sie so!", meint der Doktor."Es tritt immer häufiger auf, ich habe Angst!", meint Jesse leise. "Immer mit der Ruhe... da, es fehlen bestimmte Neurotransmitter." "Woher kommt es?" "Moment, die Produktion kommt immer wieder zum erliegen.""Ein Hirnschaden?" "Nein, es ist ein Mangel, es fehlen Bausteine, hier... dieser und dieser." "Ernährungsbedingt?" "Nein... diese Bausteine werden in der Haut erzeugt... Licht! Es ist ein Lichtmangel, genaugenommen UV-Strahlung! Wie ist das Lichtspektrum auf ihrem Schiff?" "Solares-Tageslicht-Spektrum. Das ist es! Zu wenig UV-Licht!" "Ja, die Beethtianer hier haben gleich nach ihrem Eintreffen das Licht in ihren Wohnungen angepasst und auf Haader ist die Intensität ähnlich wie auf ihrer Heimatwelt. Das haben Sie versäumt, Sie müssen ihr Licht anpassen." "Ja, das mache ich sofort, kann ich sie wecken?" "Ja, ich gebe ihr eine Spritze mit den Bausteinen, dann gibt sich das. Aber Sie müssen ihr Licht anpassen, ganz wichtig!" Er legt die Hand auf ihre Stirn, sie schreckt auf. "Oh! Jesse was...?" "Alles in Ordnung, wir haben es. Dir fehlt Licht! Das Licht auf meinem Schiff hat zu wenig UV-Anteile! Du bist bald wieder okay", meint er liebevoll. "Oh, nein... so was blödes!", meint sie. "Darauf hätte ich kommen müssen." "Schon gut, der Doktor gibt dir ein Mittel und ich passe das Licht an." "Da gibt es ein kleines Problem!", meint der Doktor und scannt Jesse. "Sie sind ein inenisch-terranischer Hybrid... das Spektrum, was Hitomi braucht, ist für sie Gesundheitsschädlich!", erklärt er. Hitomi setzt sich auf, "Oh nein! Nein nicht doch!", stößt sie ängstlich aus. "Wo hält sie sich denn am meisten auf?", fragt Dr. Powling. "Auf der Brücke, zusammen mit mir", antwortet der Commander nach kurzem zögern. "Wenn ich das Licht nur in meinem Zimmer anpasse?", entgegnet sie rasch. "Das wird langfristig nicht reichen, es ist, als würden Sie nur zwei bis drei Stunden Tag haben und ansonsten ist es Nacht für Sie. Ich kann Jesse ein Schutzmittel geben, aber auf Dauer ist es trotzdem ein Risiko. Sie müssten sich dazu noch regelrecht vermummen, mit Sonnenbrille und Hut. Sie können ja nicht die ganze Zeit im Raumanzug herum laufen." "Und wenn ich diese Mittel immer einnehme?", meint sie. "Sie müssten es sich spritzten, über den Verdauungstrakt wird es bei der Leberpassage zerstört", erklärt der Arzt. "Dann spritz ich es mir!" "Das ist auch keine Dauerlösung, weil ihr Körper das normalerweise selber feinreguliert. Sie würden mit der Zeit Schaden nehmen."Hitomi umarmt Jesse fest. "Das ist mir egal, ich will nicht fort von dir, ich liebe dich!", schluchzt sie."Ruhig meine Liebste, wir finden schon eine Möglichkeit." "Und wenn ich mir ein Visier baue, was mir das Licht ins Gesicht strahlt?" "Ja, ja, das ist nicht dumm!", meint der Professor. "Vielleicht etwas wenig, aber wenn sie zusätzlich das Spektrum ihres Quartiers Anpassen, geht es schon." "Noch besser!", schaltet sich Jesse ein, schnipst mit den Fingern. "Wir bauen den Plugsuit um! Es gibt transparentes Silastoplaston für die Innenschicht! Da setzen wir Lichtemitter ein." "Das wäre natürlich die beste Lösung. Ja. Das ist perfekt". Dr. Powling läuft grübelnd auf und ab. "Wenn Sie möchten, lasse ich einen entwerfen. Den könnten nicht nur Sie gebrauchen. Das wäre eine wirkliche Innovation. Damit könnten wir sogar Handel betreiben. Aber transparentes Silastoplaston ist sehr teuer." "Ist mir egal!", meint Jesse, "Es muss sein!" 17.4 Fortress Moore Raumhafen, drei Wochen später. Hitomi kommt auf die Brücke, der Commander nimmt die Sonnenbrille ab. Ihre Haut schimmert silberblau im beethtianischen-Lichtspektrum. Sie lächelt ihn an. "Morgen, du bist schon wieder brauner geworden", meint sie kichernd. Seit der Anpassung des Lichts sind keine Probleme mehr aufgetreten. Jesse tippt etwas in die Tastatur ein, das Licht ändert sich in Solares. Jetzt ist sie fast wieder schneeweiß, mit einem Hauch von Rosa. "Das ist doch praktisch, wenn du mir auf die Nerven gehst, schalte ich dich einfach ab und stelle dich in den Schrank!", meint er grinsend, verschränkt die Arme. "Ha, ha! Ärger' mich nicht immer! Du... blödes Alien", entgegnet sie und zerzaust sein Haar. "Das blöde Alien hat eine Überraschung für dich. Schau mal in die Kiste!" Sie schaut ihn forschend an, ahnt es schon. "Die neuen Plugsuits?!", sie öffnet die Kiste. "Wow, endlich!", sie nimmt einen aus der Kiste. "Es sind zwei?!" "Ja, es sind Prototypen, falls einer Ausfällt. Bis zur Serienfertigung wird es noch ein gutes Jahr dauern." "HY-Serie?!", sie grinst den Commander an. "Cool!" "Ehre wem Ehre gebührt!", er schmunzelt. Sie zieht sich sogleich aus und öffnet den neuen Anzug. Sie streicht mit der Hand über die Innenseite, glasklares Silastoplaston. Diese kräfteabsorbierende Substanz ist sonst Pechschwarz. Darunter eine Schicht aus lichtemittierender Folie. Sie legt den Anzug an, er ist etwas schwerer, hat eine dickere Wandstärke. "Innen am Unterarm kannst du ihn an und abschalten, dort siehst du auch den Ladezustand des Akkus. Die Akkuzellen halten etwa 500 Stunden und werden über Kabel oder... jetzt kommt der Clou... die Solarzellen in der Außenhaut aufgeladen", erklärt er ihr. "Genial... was haben die gekostet?", fragt sie neugierig. Er schmunzelt, winkt ab. "Jesse... sag's mir bitte, ich will es wissen", sie insistiert. Der Commander schaut sie forschend an. "Beide zusammen fünf Megakreds." "Fünf Millionen!? Du veralberst mich...", sie mustert ihn ungläubig. "Du veralberst mich nicht?! ... Oh!" "Schon gut, es sind die Prototypen, Einzelanfertigung..." Der Computer gibt ein Signal, Jesse läuft an das Terminal. "Ja! Wir haben eine Übereinstimmung!", er ruft die Sternenkarten auf. "Jesse? ... Danke", meint sie und blickt ihm über die Schulter. "Wenn man immer daran denkt, wie man gut Geld einnimmt, braucht man nicht über das Ausgeben nachdenken", entgegnet er. "Aber sieh her! Das ist... Hoedio, das ist Arexio und das Cegreio... ich fass es nicht, das ist in der Majora Leere!" "Majora Leere? Was ist das?" "Ein Raum zwischen den galaktischen Armen in dem es kaum Sterne gibt. Dann ist der Mittelpunkt der Karte hier... Exackio, Koordinaten -2834,815. Ein orange-gelber Stern. 23712 Lichtjahre von Inena entfernt!", erklärt er und markiert das System auf der Karte. "Unerforschtes System! Betreten auf eigenes Risiko!", liest die Biologin auf der Anzeige. "Ja, gut 99% der Galaxis sind noch unerforscht." "Dann sind sie dort ziemlich für sich, das Schiff war sicher ein Scout, schnell mit großer Reichweite", grübelt sie. "Na, schlägt da das Exobilologen-Herz nicht höher?", meint Jesse schmunzelnd. "Wenn ich schon sehe; 'Betreten auf eigenes Risiko!' ... na ja, dafür bist du ja der Experte." Die Morphen Exackio System 13.01.3231 "Ich habe die System-Analyse abgeschlossen. Intensive Biozeichen auf dem ersten Planeten. Die Welt ist terranisch, etwa 35% Landmasse", meldet Hitomi. "Ich habe einige Schiffe gesichtet. Die Langstrecken Erkennung zeigt nur unbekannte Typen. Kein Interferenzfunk in der Region, keine Sprungtore, bis auf unseres." "Ich spüre etwas, es sind psionische Wesen! Sie brauchen keinen Funk, aber etwas ist seltsam, ich kann es nicht deuten", meint Hitomi in sich gehend. "In dem Asteroidenfeld schwebt ein Schiff, es ist beschädigt!", stößt Jesse aus. "Es brennt, sie dir das an!", er zoomt nahe heran. "Sieht aus wie eine Asteroiden-Bergbau-Station. Ja, da ist ihnen ein Riesenbrocken reingeflogen! Kommt denn niemand helfen?", meint sie. "Moment... doch, vier Schiffe auf Abfangkurs. Seltsam, sie sind sehr langsam. Ionenimpulsjets! So was?!", meint er überrascht. "Die Triebwerke?" "Ja, wir haben Fusionstriebwerke für den interplanetaren Flug. Ionensysteme sind sehr viel langsamer, aber auch sehr viel sparsamer", erklärt er. "Wie lange werden die brauchen?", meint sie besorgt. "ETA etwa dreizehn Tage", er schaut zu ihr, ihm ist schon klar was jetzt kommt. "Dreizehn Tage? Da sind noch viele Biozeichen, wie lange brauchen wir bis da hin?" "Du hast ein viel zu großes Herz meine Süße! Ähm... vier Stunden!", entgegnet er. Der Commander aktiviert die Funkanlage, "Beschädigte Alienstation, kommen! ... Alien-Control... ", ruft er, bekommt aber keine Antwort. "Jesse, die brauchen keinen Funk, das sind Psyker!", meint sie. "Kannst du sie kontaktieren?" "Nein, lass uns einfach hinfliegen." Jesse setzt den Kurs und beschleunigt. Durch die Zeitdehnung des Stardreamers dauert der Flug für die beiden nur wenige Sekunden. Als sie die Station erreichen, brannte sie jedoch schon weitere vier Stunden. "Oh Gott, ich habe noch fünfundfünfzig Lebenszeichen, sie scheinen sich am Heck verschanzt zu haben. Holen wir sie schnell raus." "Moment, ich aktiviere ein Kraftfeld im Frachtraum. Erst mal sehen wer die sind." Jesse erzeugt ein starkes Schild, erweitert dann den Transporter zu einem breiteren Fächer und zieht in langsam über das Heck des fremden Schiffes. "Sie haben Angst Jesse!", meint Hitomi mitfühlend. "Das hattet ihr damals auch", entgegnet er. "Geht das nicht schneller?" "Nicht in dem Fächermodus. Keine Sorge, sie werden sich schon beruhigen. ... Moment noch... so, das waren alle. Noch weitere Biozeichen?" "Nein, das Schiff ist evakuiert", meldet sie und schaut auf den Überwachungsmonitor. Die Gruppe bleibt dicht beieinander, sie stehen geduckt, wie in Abwehrposition. "Es könnte ein Problem mit der Kommunikation geben", meint der Commander während er nach Strahlung, Erregern und Verletzten sucht. "Gut, nur leicht verletzte, keine Störfaktoren. Sie wirken etwas... seltsam, nicht?" "Ja, lass uns runter gehen, mal sehen ob wir mit ihnen reden können." Hitomi nimmt den medizinischen Handscanner, dann gehen sie in Richtung Frachtraum. Die Gruppe steht immer noch in der Mitte des Kraftfeldes auf einem Haufen. Die Außenstehenden sehen aus, als wollten sie Hitomi und Jesse ins Gesicht springen. Sie stehen geduckt, wie Raubtiere vor dem Angriff. Sie sind unbehaart, groß und muskulös. Aschgraue Haut, dunkle Augen. Sie sind mit Schutzanzügen bekleidet, einige Tragen Helme. Manche haben Werkzeuge oder auch Waffen bei sich. "Ähm... Hitomi, die sind scheinbar etwas verärgert", meint der Commander. "Könnt ihr mich verstehen?", ruft sie den Fremden entgegen, richtet den Scanner auf sie. Einer von ihnen richtet seine Waffe auf die Frau und feuert zwei mal, die Blastersalven bleiben im Kraftfeld hängen. Sie knurren und grunzen. Sie streckt ihm die flache Hand entgegen. "Ruhig, es ist nur ein Scanner!", ruft sie. "Die wirken ziemlich aggressiv, was?", meint Jesse, mustert sie finster grübelnd. "Sie sehen nicht so aus als könnten sie Raumschiffe fliegen. "Das können sie auch nicht, eigentlich dürften sie die Waffen gar nicht benutzen können, von sprechen ganz zu schweigen, sie mal", sie deutet auf den Scanner. "Sie haben nur ein winziges Großhirn, dafür sind Mittelhirn, Kleinhirn und Thalamus sehr viel größer als unsere. Ich spüre irgendwie eine psionische Vernetzung. Seltsam." "Was? Du meinst es sind Humanoide mit kollektiven Denken?", fragt er verwundert. Plötzlich tritt aus der Mitte der Gruppe in terranisch wirkender Mann hervor, er trägt den selben Plugsuit wie Jesse und sieht ihn fast etwas ähnlich. Er geht langsam zum Kraftfeld und legt vorsichtig die Hand darauf. Das Feld knistert leise. Er schaut Jesse an. Der Commander ist überrascht, "Na so was! Wie kommen sie den hier her? Verstehen sie mich?", meint er freundlich. Der Fremde schweigt, weist mit der Hand auf die Steuerkontrolle des Kraftfeldes. "Sie möchten raus? Können sie mich verstehen? Sind die anderen Freunde von ihnen?" "Warte Jesse! Er ist kein Mensch!", stößt die Biologin erschrocken aus. "Was? Für mich wirkt er von allen hier am menschlichsten." "Nein, er ist sehr viel weniger Mensch als die anderen. Sie nur, er besteht fast nur aus Muskeln und Nerven, er hat noch nicht mal Knochen!" "Was?!", Jesse schaut ungläubig auf den Scanner. "Jesse er...", stößt sie entsetzt aus. "Was ist?" Sie schweigt bewegungslos. "Hitomi?"Sie schaut ihn an, "Alles Okay!", meint sie und richtet den Scanner auf Jesses Kopf, tippt etwas darauf, hält ihn sich selbst an den Kopf, schaut wieder auf die Daten. Dann schaltet sie ihn ab. "Wir können sie raus lassen." "Was? Nein, wir fliegen sie zu ihrer Welt und setzten sie darauf ab, wir haben genug Daten über sie gesammelt", entgegnet er. "Lass sie raus", meint sie, schaut ihn süß, mit einem schrägen Blick, an. "Hitomi, die haben gerade auf uns gefeuert! Und der Typ sieht mir auch nicht..." "Dann lass ich sie raus", meint sie und läuft zu der Kraftfeldkontrolle. Er springt ihr nach, hält sie fest. "Was soll den das?" Hitomi schlägt ihn blitzschnell auf die Nase und tritt ihn zwischen die Beine. Er schreit auf und geht zu Boden. Sie läuft zur Kontrolltafel und schaltet das Kraftfeld ab. Jesse springt sofort wieder auf, wirft sie zur Seite und reaktiviert das Feld sofort. In dem Moment schafften es jedoch zwei der humanoiden Fremden sich zu befreien und greifen sofort den Commander an. Er versucht sich zusammen zu reißen, der Schmerz ist lähmend, ihm ist spei übel. Seine Nahkampfausbildung bei der imperialen Garde macht aber mit den Fremden kurzen Prozess. Sekunden Später liegen sie mit gebrochenen Genick, reflektorisch zuckend am Boden. Hitomi stürmt wieder zu der Kraftfeldkontrolle. Er packt sie, dreht ihr den Arm auf den Rücken und wirft sie zu Boden, wo er sie fixiert. Dann stößt er einen gequältes Stöhnen aus, ringt nach Luft. Sie wehrt sich immer noch. "Hör auf! Hör auf!", schreit er sie an. "Lass mich frei!", faucht sie, versucht sich loszureißen. "Hör auf!", er stößt sie fest auf den Boden. Sie lässt jetzt locker, "Lass mich frei, sofort!" "Was ist denn los, was machst du denn nur?" "Übergib mir dein Schiff, sofort! Oder ich töte sie!" "Was?", jetzt schaltet er erst, blitzschnell fixiert er das seltsame fremde Alien mit seinem Blick, es steht immer noch an dem Kraftfeld, die Hände darauf gelegt. "Übergib mir das Schiff!", einer der fremden Humanoiden tritt an das Kraftfeld, er reist die Augen weit auf, ein kräftiger Ruck fährt durch seinen Körper. Dann bricht er auf die Knie, ein gurgeln, Blut läuft aus seinem Mund. Er fällt auf das Gesicht, beleibt zitternd liegen und stirbt. "Ich zerfetzte ihr die Eingeweide!" "Nein! Warte! Wir sind gekommen um euch zu helfen! Wenn du ihren Geist kontrollieren kannst, dann weißt du das auch!", sagt er hart aber sachlich. "Übergib mir das Schiff!", sagt das Wesen durch Hitomi drohend. "Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, öffne ich die Frachtluke und blase dich und deine Kumpanen ins All hinaus. Dann beendest du dein Leben in der Kälte das Vakuums! Ich werde euch niemals rauslassen, ihr würdet uns dann sowieso töten", entgegnet Commander Blue mit eisigem Blick. "Du wirst dein Weibchen nicht wieder opfern, gib mir das Schiff!" "Ja, sie war schon einmal tot! Wenn du sie umbringst, vernichte ich dich, bombardiere deine Heimatwelt und werde sie ganz einfach wieder reanimieren! Verstanden? Ich weiß nicht ob es euch aufgefallen ist, aber wir kontrollieren Hunderte Sternensysteme. Wir haben Millionen von Schiffen! Wie lange glaubst du, überlebt ihr einen Krieg gegen uns? Also gib Hitomi frei, das ist meine letzte Warnung!" "Ihr seit starke Geister!", meint das Wesen nach einem zögern, "Wer führt euch?" "Niemand! Wir führen uns selbst, wir lassen uns nicht gern kontrollieren!" "Du kontrolliert dein Weibchen!" "Nein, sie kontrolliert sich selbst." "Du hast ihren Geist verletzt!", spricht das Wesen durch Hitomi. Er blickt entsetzt auf seine Gefährtin, die er immer noch auf den Boden drückt. Sie atmet ruhig, zeigt keine emotionale Reaktion. "Es gab damals keinen Ausweg", antwortet Jesse leise. "Aber ich kontrolliere sie nicht damit!", ergänzt der dann lauter, "Lass sie los!" "Du hast ihren Geist verletzt, obwohl sie dich liebte." "Du hast einen deiner eigenen Leute umgebracht, als Machtdemonstration! Willst du mich maßregeln?", zischt Jesse, wird langsam ungeduldig mit dem Alien. "Ihr tötet auch Tiere. Ihr tötet eure eigene Art aus niedrigeren Beweggründen!" "Ahh... Oh Gott, mein Kopf!", jammert Hitomi. "Hitomi?! Bist du das?" "Aua Jesse, du tust mir weh", entgegnet sie klagend. "Ich lasse lockerer, aber ich kann dich nicht loslassen, versteh das bitte", meint er. "Schon klar, ... Ich wollte dir nicht weh tun, tut mir leid." "Mach dir keine Gedanken, ich bin okay. Du warst nicht du selbst. Ist er noch mit dir verbunden?", fragt er forschend. "Ja, er ist mit meinen Sprach- und Logikzentren verbunden. Aber er kontrolliert mich nicht mehr", antwortet die Biologin. "Kontrolliert er die anderen genau so?""Ja, sie haben nur ein sehr rudimentäres eigenes Bewusstsein!" "Mich kann er offensichtlich nicht kontrollieren", meint Jesse und mustert das Wesen. "Nein, du bist psionisch taub wie eine Marmorsäule!" Plötzlich beginnt das fremde Wesen seine Form zu verändern, die menschliche Gestalt verschwimmt zu einem Fleischkloß. Dann formt er sich in ein seesternartiges Wesen um, fünf Arme, vier Meter im Durchmesser. Rote und gelbe Warnfarben fließen über seinen Körper, wie die Farbveränderungen auf einem Tintenfisch. Jesse richtet Hitomi auf, hält sie aber noch von hinten fest."Sie dir das an, dazu war also der seltsame Sitz in dem Schiff. Was sind das für Wesen?" "Es sind Kopffüßler, mariner Herkunft", meint sie leise. "Diese... Sie haben die Menschen versklavt?!", stößt er aus. "Nein, sie haben sich über Jahrmillionen symbiotisch zusammen entwickelt. Die Humanoiden auf dieser Welt brauchten nie einen größeren eigenen Geist, dass denken haben diese... Morphen für sie übernommen. Anfangs benutzten sie die Menschen um sich von ihnen füttern zu lassen, oder um ihre Jungen zu schützen. Dafür versetzten sie sie in einen rauschartigen Zustand. Später begannen sie gezielt ihr Bewusstsein zu beeinflussen, bis sie sie kontrollieren konnten." "Dann sind sie so etwas wie Körperteile von denen", langsam wandelt sich Jesses Wut in erstaunte Neugier. "Ja, könnte man so sehen. Jeder Morph kann etwa 100 Menschen kontrollieren", meint sie. "Jesse! ... ich ... Kannst du unsere Fracht retten? ... Au! Lass das gefälligst! Teile mir vorsichtig mit was du sagen willst, und dann sag ich es Jesse. ... Umständlich! ... Ah ...!" Das Wesen kriecht an dem Kraftfeld entlang, wie eine Schnecke auf einer Glasscheibe."Schluss jetzt damit, ich werde sehen was ich tun kann!", ruft ihm Jesse zu und geht mit Hitomi in Frachtraum Eins. "Was wollen wir hier?", meint sie. Der Commander schiebt sie in den Frachtraum und aktiviert ein Kraftfeld. Sie schaut in ängstlich an, "Jesse ?!", sie legt die Hand auf das Feld. "Tut mir leid, ich setzte sie erst ab. Sobald wir das System verlassen haben, lass ich dich raus. Okay?" Er legt seine Hand von außen gegen ihre, getrennt durch das Feld von gerade einem Nanometer Stärke, aber undurchdringlich. Dann läuft er zur Brücke, startet sofort in Richtung Exackio 1, der Heimat der Morphen. Als der Commander zurück in den Frachtraum kommt, in dem er seine Gefährtin vorübergehend inhaftiert hatte, sitzt sie auf dem Boden. Sie wirkt traurig. "Wir sind weg! Spürst du sie noch?" "Nein, hast du ihre Fracht noch mitgenommen?" "Ja, sie liegt in Frachtraum Zwei", meint er und deaktiviert das Kraftfeld. "Wieso? Oh nein, du hast es ihnen gestohlen?!" "Also, ich würde es ehr als Aufwandsentschädigung bezeichnen." Sie schaut ihn böse an, verschränkt die Arme. "Ja, du hast recht, ich hab es ihnen gestohlen." Sie schaut immer noch böse. "Hey, dieses Mistvieh hätte mich fast meiner Reproduktionsfähigkeit beraubt!" Sie grinst peinlich berührt. "Ja, ... und mich hat er dazu als Werkzeug benutzt", sie geht auf ihn zu und legt ihre Hände auf seine Brust. "Alles noch dran?" "Sicher, der Anzug hat das schlimmste vermieden, aber es war doch recht unangenehm. Hast 'nen fiesen Tritt drauf." "Was ist... Was war... den deren Fracht?", meint sie neugierig. "Gut 400 Tonnen wertvolle Metalle, bereits raffiniert", meint er grinsend. "Wie viel ist das wert?" "Uh... ich färbe wohl auf dich ab, was? Na ja, so etwa 650 Kilokreds." "650.000! Wow! Für den kleinen Tritt?!" "Und ihre Rettung! Außerdem, was heißt hier kleiner Tritt, willst du noch Kinder oder nicht?", entgegnet er schmunzelnd. "Da ist etwas Dunkles in dir, Commander", sie wirkt dabei sehr analytisch und ernst. Sie schauen sich beide eine Weile schweigend an. "Kannst du dich an alles erinnern, was passiert ist, als der Morph dich unter Kontrolle hatte", fragt Commander Blue dann zögernd. "Ja, ... auch wenn ich nicht alles... verstanden habe, Jesse?!", meint sie etwas ängstlich. Er nickt, schaut sie lange mit kühler Mine an. "Hitomi, du weißt, dass ich dich liebe?" "Ja", haucht sie. Er umarmt sie sanft. "Ich kann mich an nichts erinnern, was du mir angetan haben könntest, aber der Morph war sich da sehr sicher. Was meinte er damit, du hättest meinen Geist verletzt?" "Du weißt auch, das ich ihm die Wahrheit sagte, als ich darauf antwortete?" "Ja, aber... ich würde es schon gern wissen wollen, es geht ja um mich dabei." "Die anderen Beethtianer können sich auch nicht daran erinnern. Genau so wenig wie die Quanvéaner und etwa 99% aller Inener", antwortet er ausweichend. Sie stutzt, "Was? Was soll das heißen?" "Wenn ich dich nicht mitgenommen hätte, damals in der Bar, könntest du solche Fragen auch nicht mehr stellen, Hitomi." "Du machst mir Angst, was ist passiert?" "Ich erkläre es dir, aber bitte... vertrau mir! Du musst mir vertrauen! Okay? Ich habe niemals, auch nur mit einer Nervenfaser daran gedacht, dir zu schaden! Glaubst du mit das?", er streichelt ihr über die Wange und streicht ihr das Haar aus dem Gesicht. "Ja", flüstert sie fast tonlos. "Lass uns langsam zu Brücke gehen... Das Inena Imperium ist sehr stabil, die Regierung genießt ein treues dankbares Volk. Es gibt natürlich auch Antipathien gegen die Herrschenden, aber diese halten sich in Grenzen, vor allem was ihre Qualität betrifft. Und natürlich sind diese Antipathien auch erwünscht, wenn niemand über Probleme nörgeln würde, könnte man sie nicht entdecken und beheben. Diese absolute Loyalität geht so weit, das feindliche Agenten keine Möglichkeit besitzen die Moral zu destabilisieren." "Das ist alles sehr schön, aber was hat das...", Hitomi stockt der Schritt, sie schaut Jesse in böser Erwartung an. "Komm", meint er sanft. "Was ich dir jetzt erzähle, ist streng geheim, du musst es am besten gleich wieder vergessen! Klar!?""Okay." "Also, wenn inenische Kinder in die Schule kommen, mit dem 4. Lebensjahr, macht das Gesundheitsamt bei ihnen eine Einschuluntersuchung. Das Gesundheitsamt ist eine Subsektion des OIS, des Ordens inenischer Sicherheit." "Das ist euer Geheimdienst, bei dem du Mitglied bist." "Ja, die Einschulungsuntersuchung beinhaltet eine Subkonditionierung." "Oh Gott, ich habe es befürchtet! Eine Gehirnwäsche?! Was hast du mit mir gemacht?" Sie bekommt Angst, hat er sie die ganze Zeit nur benutzt? Aber er liebt sie, sie kann es spüren. Das beruhigt sie ein wenig. "Ruhig, lass mich erst mal ausreden, bitte. In der Zeit, als wir nach Alkait geflogen sind, unser erster gemeinsamer Trip, wurden alle Beethtianer auf Inena im Rahmen einer gesundheitlichen Routineuntersuchung subkonditioniert. Bis auf dich", erklärt er und schaut ihr in die Augen. "Was?" "Auf Mitterand kontaktierte mich dann der OIS und wollte, dass ich dich zu diesem Zweck zurückbringe. Ich weigerte mich, aber sie bestanden darauf." Sie schaut ihn entsetzt an, sie fühlt Traurigkeit und ein schlechtes Gewissen in ihm. "Dann hast du es selbst getan. Nicht war?", flüstert sie betonungslos. "Ja", haucht er, starrt durch sie durch, fixiert sie nach einer Weile wieder. "Ich wollte nicht, dass sie dich zu sehr verändern. Ich wollte einen Menschen an meiner Seite, keinen Sklaven. Du bist Wissenschaftler, wie ich. Ich hasse diese ewigen Kämpfe. Mein Vater zeigte mir eine Methode, eine stark abgeschwächte Form der eigentlichen Veränderung vorzunehmen, ohne das es die Neurale-Psychoengramografie einen Unterschied anzeigt. Der OIS geht anhand des NPEG Profils davon aus, dass du genau wie die anderen behandelt wurden bist. Mein Vater hatte es bei mir auch so gemacht. Der Imperator weiß das sogar. Aber sie waren Freunde, er und mein Vater", führt er aus, seine Gedanken verlieren sich wieder."Was hast du mit mir gemacht? Was haben die mit meinen Leuten gemacht Jesse!", stößt sie aus, ihre Stimme zittert, als wollte sie gleich in Tränen ausbrechen. "Was deine Leute betrifft... Sie könnten niemals bewusst dem Imperium schaden, egal was auch passiert. Das ist die primäre Wirkung. Uneingeschränkter gehorsam für das Imperium von Inena und die perfekte Verdrängung der Subkonditionierung sekundär", antwortet er sachlich. Er senkt den Kopf, will es ein für alle mal klären. "Und es kommt noch besser, ich trage im Grunde die Verantwortung dafür." "Was!?", stößt sie aus. "Als ich euch fand... Ich glaubte nicht noch Überlebende zu finden, die Schäden an eurer Welt waren verheerend. Die Befehle des Imperators waren eindeutig; keine Überlebenden. Doch ich konnte, ich wollte euch nicht vernichten. Ihr hattet doch damit nichts zu tun. Ich kontaktierte den Imperator und versuchte ihn zu überzeugen euch am Leben zu lassen. Ich war es, der die Idee hatte, mit den Delegationen. Ich musste mir irgendetwas ausdenken um dem Kaiser einen Vorteil zu servieren, euch zu verschonen. Ich dachte erst daran einfach wegzufliegen und zu sagen, dass es keine Überlebenden gab. Aber ihr wärt gestorben da unten. Hätte ich euch auf eine andere Welt gebracht und es wäre aufgeflogen, hätte euch das Archenar Imperium oder die Solare Föderation vernichtet. Es gibt keinen offiziellen Krieg, sie hätten euch als Zeugen niemals Überleben lassen. Also machte ich den Vorschlag euch zu subkonditionieren, um eine absolut loyale Kolonie zu erschaffen. Das war der Preis für euer Fortbestehen."Sie sieht ihn wie desillusioniert an, "Du hast mich die ganze Zeit belogen!?" "Ich habe es dir verheimlicht, ja. Aber ich habe dich nie belogen!", spricht er leise, will sie umarmen doch sie weicht zurück. "Nein, fass mich nicht an!", stößt sie aus. "Okay, okay... Verdammt Hitomi! Es ist der Geheimdienst, was hätte ich den tun sollen? Hätte ich dich zurück gebracht und sie hätten es getan, wärst du gar nicht in der Lage darüber nachzudenken!" Sie sieht ihn kopfschüttelnd an, Tränen laufen über ihr Gesicht. "Und meine Gefühle zu dir? Sind die auch nur Teil deiner Spielchen?", sie bekommt Kopfschmerzen, nährt sich zu sehr den blockierten Fragen in ihrem Geist. "Nein! Nein!", er setzt ein Knie auf den Boden, hebt die Hand, "Ich schwöre es dir!" "Woher soll ich es wissen, wie kann ich dir noch vertrauen?" "Was ich mit dir gemacht habe, ist eine stark abgeschwächte Version dessen, was der Geheimdienst mit deinen Leuten gemacht hat. Du kannst hinterfragen, du würdest niemals etwas tun, was gegen deine Moralvorstellungen verstößt. Du bist sogar noch in der Lage ... mich zu hassen. Bitte Hitomi, ich hätte dir auch irgend einen Mist erzählen könne. Das ist die Wahrheit! ... Es ist die Wahrheit." Sie spürt seinen Schmerz und die Furcht sie zu verlieren. Obwohl er weiß, dass sie ihn nie verlassen könnte, es sei den er befiehlt es ihr, hat er Angst ihr Vertrauen zu verlieren. Obwohl er dafür gesorgt hatte, dass sie ihn nie hintergehen könnte, fürchtet er um ihre Liebe. Er erhebt sich, steht geknickt vor ihr. "Es tut mir leid, ich hoffe du kannst mir verzeihen. Ich... ich hätte es dir schon früher sagen sollen. Ich liebe dich." Sie schaut eine Weile verletzt an ihm vorbei, dann nimmt sie Haltung an. "Bitte um Erlaubnis wegtreten zu dürfen, Commander", meldet sie kalt. "Wo willst du hin?", flüstert er. "In mein Quartier", ihre Gesichtszüge werden hart, sie reibt die Zähne auf einander. Er nickt ihr zu, "Erlaubnis erteilt", flüstert er, seine Stimme versagt. Sie geht in Richtung Panoramaring, beginnt dann zu laufen. In ihrem Zimmer wirft sie sich aufs Bett, weint bitterlich. "Toll gemacht, ganz große Klasse... Scheiße!", murmelt Jesse zu sich selbst. Er hätte ihr sagen sollen, dass der Morph das Lichtproblem meinte, oder dass er sie ohne ihr Einverständnis reinkarniert hatte. Warum musste er ihr nur die Wahrheit sagen? Er bereut es schon. Er sieht ihr kurz nach, geht dann langsam auf die Brücke. Er springt nach Inena, fliegt zum Kawasaki Terminal und verkauft die Ladung. Er sitzt dann lange gedankenlos vor sich hin starrend da, fühlt sich leer. Er hofft so sehr, das sich Hitomi beruhigt, bis sie sich plötzlich über Bordfunk meldet. "Jesse, kommst du bitte in mein Zimmer?", ertönt leise ihre Stimme. "Ja klar, bin schon auf dem Weg." Als er ihre Tür erreicht, meldet sie sich schon, "Komm rein." Er tritt ein, sie hockt vor einem Tisch, weist mit der Hand auf den Platz vor sich. Sie wirkt immer noch reserviert, aber ihr Gesicht ist sanfter. "Eine Teezeremonie? Woher hast du all das?", er setzt sich hoffnungsvoll. "Hast du meine Instinkte verändert?", fragt sie ihn leise. "Nein", entgegnet er ihr kopfschüttelnd. "Warum hast du eine Direktverbindung zum Imperator?" "Mein Vater und der Kaiser waren Freunde. Er war vor Grichenko Direktor des OIS." Sie sieht in lange an, beginnt dann Teepulver in eine Schale Wasser zu rühren. "Was ist mit deinem Vater passiert?" "Er wurde abgeschossen, zusammen mit Mutter... und meiner Schwester. Ein Piratengeschwader. Kurz darauf bin ich Pilot geworden", antwortet er leise. "Tut mir leid", meint sie. "Hitomi, ich... ich würde es alles ungeschehen machen, wenn ich es könnte." "Was ist das für eine Prozedur? Wie geht das mit der Subkonditionierung?" "Schlafhypnose... Es tut mir so leid." "Wann?" "Noch auf Mitterand." "Wenn es der Morph nicht aufgedeckt hätte, hättest du es mir irgendwann gesagt?" "Ich weiß es nicht. Ich kann dir das nicht beantworten", entgegnet er zögerlich. "Schwörst du mir, mich nie wieder zu belügen, Geheimdienst hin oder her?" "Ja, ich schwöre es dir." "Wenn ich gehen wollte, würdest du mich gehen lassen?", sie fühlt eine seltsame Schwingung in ihm, spürt wie sich sein Herz verkrampft. "Sicher... aber... ich würde dich bitten zu bleiben... Ich liebe dich." "Ich weiß", sie reicht ihn die Schale mit Tee. "Danke, das du mir die Wahrheit gesagt hast", meint sie, ein sanftes Lächeln huscht über ihr Gesicht. Der äußere Ring Sol System, Titan City 22.02.3231 Hitomi erwacht im Suspensionstank, sie erkennt Jesse. Zischen strömt die Kontaktflüssigkeit aus dem Behälter, der Glaszylinder öffnet sich. Er legt ihr ein Handtuch um. "Na mein weißer Engel, wie fühlst du dich?", meint er liebevoll. "Gut, und du?", sie legt die Hände auf seine Brust. "Ich auch", er reibt sie sanft mit dem Handtuch ab. "Ja, aber hier zieht es noch, nicht war?", sie streichelt ihn über das Sonnengeflecht unterhalb des Brustbeines. "Schlechtes Gewissen, das ist gut", sie nickt und grinst ihn an, umarmt ihn dann zärtlich. "Aber es reicht jetzt auch." Er küsst sie auf das Haar. "Danke", meint er leise. "Wer wäre ich, wenn ich dir nicht vergeben könnte, außerdem verstehe ich deine damalige Situation. Du hast uns damit gerettet und das ist das einzige was wichtig ist. Ich war nur im ersten Moment so... ", beginnt sie, schüttelt dann kaum spürbar den Kopf. "Ich weiß, ich hätte es dir nicht verheimlichen sollen, aber ich hatte Angst." "Es ist gut Jesse. Es ist aus der Welt, deshalb hast du mir doch auch alles erzählt, nicht war?", meint sie, löst sich dann aus seiner Umarmung und legt den Plugsuit an."Hitomi, du hattest gesagt, dass etwas dunkles in mir ist. Du hast recht. Ich bin nicht Pilot geworden um auf fremden Welten Archäologie zu betreiben oder um zu Handeln." "Rache ist eine gute Motivation, aber auch eine gefährliche", ergänzt sie ihn. Er lächelt, legt den Arm um sie und geht mit ihr in Richtung Brücke. "Ja. Ich habe mir einen Krait Angriffsjäger geholt, weil er vier Raketen tragen kann, schnell und wendig ist. Ich habe ihn völlig umgebaut. Ich war vom Rachegedanke so getrieben, dass ich meinen Feldzug akribisch genau plante. Der Standard-Hyperdrive wurde durch einen Militärischen ersetzt. Der war deutlich kleiner als der normale, produzierte zwar erschreckend viel Atommüll, aber das war mir egal. Die Pilotenkanzel habe ich verkleinert, ich passte kaum noch rein. Die Koje habe ich auch rausgebaut. Dafür bekam ich dann vier Nanotec-Schildgeneratoren hinein. Und noch einen 5MW Pulslaser! Am Ende war das kleine Schiff ein dämonisches Meisterwerk. Ich jagte Piraten, ich brachte Hunderte zur Strecke." "Kann ich verstehen, manchmal nachts, wenn die Dämonen kommen, dann träume ich auch davon, es ihnen Heimzuzahlen. Den Großmächten meine ich. Aber es ist unrealistisch, das sind keine Piraten." "Ja, leider. Na ja, irgendwann kam Linda zu mir, meine alte Schulfreundin. Ich sollte sie zu einer Ausgrabungsstätte fliegen, wir kamen zusammen. Sie hat mich von meinem Zorn befreit. Aber manchmal... ... Ich flog auch Missionen für den Imperator. Ich habe viele fragwürdige Dinge getan. ..." "Mag sein, aber auch großartiges. Du hast zum Beispiel eine ganze Spezies gerettet, vielleicht sogar zwei. Wer kann das schon von sich behaupten", meint sie aufmunternd. "Ich habe dafür aber auch einen super Preis bekommen!", meint er lächelnd. "Was?", meint sie etwas verwirrt. "Dich!", er umarmt sie fest. "Ach Hitomi! Es war so ein Glück das ich dich damals aufgegabelt habe. Du bringst Licht in meine Dunkelheit", flüstert er. Sie krault ihn im Nacken, "Du bist mir schon ein seltsames Alien!" Im selben Moment ertönt eine Alarmsirene, "Notruf!", meldet der Computer. Die beiden rennen zur Brücke. Commander Blue aktiviert den Kanal. "Hier ist Commander Yui O'Connor von der ISW Duval wir werden Angegriffen!" "Yui! Hier Commander Blue, Yui, wo bist du?", ruft Jesse zurück. "Jesse! Gott sei Dank! 36 Ophiuchi Gitter –2,-1! Kannst du uns helfen!", Jesses Kollege von der Raumwache sieht gestresst aus. "Ich komme sofort!", meldet der Commander, "Hitomi!" "Ay!", sie berechnet den Kurs, "17,71 Lichtjahre! Voraussichtliche Reisezeit: 36 Stunden!", meldet sie. "Wird das reichen?", fragt Jesse. "Ja, beeil dich Commander, wir halten die Stellung!", er beendet den Kontakt. Jesse startet sofort und aktiviert den Hyperraumsprung, scheinbar drei Sekunden später haben sie das Zielsystem erreicht. Er aktiviert sogleich die taktischen Langstreckenscanner. "Verdammt! Verdammt!", presst er durch die Zähne. Hitomi erkennt das Problem schnell, die Duval befindet sich gut 75 astronomische Einheiten von ihnen entfernt. Ein sieben Tage Interplanetar-Fulg. Das Schiff wird von vielen föderalen Jägern angegriffen, es ist beschädigt. "Duval kommen! Yui!", ruft Jesse. "Ja... Das wird so nichts... wir halten nicht mehr lange durch!" "Ich weiß! Kannst du springen?" "Ja, aber ich bin zu langsam! Die überhohlen mich und lauern mir auf der anderen Seite des Tunnels auf!", er schüttelt den Kopf. Man erkennt die Erschütterungen der Raketenexplosionen auf dem riesigen Basisschiff, Yui beißt die Zähne zusammen. Die beiden schweigen, sie grübeln verbissen an einem Ausweg. Hitomi ergreift das Wort. "Können wir nicht gleich hinterher springen? Dann können wir das Gebiet säubern, bevor Sie aus dem Tunnel kommen." "Ruhe!", zischt O'Connor. Sie hält sich erschrocken die Hand auf den Mund. Yui schaut nach einem weiteren Moment der Grübelei die junge Frau an. "Im Zielsystem öffnen sich Dutzende Sprungtore in einem Radius von 10 astronomischen Einheiten um den Stern, es sind zu viele, ihr schafft das nicht, zu wenig Zeit", erklärt er. "Wie kamen die so schnell hier her?", fragt Jesse. "Sie sind von Wolf 630 reingesprungen, es war ein Hinterhalt." "Yui, du musst hier weg! Du musst springen!", Commander Blue insistiert. "Ich bin hier und da verloren! Ich kann die nicht abschütteln! Verdammt! Ich habe 7000 Mann Besatzung! Wir haben schon fast alle Jäger verloren. ... Kannst du in Transporterreichweite kommen, und mein Schiff evakuieren?" "Nein, der hat nur knapp 20.000 Kilometer Reichweite, außerdem bekomme ich allerhöchstens 5000 Mann unter, und dann wird es schon schwierig mit der Lebenserhaltung!", entgegnet er kopfschüttelnd. Beide schweigen wieder. Hitomi hat eine undefinierbare Angst. Sie hat nie Kampfhandlungen miterlebt. Auf ihrer Heimatwelt bekam sie davon fast nichts mit, sie war verschüttet und bewusstlos. Jetzt ist sie mitten drin in einer Raumschlacht. Mitten drin im Krieg, den es eigentlich gar nicht gibt. "Mach einen Fehlsprung!", meint der Commander dann. "Was? Das ist ein Langstreckenkreuzer! Ich könnte sonst wo rauskommen! Wenn mir mein Triebwerk dabei zu Bruch geht, verhungern wir im interstellaren Raum!" "Mein Schiff ist extrem schnell, wenn du nicht zu weit von einem System heraus kommst, kann ich dich schleppen! Außerdem muss es ja nicht sein, dass das Triebwerk beschädigt wird. Und es kann genau so gut sein, dass du ganz in der Nähe rauskommst." "Wenn mir das Triebwerk ausfällt, ist es egal...", beginnt er. "Du musst springen, es ist die beste Chance. Es ist die einzige Chance! Ich warte auf deinen Ruf und komme dir mit allem was du benötigst zur Hilfe!", unterbricht ihn der Commander. O'Connor schaut mürrisch über seine Brücke. Schüttelt immer wieder den Kopf. Jesse steht auf und geht an den Monitor. "Yui, hier stirbst du mit Sicherheit! Spring!" "Das ist total bescheuert Jesse!" "Ich weiß!" Er beißt die Zähne zusammen. "Wird schon schief gehen!"Er nickt. "Okay... ich rufe dich, sobald wir raus kommen... wenn wir rauskommen." "Viel Glück!", meint Jesse leise und deaktiviert die Verbindung. Einige Sekunden später springt die Duval in den Hyperraum. Die feindlichen Jäger stoppen, treiben eine Weile im All. Sie versuchen herauszufinden wohin ihr Ziel gesprungen ist. Als sie erkennen, dass es ein forcierter Fehlsprung war, suchen sie ein neues Ziel und rasen auf die Zynaps zu. Jesse aktiviert die Kommverbindung. "Achtung föderale Jäger! Hier spricht Commander Blue, föderale Registrierung: Kapitän Blue – 761231-e. Ich habe mich nicht in die Kampfhandlungen eingemischt. Sollten sie mich dennoch angreifen, werde ich mich verteidigen." Es kommt keine Antwort, die Jäger kommen weiter auf das Schiff zu. "Achtung föderale Jäger! Das ist die Zynaps! Ihre Waffensysteme sind gegen meine Neutronium-Panzerung wirkungslos. Brechen sie ihren Angriff ab, oder sie werden vernichtet! Das ist die letzte Warnung!", spricht er kalt und sachlich. "Sie haben mit dem feindlichen Schiff kommuniziert! Warum Kapitän?", meldet sich ein Offizier der föderalen Streitkräfte. "Der Commander des Schiffes ist ein Freund von mir, was dagegen?", entgegnet Jesse. "Er hat unseren Luftraum verletzt!" "Das habe ich aber nicht! Ich bin berechtigt hier zu sein. Das ist ein unabhängiges System. Und im übrigen, die Duval ist ein unabhängiges Schiff! Was tun sie also hier?"Nach einigen Sekunden springen die Jäger aus dem System. Knapp siebzig Absprungtore verglühen im All. Hitomi schaut verwundert diesem Schauspiel zu. "Was war das gerade?" "Die Solare Föderation und des Achenar Imperium haben einen Pakt geschlossen, um unabhängige Systeme zu unterwerfen, das ist aber inoffiziell. Es gibt keinen Krieg!" "Ich dachte die Großmächte bekämpfen sich gegenseitig?" "Tun sie auch, wenn sie sich über das eine oder andere System nicht einig werden können, wie in Beethti", er setzt den Zeigefinger auf die Lippen. "Der OIS versucht die Beziehungen der Großmächte zu destabilisieren, damit sie sich aufeinander Konzentrieren und die unabhängigen Welten in Ruhe lassen. Das ist aber nicht so einfach. Vieles ist nicht so einfach." Die Biologin grübelt eine Weile schweigend, dann geht auch sie an den Schirm. "Was ist ein Fehlsprung?", fragt sie ihn zögernd. Er wendet sich ihr zu. "Fehlsprünge passieren, wenn der Navigationscomputer oder das Triebwerk durch Fehler die Sprungkoordinaten verlieren oder diese fehlerhaft zwischen den beiden Systemen übermittelt werden. Ein forcierter Fehlsprung ist, wenn man den Hyperraum-Antrieb startet ohne Koordinaten einzugeben indem man die Sicherung überbrückt. Den Hyperantrieb sozusagen im Leerlauf arbeiten lässt. Er erzeugt dann einen instabilen Tunnel der an irgendeiner Schwachstelle des Interferenzfeldes wieder in den Normalraum bricht. Da das Interferenzfeld fluktuiert, kann das überall in der Galaxis sein. Oft innerhalb der eigentlichen Reichweite des Triebwerkes, aber das muss nicht sein. Häufig werden Schiffe auch weit über ihre Maximalreichweite in den Weltraum getragen. Meist ist es im interstellaren Raum, dabei ist das Hauptproblem, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa eins zu zehn, der Hyperdrive durchschmort. Dann steckst du tief in der Scheiße! Ohne den Hyperdrive kannst du mit viel Glück vielleicht 2-3 Lichtjahre überbrücken. Dann muss das Schiff ins Trockendock, ist keins in Reichweite, vertrocknest du irgendwo im Nichts", führt Jesse aus. Er geht zurück in den Pilotensitz, "Drück die Daumen! Yui ist ein Freund." "Deshalb sollte Kate nicht auf das Schiff, das Gespräch mit der Raumwache auf unserer ersten gemeinsamen Reise. Das sind keine Meteoriten Ströme, welche die Schäden an den Kolonien angerichtet haben, nicht war? Das sind Kampfhandlungen", flüstert sie. "Ja. Genau wie die Schiffskollisionen in den Nachrichten", ergänzt er und startet den Stardreamer um die Wartezeit zu verkürzen. "Unfälle und Naturkatastrophen sind einfacher zu akzeptieren." Während sich für die Beiden im Schiff nichts zu verändern scheint, beginnt die Zeit um sie herum zu rasen. "Woher kennst du ihn? Ich dachte du magst die Raumwache nicht?""Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Er wollte schon immer zur Raumwache, das war sein Traum. Ich habe auch nichts gegen die Raumwache, es ist nur sehr gefährlich.""Wie alt ist er? Auch so wie Linda und du?", fragt sie neugierig. Yui ist biologisch sicher schon fünfzig. "Er ist ein Jahr älter als ich...", beginnt Jesse als ein Ruf eingeht. Der Stardreamer schaltet sich ab, Commander Blue aktiviert den Kanal."Hey Jesse, du wirst es nicht glauben!", meldet sich der Commander der Duval. "Wo seid ihr? Ist alles Okay?" "Wir hatten Glück im Unglück, das Hyper-Triebwerk ist zwar hin, aber wir können ein System mit dem Standart Fusionsantrieb erreichen. Wir sind 2355 astronomische Einheiten von Beaol entfernt", meint er und grinst dann forschend. "Beaol? Noch nie von gehört. Reich rüber!" "Halt dich fest! Koordinaten: 788,1460. Das ist 13343,74 Lichtjahre von Inena." Hitomi fährt über die Navigationskarte. "Ich habe es... Wow, das liegt im Outer Rim, am letzten Zipfel des Perseus Armes", meint sie überrascht. Jesse geht zu ihr, "Wie lange brauchen wir bis dahin?"Sie sucht einen Kurs, "Eine Kaskade, 7 Sprünge, 38 Tage! Aber schau du lieber noch mal", meint sie etwas verunsichert. Jesse überprüft den Kurs. "Du bist ein Naturtalent. Schneller geht es nicht, Yui. Was braucht ihr an Ausrüstung?" "Na ja, wir können das Schiff nicht bergen. Wir müssen also evakuieren, dazu müsst ihr die Strecke zwei mal fliegen? Hin und zurück... Wir brauchen noch drei Paletten Nutri-Packs und fünf Air-Prozessoren für die Lebenserhaltung. Dann müsste es gehen." "Besorgen wir und dann kommen wir sofort. Seit vorsichtig da draußen." "Wir fliegen weiter auf das System zu, wenn ihr eintrefft, müssten wir schon recht nahe sein. Viel Glück Commander, und danke", entgegnet Yui und beendet den Kontakt. 19.1 Die Zynaps springt aus dem Hyperraum, die Desintegrationsblitze streichen wie Lichtbögen in einer Plasmalampe über die Hülle des Schiffes, das sich schnell von der Austrittswolke entfernt. Das Beaol System ist erreicht.Der Commander ruft sofort den Kreutzer. Nach kurzer Stille öffnet Yui den Kanal."Ah, da seit ihr ja. Treffen wir uns im Orbit von Beaol 1.""Gut", entgegnet Jesse und setzt sofort den Kurs. Die Triebwerke heulen auf. Scheinbar einige Sekunden später, erreichen sie den Planeten, eine Mineralreiche Welt mit dünner Gashülle. Die beiden Schiffe docken zusammen.Yui meldet sich. "Wunderbar Commander, übertragen wir gleich die Fracht. Ähm, wir haben dann hier 632 Mann zum übersetzen auf ihr Schiff.""Was? Warum nur so wenige? Wir können doch gleich die Hälfte evakuieren", entgegnet Jesse verwundert."Darüber müssen wir noch mal reden, mein Freund.""Na gut, ich transferiere euch in den Frachtraum", meint Jesse und deaktiviert die Verbindung.Hitomi ist unruhig. "Seltsam, ich spüre Misstrauen, eine unterschwellige Angst... vor uns! Sie sind sehr gemischter Gefühle durch unsere Ankunft."Jesse aktiviert die Kamera zum Frachtraum. "Bewaffnet sind sie nicht. Also gehen wir mal runter und sehen nach was los ist. Ich sichere vorsichtshalber die Brücke."Im Frachtraum angekommen begrüßt sie Yui, er umarmt Jesse freundschaftlich, reicht Hitomi die Hand."Danke das ihr gekommen seit. Das hier sind alle die... zurück wollen."Jesse schaut verwundert über die Menschenmenge, es sind meist jüngere Frauen."Was soll das heißen?""Wir... also der Rest von uns und auch ich, haben beschlossen hier zu bleiben. Nur diese wollen zurück, sie haben Familie. Wir wollen eine Kolonie gründen. Wir haben genug vom Krieg und Kämpfen. Ich hoffe das ihr nichts dagegen habt", erklärt er.Hitomi spürt eine undefinierbare Furcht vor Jesse in ihm. "Aber warum sollte er was...", sie stockt, er ist doch ein OIS-Agent, der Geheimdienst wird nicht erfreut sein, einen Kreuzer samt Besatzung zu verlieren. Jesse grübelt eine Weile. "Schon gut Yui, beruhige dich. Ich werde sehen was ich tun kann. Nehmt Platz, der Panoramaring ist empfehlenswert. ... Komm Hitomi", meint er und geht mit ihr zurück zur Brücke. Dort öffnet er einen kodierten Kanal zum Imperator von Inena. Hitomi ist erschrocken, nimmt sofort Haltung an."Hallo mein Freund. Was gibt es?""Mein Kaiser, ich hoffe das ich eure Geduld nicht zu sehr strapaziere, wenn ich eine persönliche Bitte äußere.""Raus damit, mein Freund.""Commander Yui O'Connor ist ein Freund von mir. Er ist mit einem Langstreckenzerstörer der Raumwache im Beaol System gestrandet. Dieses System liegt im Outer Rim, gut 13000 Lichtjahre von Inena entfernt. Das Schiff ist nicht mehr zu bergen. Die Crew könnte jedoch evakuiert werden, aber sie bitten darum, eine Kolonie errichten zu dürfen.""Hmmm... eine Kolonie im Outer Rim? Was würde das dem Imperium kosten?""Nichts, nur die Crew", antwortet Commander Blue."Ziemlich weit vom Schuss. Warum nicht, es kommt mir ganz gelegen da draußen Leute zu haben, die mir noch was schuldig sind. Bitte gewährt.""Danke mein Kaiser", entgegnet Jesse freudig. "Es ist nicht zu fassen, alle geheimen Expansionierungspläne meiner Minister sind Scheiße. Und ihr fliegt einfach da draußen herum und besorgt mir eine Kolonie nach der anderen. Das bringt mich auf eine Idee. Wenn ihr dort fertig seit, kommt bitte zu einem Treffen mit Baron von Frait. Es geht um das Schicksal einer kleinen Gruppe gegnerischer Forscher, ich hätte sie gern dabei. Einige meiner Berater meinen, dass von ihnen eine Gefahr ausgehen könnte. Der Baron will sie am liebsten eliminieren. Ich würde gern eure Meinung dazu hören." "Ich werde kommen." Der Imperator trenn die Verbindung. Hitomi schaut Jesse verdutzt grinsend an. "Hat er gerade 'Scheiße' gesagt." "Du solltest ihn mal erleben wenn er ausrastet", entgegnet Jesse grinsend. Sie gehen sofort zu Yui um ihn die gute Nachricht zu überbringen. "Das ist Wunderbar! Danke Jesse. ... Wir haben leider noch ein anderes Problem, aber ich denke dabei kannst du uns nicht helfen", meint Yui."Was ist es denn?""Wir haben 5209 Männer aber nur 722 Frauen. Das wird nicht ganz einfach mit der Kolonie."Jesse grübelt, "Ich hätte schon eine Idee, wie ihr das Problem lösen könntet. Ich könnte euch Frauen besorgen", meint der Commander. "Am besten wären dann noch ungefähr 3000 - 5000 zwischen zwanzig und fünfundzwanzig."Hitomi schaut ihn ungläubig an, "Was hast du vor?"Yui ist ebenfalls verwundert. "Wo willst du Frauen finden, die hier raus wollen?""Da wo es sonst keine Hoffnung gibt", entgegnet Jesse.Er gibt Hitomi ein Zeichen, grüßt noch einmal militärisch und aktiviert den Transporter. Zurück auf der Brücke geht Jesse sofort an die Navigation und wählt einen Kurs."Wir bewegen uns jetzt in einer Grauzone, das hier ist ein Industriesystem des Achenar Imperiums.""Und was wird hier hergestellt?""Sklaven", entgegnet er kurz."Was? Jesse, nein!""Keine Sorge. Sie werden als freie Menschen, nach Beaol gehen.""Was hast du vor", fragt sie, spürt wieder diese dunklen Schwingungen in ihm."Diese Fertigungsanlage ist mir eigentlich schon lange ein Dorn im Auge. Aber wenn ich sie zerstöre, sterben Tausende Unschuldige. Außerdem wird die Anlage so lange wieder aufgebaut, wie die Nachfrage nach Sklave da ist.""Aber wenn du jetzt welche kaufst, dann steigerst du diese Nachfrage!", meint sie verständnislos. "Ja, es ist mir bewusst. Aber wenn ich sie nicht kaufe, nimmt sie ein anderer. Die meisten jungen Frauen landen in speziellen Bordellen, etwa 80% überleben keine sechs Monate.""Was? Was passiert dort mit ihnen?", fragt sie ihn zögerlich."Sklaven haben in den meisten Systemen keine Rechte.""Aber Sklaverei ist doch in vielen Systemen verboten.""Ja, das bedeutet in den meisten Fällen, dass Sklaven, genau wie alle anderen beschlagnahmten Schmuggelwahren, vernichtet werden. ... In diesen speziellen Bordellen, kommen viele bei den... Spielchen um, andere werden getötet weil sie so sehr verletzt werden, dass sie nicht mehr arbeiten können. Wenn sie keinen Profit mehr bringen, werden sie ihre Besitzer nicht weiter verpflegen."Hitomi verkrampft sich das Herz, sie fühlt jedoch kaum eine Reaktion in ihm."Manchmal bist du ein kalter Mensch", meint sie leise.Das Schiff rast durch das Vakuum und erreicht bald die Zuchtanlage. "Jesse, ich will das nicht, so nicht.""Diese Menschen sind hier und es werden nicht die Letzten sein. Heute können wir zumindest die retten, die hier sind. Morgen sind sie vielleicht schon tot", entgegnet er.Sie verschränkt die Arme, schaut in bockig an."Sie mal, ... pass auf, ich mache dir einen Vorschlag. Ich richte mich in diesem Fall nach dir, aber wir sehen sie uns erst an. Du entscheidest, was mit ihnen passiert, okay?""Nein Jesse, ich will hier weg!""Erst sehen wir sie uns an. Das ist ein Befehl!" "Und wenn ich dann wieder gehen will, wirst du es tun? Ohne Diskussion?""Versprochen!", meint er.Der Commander nimmt zwei medizinische Scanner und koppelt sie zum Datenabgleich. 19.2 Der Commander und seine Gefährtin werden freundlich auf der Station empfangen. Die Räumlichkeiten sind luxuriös eingerichtet, Marmor, Edelstahl und Glas. Der Reichtum der Gilde ist unverkennbar."Was können wir für sie tun?", fragt ein Angestellter."Wir sind hier um uns die...", Jesse zögert kurz, schaut Hitomi an, "...Waren ansehen", fährt er dann fort."Soll es etwas bestimmtes sein?""Ja, weiblich, zwischen zwanzig und fünfundzwanzig, intelligent und lernfähig.""Da empfehle ich ihnen die Sigma Gruppe. Sie sind sehr intelligent und empfindsam, die Lernfähigkeit ist nur ein Nebeneffekt.""Was ist ihr hauptsächlicher Verwendungszweck?", fragt der Commander."Die Hauptnachfrage für diese Altersgruppe sind Erotik-Bars aus Delta Pavonis und den Minenkolonien. Meist exklusivere Clubs für Vorstände und bessergestellte Kunden die sich den höheren Preis für die bessere Subkonditionierung und Empfindsamkeit leisten können.""Haben sie die Möglichkeit eine Subkonditionierung rückgängig zu machen?""Nein, das ist nicht möglich. Aber sie werden zufrieden sein. Durch ihre erhöhte Intelligenz und der gesteigerten Empfindsamkeit, sind sie sehr leidensfähige und situationsbewusste Gespielinnen für gehobene Ansprüche. 6500 Kredite für einen.""Die Normalen sind sehr viel günstiger, was ist der Unterschied?""Nun, die Alphas sind sehr viel einfacher strukturiert, es sind in dieser Gruppe reine Erotik-Modelle, ohne besondere Ansprechbarkeit. Die Sigmas sind sehr viel besser geeignet für SM oder härteres, da sie ihre Umwelt klarer wahrnehmen."Hitomi ist angewidert, sie versucht jedoch es sich nicht anmerken zu lassen."Kann man diese Sigmas auch zu anderen Zwecken nutzen?", fragt Jesse weiter."Sicherlich, aber das wird kaum gemacht.""Sie meinen, sie werden nur gequält und getötet zum Spaß anderer Leute?", stößt Hitomi aus.Jesse wirft ihr einen ernsten Blick zu, sie soll sich beruhigen."Aber meine verehrte Dame, unsere Sklaven spüren davon nichts, das verhindert die Subkonditionierung.""Das glaube ich ihnen nicht, es sind doch Menschen, keine Robotter", entgegnet sie zickig."Kommen sie Miss, ich demonstriere es ihnen."Sie gehen in einen der Vorführungsräume. Sie sind Riesig."Diese Hallen werden auch für Auktionen und Massenversteigerungen genutzt", erklärt der Angestellte der Verkaufsabteilung, wendet sich dann einer Kollegin zu. "Anita, könnten sie uns mal fünf Sigmas reinholen.""Natürlich", entgegnet diese, geht in einen der direkt angrenzenden Lager und kommt sogleich mit fünf der Sklaven zurück. Sie wirken erst etwas verängstigt, nehmen dann aber Haltung an."Sie haben Angst!", meint Hitomi mitfühlend, durch ihre mentalen Fähigkeiten entgeht ihr das nicht."Das sieht nur so aus. Das sind unsere Sigmas. Passen sie auf. ... Du, tritt vor", befiehlt er einer der Frauen. "Anita, darf ich bitten.""Natürlich", haucht diese und zieht eine Elektrobolt-Kanone.Noch bevor die beiden Richtig erkennen, was die Mitarbeiterin der Gilde da in der Hand hält, wird die Sklavin von einem starken Elektroschock zu Boden geschleudert. Sie schreit auf und beginnt krampfend zu zittern."Nein!", stößt Hitomi aus, presst sich die Hände auf die Brust, ihr Gesicht ist schmerzverzerrt. Sie konnte es nicht so schnell abblocken."Hören sie sofort auf damit!", schreit Jesse."Keine Sorge, ihr fehlt nichts", meint der Händler. "Steh auf!", befiehlt er der wimmernden Sklavin.Sie erhebt sich, erst kraftlos, dann schnell. Sie hält sich noch einem Moment die Rippen, nimmt dann aber Haltung an. Hitomi spürt wie der Schmerz aus ihrem Bewusstsein verschwindet."Tut es weh?", fragt die Angestellte."Nein Master!", antwortet sie."Aber es hat weh getan! Das habe ich genau gespürt!", fährt Hitomi dazwischen."Schluss jetzt!", staucht sie Jesse barsch zusammen. "Wie viele haben sie von den Sigmas da?", fragt er dann bei dem Händler nach."Nun, etwa 5500", meint der Händler. "Haben sie etwa mentale Fähigkeiten, junge Frau?", meint er dann neugierig zu der Beethtianerin."Sklavin, komm bitte her", befielt Jesse der Gefangenen. Sie tritt nähr, versucht die Angst zu unterdrücken. "Wie viele von euch werden hier täglich verkauft?", fragt er sie."Durchschnittlich 1000, Master." "Du weißt wo hin?", fragt der Commander weiter."Ja, Master ... ", beginnt sie. "Wie hoch ist dort eure durchschnittliche Lebenserwartung?"Sie zögert kurz, "Etwa drei Monate.""Und gefällt dir das?"Sie ist verunsichert, "Master?" "Antworte einfach auf die Frage." "Es... es ist das Recht des Masters... sein Eigentum zu zerstören", entgegnet sie. Hitomi entgeht das zittern in ihrer Stimme nicht. Jesse zischt eine Lachen durch die zusammengebissenen Zähne, wendet sich Hitomi zu. "Überlassen wir sie ihrem Schicksal, oder nehmen wir sie?""Ach verdammt Jesse!" Er beugt sich zu ihrem Ohr, "Irgendwann schalten wir sie aus, aber heute nicht", flüstert er seiner Gefährtin zu. "Also?" "Ja, natürlich nehmen wir sie mit, ich kann mich nur nicht mit dem Gedanken anfreunden, Sklaven zu kaufen.""Ich will alle sehen! Wir nehmen wahrscheinlich 3000 bis 3500 mit. Was jetzt kommt, wird noch unangenehmer", sagt er dann zu seiner von Konflikten geplagten Freundin, zögert dann kurz. "Nimm du sie auf dem Schiff in Empfang, ich mache das hier allein. Okay?""Okay, was hast du vor?""Ich muss sie sortieren, Verwandtschaft, grobe genetische Gesundheit und natürlich Kompatibilität", erklärt er ihr."Oh Gott, das ist ja wie auf einem Viehmarkt", sie schüttelt den Kopf."Aber du verstehst warum?""Ja, sicher", entgegnet sie kurz.Als Biologin ist ihr schon klar, das die Gesundheit der ganzen neuen Kolonie davon abhängt. Die Sklaven dürfen nicht zu sehr mit einander verwandt oder gar genetisch krank sein. Ihr schnürt es den Hals zu. Die ersten 500 Sklaven betreten den Raum."Pass auf Hitomi, um sie nicht all zu sehr zu verängstigen, gehst du mit den ersten mit rauf", meint Jesse."Ja, hast recht", sie aktiviert den Transporterstrahl, das blaue Kraftfeld erscheint.Der Commander wendet sich den Sklaven zu. "Meine sehr verehrten Damen, ich werde jetzt einen Großteil von Ihnen auswählen und Sie dann auf mein Schiff transportieren. Dazu müsst Ihr dieses Kraftfeld berühren. Der laute Knall der dabei ertönt, entsteht durch das Vakuum das Sie hier hinterlassen und ist normal. Meine Gefährtin Hitomi geht mit der ersten Gruppe mit. Halten Sie sich an Ihre Befehle und es wird Ihnen nichts Geschehen", erklärt er.Jesse scannt mit seinem Med-Scanner die ersten fünf. "Gut, gehen sie bitte zu Hitomi.""Fasst euch an den Händen", meint Hitomi , nimmt die Hand der Ersten und berührt das Feld. Jesse aktiviert seinen mobilen Kommunikator. "Hitomi, wenn die Letzten der Gruppe oben sind, melde ich mich, dann kommst du kurz runter für die Nächste.""Alles klar Jesse." Commander Blue reicht dem Händler einen Scanner. "Helfen sie mir, sonst dauert das den ganzen Tag. Sie sind gekoppelt, nur die im grünen Bereich bitte. Ein Zählwerk ist auch daran.""Natürlich mein Herr. Das ist ja eine erstaunliche Technologie.""Es sind sehr viele unterschiedliche, woher bekommt ihr die Gencodes für die Klon-Anlagen", fragt Jesse verwundert."Wir kaufen sie auf. Wir verwenden nur vertraglich erworbene Codes. Commander, für den Code Ihrer Gefährtin würde ich ihnen die Hälfte der Sklaven schenken. Was halten Sie davon?""Sollte ich irgendwann in einem Ihrer Sklaven auch nur ein Allel von Hitomi oder Ihrer Art wiederfinden, verwandelt sich dieser Mond in einem weiteren Ring seines Gasriesen. Klar?""Natürlich, Sir! War nur eine Frage... Nichts für ungut", entgegnet der Händler erschrocken."Machen Sie weiter, bitte. Nur die im grünen Bereich!", wiederholt Jesse noch mal."Natürlich, Sir."Es geht zügig voran, die ersten zwei Gruppen sind schnell sortiert und verlanden. Bis Jesse plötzlich Geschrei von der anderen Seite der Halle hört, von dort wo der Gilden-Angestellte die Sklaven sortiert."Nein, bitte nicht! Trennen sie uns nicht, Master!", fleht eine der Sklavinnen."Sofort auseinander, wie könnt Ihr es euch wagen!", brüllt der Händler."Sarah nicht, du bekommst nur Ärger, die werden dich töten, das ist es nicht Wert", hört er eine andere rufen. Jesse läuft schnell zu diesem Tumult."Was ist hier los?", fragt er fordernd.Der Händler ist peinlich bemüht das Problem herunter zu spielen. "Kein Problem, Sir", er winkt seine Kollegin heran, welche die beiden fortschaffen soll, "Desintegrieren!", zischt er.Die beiden Frauen versuchen einander zu umarmen, Tränen laufen. Sie werden grob von den beiden Angestellten auseinander gebracht, die Gilde-Mitarbeiterin zieht die Elektrokanone."Schluss damit! Alle zusammen! Disziplinieren! Alle vier!", brüllt Jesse im militärischem Befehlston, der allen Anwesenden das Blut in den Adern gefrieren lässt. "Vortreten", befiehlt er dann den beiden Sklavinnen.Sie treten sogleich vor und werfen sich dem Commander vor die Füße."Verzeiht, Master! Es ist alles meine Schuld. Ich wollte nicht wiedersprechen. Bitte lasst meine Schwester am leben, sie hat doch nichts getan", schluchzt die Aufrührerin."Sarah...", wimmert ihre Schwester."Ich habe gesagt vortreten, nicht hinlegen. Aufstehen!"Beide stehen rasch auf."Ihr seit Schwestern? Ihr meint, ihr seit aus dem selben Code geklont", meint er und hält ihnen den Scanner vor.Der Händler nimmt die Hände der Frauen und zieht einen Laserscanner über den Strichcode an ihren Unterarmen."Es kommt gelegentlich vor, dass im Klon-Tank eine Anomalie auftritt und Zwillinge entstehen. Die Beiden sind so ein Fall, das rechtfertigt aber nicht ihren Ungehorsam", erklärt der Händler."Wie lange werdet ihr hier ausgebildet? Wie alt seit ihr beide.""Wir sind biologisch etwa 21, wir wurden vor 2 Jahren erschaffen, Master.""Wenn ich euch verspreche, euch nicht zu trennen, werdet ihr gehorchen?", fragt der Commander die beiden verängstigten Frauen. Sie sehen sich überrascht an. "Wir schwören es, Master! "Jesse lächelt, "Ich nehme beide!""Aber Sir!?", entgegnet der Angestellte."Keine Diskussion, geht, Hitomi wird euch empfangen. ... Und Sie machen weiter. In solchen Fällen, wenn die so aneinander Hängen, können Sie eine Ausnahme machen.""Na gut, wozu brauchen sie so viele unterschiedliche weibliche Sklaven?""Zur Populationsstabilisierung einer unserer neuen Kolonien.""Na dann haben die wohl richtig Glück gehabt, was?"Der Commander schweigt, scannt, sortiert und transferiert die jungen Frauen. Er weiß, er schickt die, welche er aussortiert vermutlich in den Tod. Er versucht es zu verdrängen, ihnen nicht ins Gesicht zu sehen. Jesse transferiert das Geld elektronisch. Kehrt dann auf sein Schiff zurück. Es ist eng geworden. 3800 Sklavinnen drängen sich in den Frachträumen die der Commander, durch zwei aufgehegte Gitterrostebenen in drei Stockwerke unterteilt hat. Jesse wendet sich ihnen zu."Bitte hören Sie mir jetzt genau zu. Ich habe Sie gekauft, damit ihr helft, eine unserer Kolonien aufzubauen. Ich mache euch einen Vorschlag. Schwört mir, dass ihr den Siedlern mit besten Wissen und Gewissen helfen werdet und Ihr geht als freie Menschen nach Beaol. Die Siedler werden euch wie freie Menschen behandeln. Wer dafür ist, hebe die Hand."Ein Raunen geht durch das Schiff, kurz darauf heben ausnahmslos alle die Hände."Gut, einstimmig beschlossen", meint Jesse lächelnd.Nach einem kurzem Zögern bricht Jubel aus, sie fallen einander in die Arme. Hitomi kommen die Tränen.Jesse hebt die Hände. "Ruhig, ihr habt später noch genug Zeit zum feiern. Ich richte hier zwei Schleusen ein. Passiert diese langsam, Hitomi und ich entfernen die Code-Tattoos von euren Armen. Verteilt euch dann im Promenadendeck und den Panoramaring. Bleibt aber bitte diszipliniert."Er reicht Hitomi einen Laser-Codewriter. 20. Das falsche Ich Inena 3, Orbital-Station Kawasaki-Terminal 17.03.3231 Baron von Frait und Andrea kommen zurück auf die Ghost. Sie ist verstört. "Warum habt ihr die drei erschossen, sie haben doch nur um etwas zu essen gebeten?" "Es sind Sklaven, erbeutet vom Feind. Sie haben nichts zu wollen. Ich hätte sie schon längst alle desintegriert, wenn der OIS es zugelassen hätte." "Aber es sind doch Hydrianer, hydrianische Sklaven lassen sich nicht Subkonditionieren. Sie können nicht von der Gilde... " Er schlägt ihr hart ins Gesicht. Der Bewegungsablauf wie ein Faustschlag, nur mit der flachen Hand. Sie stürzt zu Boden, es schmerzt stark. Tränen schießen in ihre Augen. "Ich sagte dir, das ich es nicht sehr schätze, wenn du meine Entscheidungen in Frage stellst.""Verzeiht...", flüstert sie zaghaft, ängstlich. Er hockt sich neben sie, küsst sie auf die Stelle, auf die er sie zuvor geschlagen hatte und wischt ihr die Tränen ab. Dann öffnet er langsam ihren Plugsuit. Ein angenehmer Schauder durchströmt ihren Körper, sie fühlt Hitze in sich aufsteigen. Andrea erhebt sich, er streift ihr den Anzug herunter, zieht sich dann auch aus. 20.1 Hitomi geht zügig, mit einem unguten Gefühl, zum Frachtraum. Sie hört laute Stimmen, spürt, dass Jesse sehr verärgert ist. Sie bleibt im Eingang stehen, als sie ihren Gefährten erblickt, er schreit Baron von Frait an. "Verdammt noch mal! Ich habe es wirklich satt, ständig über die Leichen zu stolpern, die deinen Weg pflastern! Waren die Anweisungen nicht klar genug für dein Affenhirn? Die Hydrianern sollten gut behandelt werden..." "Nun mach aber mal 'nen Punkt. Die Reinheit deines Geistes ist manchmal eine echte Zumutung für mich. Es sind doch nur Klon-Sklaven..." "Halten sie die Schnauze Baron, kein Wort mehr!" Der Baron nimmt sofort Haltung an. Wenn Jesse zum 'Sie' greift, weiß er, das jetzt nicht mehr sein aufgebrachter Freund, sondern der OIS-Commander Blue vor ihm steht. Jesse ist ranghöher als der Baron. "Du hast Scheiße gebaut, du hast uns schwer geschadet. Ich werde sehen, ob ich bei Grichenko noch ein gutes Wort für dich einlegen kann. Aber wenn du dich weiter so gehen lässt, kann ich nichts mehr für dich tun. Also reiß dich in Zukunft zusammen! Haben sie das verstanden, Baron?" "Ja Sir." "Wegtreten." Der Baron betritt den Transporter und teleportiert auf die Oberfläche. Jesse blickt ihm grimmig nach. Er kocht vor Wut. Nicht nur das Frait einen direkten Befehl missachtet hatte, Jesse schätzt die Hydrianer sehr, was auch mit seiner Beziehung zu Linda zu tun hat. Er geht an die Transporterkontrolle und transportiert eine Gruppe von 47 Hydrianern an Bord. Sie sehen abgemagert aus, schauen sich verstört um. Der Commander wendet sich ihnen zu, immer noch die Wut im Gesicht."Jesse, beruhige dich... du machst ihnen Angst, wenn du so böse schaust", sagt Hitomi mit sanfter Stimme zu ihm. Er dreht sich zu ihr um, schließt dann die Augen, atmet tief durch.Hitomi geht zu ihm, legt ihre Hand auf seine Wange. "Hey, so habe ich dich ja noch nie erlebt. Was ist den passiert?"Er zerzaust ihr Haar, wendet sich dann wieder den Hydrianern zu, jetzt mit ernstem aber doch entspannterem Gesichtsausdruck. "Das, was Baron von Frait getan hat, war nicht in unserem Sinn. Es ist unentschuldbar und er wird dafür bestraft werden. Im Namen des Imperators von Inena spreche ich ihnen hiermit unser tiefstes Mitgefühl aus. Wir werden in kürze Inena 4 erreichen. Im Fort Manchester gibt es ein sehr angenehmes Sanatorium. Man wird sie dort versorgen und gut behandeln. Des weiteren werden ihnen Freilassungszertifikate ausgestellt, ihr Sklavenstatus ist damit annulliert."Die Anspannung weicht nun deutlich aus den Hydrianern, ab und zu ein Lächeln, doch die Verunsicherung überwiegt noch bei den meisten von ihnen. Einer von ihnen hebt die Hand. "Ja, sprechen sie ruhig." "Mas... ähm Sir, die Föderation hat uns mit sehr viel Aufwand ausgebildet, die werden uns sicher zurückholen wollen." "Die wissen nicht, wo ihr seit und wer euch dort herausgeholt hat. Außerdem haben unsere Agenten die Ermittlungen durch Verfahrensfragen behindert. Einer der größten Schwächen der Terraner, ist ihr riesiger bürokratischer Apparat. Also, keine Sorge", erklärt Jesse dem Mann beschwichtigend lächelnd."Also, wir fliegen dann mal los." Er legt seiner Gefährtin die Hand auf den Rücken und geht mit ihr zur Brücke. Hitomi grinst ihn an. "Wieder mal einige Sklaven befreit." "Wir haben sie von einem Lynx-Trägerschiff erbeutet. Zuerst waren wir etwas irritiert, über den Zweck dieses Transportes. Die Sklaven sind Klone, ausgebildet in Wissenschaften, sie alle sind Experten auf gewissen Gebieten. Unsere Analytiker gingen dann davon aus, dass sie in der Waffenforschung eingesetzt werden sollten. Das war aber sehr sonderbar." "Wieso?" "Hydrianer sind sehr friedfertige Menschen, sie sind nicht für die Waffenforschung einsetzbar und sie lassen sich auf Grund ihrer Hirnstruktur nicht subkonditionieren. Hydrianer sind sehr langlebig und die intelligentesten unter den humanoiden Völkern. Ihr durchschnittlicher I.Q. liegt bei 170. Bei uns Inenern etwa bei 120. Wie dem auch sei, wir untersuchten sie genauer und stellten fest, das ein Allel ihrer DNS verändert wurde." "Damit sie sich subkonditionieren lassen.""Nein, wenn so viele Eigenschaften verändert werden, sind sie nicht mehr so kreativ. Lediglich ihre Friedfertigkeit, oder besser ihr Gewissen, wurde verändert. So lassen sie sich hinreißen auch auf militärischen Gebieten kreativ zu sein." "Also wollt ihr sie jetzt genau so missbrauchen wie es die Föderation tun wollte?", entgegnet Hitomi und schaut Jesse streng an. In ihrer Stimme ist der Unmut darüber deutlich wahrzunehmen. Jesse lächelt, "Nicht ganz. Sie sind keine Sklaven mehr und wir zwingen sie nicht dazu. Unsere Psycholongen haben schon vor vielen Jahren eine Möglichkeit entwickelt, die hydrianischen Lehrer, die wir ja gern nutzen, in gewisser Weise zu kontrollieren. Das wird auch mit diesen Leuten passieren. In diesem Sanatorium, werden sie erst mal wieder aufgepäppelt. Sie kennen bis jetzt nur ein Dasein als Sklaven. Dort werden sie gut behandelt. Sie bekommen viele Freiheiten, werden verwöhnt, aber gleichzeitig, und das ist genauso wichtig, werden sie bestimmten Kontrollen und Einschränkungen unterworfen. Das ganze in einem ausgewogenen Verhältnis, um sie zu motivieren, sich gern unseren Einschränkungen und Gesetzen zu unterwerfen..." "Da sie dadurch all die Annehmlichkeiten gewinnen. Gar nicht blöd. So macht ihr das auch mit hydrianischen Lehrern?", führt sie seine Ausführung fort."Ja, genau erfasst. Es ist jedoch nicht ganz einfach. Deshalb bin ich auch so sauer auf Frait. Er hat drei von ihnen exekutiert." "Was?! Warum?", Hitomi ist entsetzt. "Weil er einen Schaden hat. Ich erwähnte ja, das er recht instabil ist. Er hasst Hydrianer, er misstraut ihnen, weil sie intelligenter sind als wir. Er sagt ihnen Böswilligkeit nach. Er ist paranoid. Die Hydrianer dürfen nicht bemerken, das wir sie sozusagen etwas übervorteilen. Bei einer Rasse die so ein hohes intellektuelles Potenzial besitzt, ist das nicht so einfach. Durch Fraits verhalten, sind sie natürlich sehr skeptisch geworden. Ganz davon abgesehen, das er die drei einfach... ermordet hat." Jesse schüttelt den Kopf. "Sie haben eine höhere Bewusstseinsebene. Viele Hydrianer halten den Rest der humanoiden Spezies für primitiv. Ich wage nicht zu wiedersprechen." 20.2 Jesse steht in Dr. Grichenkos Büro. Drei Mitglieder einer OIS Spezialeinheit stehen hinter ihm, die Waffen im Anschlag.Grichenko mustert ihn kalt, schüttelt den Kopf. "Setzen sie sich Commander." "Danke, aber ich würde lieber stehen." "Sie haben mich belogen. Sie haben die Subkonditionierung von Hitomi Yamato manipuliert, das Psychoengramm gefälscht. Warum?", fragt sie ihn sachlich. "Hitomi war mir immer ein loyaler und gleichgestellter Partner. Ich weiß auch nicht was passiert ist, bitte lassen sie mich doch mit ihr reden." "Commander, ich frage mich ob Ihnen die Situation vollends klar ist. Sie hatten die Verantwortung für die Frau. Durch Ihre Ignoranz und Leichtfertigkeit haben wir einen unserer besten Agenten verloren. Wir haben diese Sicherheitsbestimmungen nicht umsonst. Ich bin Ihnen sehr weit entgegen gekommen, als sie ihre Subkonditionierung selbst durchführen wollten. Nun fallen Sie mir in den Rücken. Ich trage eine gewisse Mitschuld an der Sache, ich hätte darauf bestehen müssen, das sie die Frau zurück bringen. Trotz alle dem, Subkonditionierung oder nicht, Sie sind ihr Vormund, Sie hätten sie im Auge behalten müssen.""Bitte Doktor, ich kenne Hitomi Yamato genau. Sie ist eine Insel der Sanftheit, sie würde niemals einen Menschen töten, wenn sie einen anderen Ausweg sehen würde. Lassen Sie mich bitte..." "Nein Commander. Sie hat eine Railgun aus Ihrem Schiff entwendet, ist in Fraits Schiff eingedrungen und hat ohne Vorwarnung mehrfach auf ihn gefeuert!" "Das glaube ich nicht!" "Frait hat es bestätigt, bevor er starb. Andrea Sha' Hamin hat es bestätigt und Miss Yamato hat gestanden.""Was?" "Ja Commander!" Jesse setzt sich nun doch in den Sessel. Reibt sich die Stirn, starrt vor sich hin. "Sie, als ihr Vormund, werden mitangeklagt werden. Ich kann und will auch nichts mehr für sie tun, ich habe Ihre Extratouren satt. Ihr Vater würde sich im Grabe umdrehen." "Sha' Hamin hat es bezeugt? Wurde sie verletzt?" "Ja, sie war übel zugerichtet. Sie hing nackt und gefesselt unter der Decke, war von oben bis unten mit Fraits Innereien bespritzt. Genau 78 Sekunden, nachdem die Feuerstöße im Schiff registriert wurden, waren unsere Sicherheitskräfte an Bord. Ihre Freundin stand immer noch mit der Waffe auf den Baron gerichtet in der Kabine des Kapitäns. Sie reagierte nicht auf Ansprache und wurde mit einer Betäubungssalve neutralisiert. Sie trug nur einen Schlafanzug. Der Baron konnte uns noch sagen, dass sie geschossen hatte. Er starb auf dem Weg in die Universität. Miss Sha' Hamin war mit blauen Flecken und Prellungen übersäht. Wir vermuten, das sich Miss Yamato an ihr rächen wollte, wegen der Sache im Beethti System." "Hitomi hätte sie nie Fesseln und Schlagen können, Andrea hätte Kleinholz aus ihr gemacht. Sie ist immerhin eine ausgebildete Agentin. Einen... Schlafanzug?!" "Miss Yamato hatte aber eine Waffe während Miss Sha' Hamin unbewaffnet war. Wie dem auch sei, als die Sicherheitskräfte sie aus ihrer misslichen Lage befreit hatten und fragten was passiert war, antwortete sie nur noch, dass Miss Yamato auf ihren Geliebten geschossen hatte, dann verlor sie das Bewusstsein. Sie liegt jetzt in der Universität." "Wieso trug sie nur einen Schlafanzug?" "Sie hat angegeben, dass sie nicht wusste was sie tat, sie glaubte zu träumen oder so. Sie wird noch verhört." "Vielleicht stand sie unter dem Einfluss einer fremden Macht, das ist schon mal mit dem Morph passiert. Ich möchte bei den Verhören dabei sein, bitte Doktor." "Medizinisch gibt es keine Auffälligkeiten, es ließen sich auch keine Drogen oder ähnliches nachweisen. Vor der Verhandlung können wir sie nicht miteinander sprechen lassen. Tut mir leid." "Das heißt also, dass ich jetzt verhaftet bin?" "Es tut mir leid Commander." Als Jesse sich erhebt, betätigt er den Transporterstrahl. Ein lauter Knall, die Wachen reißen die Waffen hoch, doch Jesse ist schon im Frachtraum seines Schiffes. Da er keinen Wiederstand leistete, als ihn der Sicherheitsdienst abholte, wurde er nur kurz auf Waffen untersucht. Die Transporterkontrolle an seinem Handgelenk übersahen sie. Jesse riegelt das Schiff sofort hermetisch ab. Er läuft in ihr Quartier, ihre Transporterkontrolle liegt noch neben ihrem Plugsuit. Der Computer meldet eine eingehende Nachricht. Jesse geht an das Terminal in Hitomis Zimmer und öffnet den Kanal. "Sind sie wahnsinnig?", brüllt ihn sogleich Dr. Grichenko entgegen. "Beruhigen sie sich bitte. Hitomi hat ihre Transporterkontrolle hier gelassen..." "Das interessiert mich nicht, wenn sie sich nicht sofort widerstandslos ergeben..." "Was dann? Werden sie ihre Jäger starten und mich beschießen? Damit zerstören sie höchstens den halben Raumhafen, aber nicht mein Schiff. Das wissen sie genau! Denken sie doch mal nach. Sie rennt im Schlafanzug los, holt sich eine Waffe, teleportiert auf Fraits Schiff, legt ihn um, lässt aber Ihre einzige Fluchtmöglichkeit auf meinem Schiff zurück?! Das ist doch total bescheuert. Ich muss wissen was passiert ist, da sie mich nicht an den Verhören teilnehmen lassen, haben wir uns nichts mehr zu sagen." "Das ist Hochverrat..." Jesse deaktiviert den Kanal und geht auf die Brücke, er versucht Hitomi zu lokalisieren, doch der Sicherheitsbereich ist Kraftfeldgeschützt. Er zögert kurz, dann kontaktiert er den Imperator. Das Oberhaupt des inenischen Reiches erscheint auf dem Schirm. "Commander?! Ich hörte ihr wärt inhaftiert worden." "Mein Imperator, verzeiht mir bitte, aber ich bin... geflohen", erklärt Jesse und setzt ein Knie auf den Boden. Der Kaiser schaut ihn verwirrt an, "Wie bitte?" "Mein Imperator, Ihr konntet mir immer blind vertrauen. Ich vertraue Hitomi, ich weiß das sie unschuldig ist." "Wenn sie unschuldig ist, finden wir das sicher heraus. Wir haben hier alle Möglichkeiten die Wahrheit ans Licht zu bringen." "Sie hat bereits gestanden. Sie gab aber an, es nicht bewusst getan zu haben. Mein Imperator, Beethtianer sind mental sehr anfällig. Ich war des öfteren Zeuge, wie sie mit fremden Wesen telepatisch kommunizieren konnte. Einmal wurde sie sogar von einem Xenomorphen kontrolliert. Unsere Gesetzte machen da keinen Unterschied, wenn sie körperlich den Baron getötet hat, erwartet sie die Todesstrafe. Wir Inener sind psionisch immun. In unseren Gesetzten gibt es keine Regelungen für solche Fälle. Dabei bin ich ihr Vormund, sie hat keine wirklichen Rechte hier und ich bin genauso angeklagt. Sie hat einen OIS-Agenten getötet. Ich bin mir sicher, dass sie es nicht absichtlich getan hat. Ich bitte um Gnade." "Ihr habt noch nicht mit ihr gesprochen, nachdem das passiert ist?" "Nein, Doktor Grichenko lässt mich nicht zu ihr, sie ist außer sich vor Wut." "Kann ich mir vorstellen. Na gut mein Freund, ich habe hier so wenig Zerstreuung... hören wir uns mal an, was die Kleine zu sagen hat, dann entscheide ich was mit ihr geschehen soll." "Danke mein Imperator." 20.3 Hitomi sitzt an einen Verhörstuhl gekettet in der Mitte eines Raumes. Dr. Grichenko ist anwesend, auch Andrea und eine große Zahl Wachen. Die Tür öffnet sich, der Imperator betritt den Raum, dicht gefolgt von Jesse und einigen OIS Agenten. Hitomi zittert am ganzen Körper, ihre Augen sind gerötet, sie weint. Die Anwesenden erheben sich.Der Imperator steuert sogleich auf Hitomi zu. "Befreit sie von den Ketten bitte." Eine Wache öffnet das Schloss. "Jesse. Es tut mir so leid." "Hitomi, der Imperator", entgegnet er sanft. Sie fällt auf die Knie. "Mein Kaiser!" "Schon gut, erheben sie sich, setzen sie sich wieder", er legt seine Hand auf ihre Schulter. "Ruhig Blut, wenn Jesse sagt, sie sind unschuldig, dann wird es so sein. Also, könnte ihr jemand ein Glas Wasser holen", meint er freundlich und beginnt in den Akten zu blättern. "Jesse hat mir berichtet, sie hätten mentale Fähigkeiten, die manche Wesen missbrauchen können. War es dies mal auch so?" "Ich weiß es nicht, ich schwöre es. Es war wie ein Traum, ich Begriff erst was passiert war, als ich geschossen hatte. Ich glaube aber, das es etwas mit Andrea zu tun hatte", antwortet sie schluchzend. "Sie wissen aber genau, das sie geschossen haben?" "Ja", haucht sie erstickend, schluckt laut.Grichenko meldet sich zu Wort. "Damit ist doch alles klar. Wenn man sich mit solchen primitiven Wilden mit schwachen Geistern einlässt, muss man auch die Verantwortung dafür übernehmen." "Primitiv? Wissen sie eigentlich...", beginnt Jesse aufbrausend. Hitomi unterbricht ihn leise, mit flehendem Unterton. "Nicht, Jesse!" Der Imperator schaut sie an, erst skeptisch, dann mit einem anerkennenden Lächeln. Auch sie schaut schüchtern zum Imperator auf. Er nickt ihr zu. "Miss Sha' Hamin, sie waren Zeuge des Vorfalls?", fährt er dann fort. "Ja", antwortet Andrea und erhebt sich rasch. "Hier steht nicht, das Miss Yamato sie dort hingehangen und verprügelt hat.""Oh... nein, nein, das war sie nicht, das hätte sie sicher auch nicht gekonnt." "So... wer war es dann?" "Es war... Baron von Frait." Der Imperator schaut auf. "Warum hat er das getan?" Sie zögert erst. "Er hatte einen schlechten Tag." "Einen schlechten Tag? Hatte er öfter solche schlechten Tage?" "Ja", meint sie leise, senkt den Kopf. Der Kaiser runzelt die Stirn und klappt die Akte zu. Dann nimmt er einen Stuhl und setzt sich direkt vor Hitomi. "Miss Yamato, sie meinten vorhin, sie glauben, das es was mit Miss Sha' Hamin zu tun hatte. Hat sie Sie beeinflusst?" "Ja, ich denke schon..." "Nein, ich habe sie nicht beeinflusst, ich habe keine mentalen Fähigkeiten!", wirft Andrea ein. "Nein, ich meinte das auch nicht so, es war nicht deine Schuld."Der Imperator hebt die Hand. "Langsam, langsam, erzählen sie mir noch mal ganz ruhig alles an was sie sich erinnern." "Okay...", flüstert Hitomi und atmet tief durch, ihre Stimme zittert. "Als wir von Inena 4 zurück kamen, landeten wir auf dem Raumhafen von Fortress Moor. Dort stand auch das Schiff von Baron Frait. Ich ging zu Bett, ich war sehr müde. Als ich einschlief, träumte ich, das der Baron vor mir stand, er schlug mich. Er packte mich am Hals, hob mich hoch und...", sie zögert. "Und?" "Und er riss mir die Kleider vom Leib. Dann fesselte er mich an Händen und Füßen und zog mich an einem Seil hoch. So hing ich da, es tat in den Armen und Handgelenken weh. Er nahm einen Gürtel und fing an mich auszupeitschen", ihr versagt die Stimme. Andrea starrt sie kreidebleich an, kann nicht glauben, was sie da hört. "Okay, erzählen sie weiter", fordert der Imperator Hitomi auf."Es tat so weh, ich schrie und weinte, flehte ihn an aufzuhören. Es war ein furchtbarer Schmerz, ich schreckte auf, mein Ganzer Körper tat weh", berichtet sie unter Tränen. Andrea legt die Hand auf ihren Mund, schluchzt. "Was geschah dann?""Ich fühlte mich nicht wach, es war, als ob ich in einem Traum, aus einem Traum erwachte. Ich spürte immer noch seine Schläge. Ich stand auf, taumelte in die Waffenkammer und griff mir die nächst beste Waffe." "Warum haben sie Commander Blue nicht geweckt?" "Ich weiß nicht. In diesem Moment dachte ich nicht an ihn. Ich sah nur Frait. Der einzige Mensch den es gab. Da war niemand sonst. Nur Frait und ich. Ich ging zum Transporter. Er schlug mir ins Gesicht, es roch und schmeckte nach Blut. Ich glaubte zu bluten. Ich kann mich nicht mehr erinnern wie ich den Transporter betrat. Als ich Frait dann vor mir sah, schoss ich sofort. Mehrmals. Erst als er am Boden lag, brach dieser traumartige Zustand schlagartig zusammen. Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, das ich in der Ghost war. Ich sah Andrea dort hängen. Sie war voller Blut und wimmerte. Ich hatte keinen Kratzer. Ich sah den Baron, ich hatte ihn völlig zerfetzt..." Hitomi legt das Gesicht in die Hände, beginnt hysterisch zu weinen. "Schon gut, das reicht mir", der Imperator erhebt sich, deutlich bewegt von den Ausführungen der Biologin. "Miss Sha' Hamin, hat sich das so zugetragen?" "Ja, ja... aber wie konntest du das wissen?!", schluchzt sie."Doktor Grichenko, wann haben die Schiffssensoren Miss Yamato auf der Ghost registriert?" "Um 22 Uhr 53 und 17 Sekunden." "Wann wurden die Schüsse registriert?" "Das war um 22 Uhr 53 und 22 Sekunden. Also fünf Sekunden später, sie war kaum auf dem Schiff, da hat sie schon das Feuer eröffnet." "Sie kann diese Situation also nicht von der Ghost aus beobachtet haben. Na gut. Ich habe genug Informationen. Commander Blue, Hitomi Yamato." Die beiden erheben sich rasch."Auch wenn ich Doktor Grichenkos Ansichten über 'primitive Wilde' nicht teile, muss ich ihr doch in einem Punkt recht geben. Da Hitomi diese Fähigkeiten besitzt und da ihr mit vielen unterschiedlichen Lebensformen in Kontakt geratet, müsst ihr vorsichtiger sein und verantwortungsvoll handeln. Entweder ihr passt besser aufeinander auf und verstärkt die Sicherheitsmaßnahmen oder Miss Yamato bleibt zu Hause bei ihrem Volk auf Hader. Die Anklage wird fallengelassen. Das nächste Mal aber werde ich nicht mehr so entgegenkommend sein. Miss Sha' Hamin, nach Fraits Tod überlasse ich euer Schicksal dem Commander. Gehen sie mit Miss Yamato erst mal auf die Zynaps zurück und ruhen sie sich aus. Dr. Grichenko, Commander, ich möchte sie beide in meinem Büro sprechen." 20.4 Der Imperator schaut Jesse grübelnd an. "Die Fähigkeiten von Miss Yamato sind sehr interessant, ich frage mich, ob wir sie nicht nutzen können." Jesse schüttelt den Kopf, massiert sich die Stirn. "Ich werde nicht zulassen, dass Hitomi involviert wird. Entschuldigt bitte." Dr. Grichenko schaut Commander Blue böse an. "Außerdem ist sie nicht subkonditioniert wurden. Das muss nachgeholt werden. Ich werde das diesmal selbst übernehmen." "Nein. Entschuldigen sie meine Insubordination, aber das lasse ich nicht zu", wiederspricht Jesse leise."Sie ist ein Sicherheitsrisiko!", fährt ihn die Chefin des OIS an. "Wagen sie es nicht Hitomi anzutasten!" "Schluss damit! Vergessen wir mal eure Geliebte, Commander. Doktor, was ist mit den anderen Beethtianern?", fragt der Kaiser weiter. "Sie haben mehr oder minder die selben Fähigkeiten, aber sie sind nicht offensiv zu nutzen. Sie können primär die Gefühle anderer mitempfinden. Es ist eine Form der Empathie. Sie sind zwar alle subkonditioniert, aber sie können von Wesen, die stärkere psionische Fähigkeiten besitzen, kontrolliert werden. Ich halte sie für ein Sicherheitsrisiko. Je weniger sie wissen, um so besser. Sie sind dem OIS nicht von Nutzen", erklärt sie dem Imperator. "Ich stimme Dr. Grichenko darin uneingeschränkt zu. Wir haben effizientere Möglichkeiten. Die beethtianische Kolonie auf Hader ist relativ unabhängig, aber absolut loyal. Belassen wir es dabei.""Gut, dann wäre das geklärt. Was ist mit der Subkonditionierung von Miss Yamato, Commander?" "Ich habe sie subkonditioniert, sie würde dem Imperium niemals bewusst Schaden. Nicht mehr und nicht weniger. Außerdem würde es nichts an der Tatsache ändern, dass sie psionisch angreifbar ist." "Na schön, sollte es aber nochmals zu einen solchen Zwischenfall kommen, muss ich sie nach Hader verbannen." "Ich verstehe das, vielleicht ist es wirklich das Beste, wenn sie bei ihren Leuten bleibt. Ich werde mit ihr reden, sie wollte eh ein Kind." "Ihr könnt gehen Commander. Dr. Grichenko, ich möchte euch noch kurz sprechen." Jesse erhebt sich. "Danke mein Imperator. Doktor, ich möchte mich nochmals für die Unannehmlichkeiten entschuldigen." "Melden sie sich noch im Direktorat und gehen sie die Protokolle durch." Er nickt ihr zu und verlässt das Büro. "Er nimmt sich einfach zu viel Freiheiten heraus.""Ihr seit zu hart zu ihm, Doktor." "Es ist das Selbe wie mit der Frau. Sie sind beide nicht korrekt subkonditioniert." "Es ist nicht aller Weisheit Mittelpunkt. Wenn wir alle gleich funktionieren würden, wären wir berechenbar und verletzlich." "Er ist ein Hitzkopf, nicht so wie der Baron es war, aber..." "Er ist ein wenig wie sein Vater, euer Vorgänger, Doktor. Ihr werdet ihn weiterhin unterstützen." "Natürlich, mein Kaiser." "Bedenkt, durch seine Arbeit ist unser Reich erst ein interstellares Imperium geworden." 20.5 Hitomi sitzt immer noch zitternd und schluchzend auf dem Promenadendeck. Andrea streichelt ihr mitfühlend über den Rücken. "Wie konnten sie das?" "Ich... ich denke, weil wir beide veganischer Herkunft sind. Vielleicht schlummern diese Kräfte in allen Veganern. Bei mir wurden sie durch die Mutation auf Nakamichi World nur verstärkt. Ich habe solche Angst vor mir selbst. Ich bin losgerannt wie ein Zombie und habe einen Menschen getötet. Was, wenn ich Jesse etwas antue, ich habe ihn schon einmal verletzt, als ein Xenomorph mich kontrollierte. Wäre Jesse nicht stärker gewesen, ich hätte ihn umgebracht. Vielleicht hat Dr. Grichenko ja recht. Ich bin wie ein wildes Tier, wenn ich erst mal außer Kontrolle gerate." "Nein, verzweifeln Sie nicht. Wissen Sie, der Baron war ein wildes Tier. Er war absolut unberechenbar. Mit oder ohne eine fremde Macht. Es wird Ihnen sicher kein Trost sein, aber ich bin froh, dass er tot ist", flüstert Andrea beruhigend auf sie ein.Die Biologin schaut Andrea eine Weile an, nimmt dann ihre Hand. "Sag Hitomi. Ich... hast du den Baron geliebt?" "Andrea", sie lächelt. "Ja. Zumindest glaubte ich das. Wenn er nicht da war, dann fühlte ich mich so einsam und leer. Ich war glücklich, wenn er bei mir war, mich berührte, mich liebte. Auch wenn er mich oft geschlagen hat. Aber jetzt wo er tot ist... ich weiß auch nicht was mit mir los ist." Hitomi nickt, sie weiß was dahinter steckt, aber sie schweigt. "Er war ein sehr brutaler Mensch", fährt Andrea fort. "Er war ein Terraner." "Nicht alle Terraner sind so, es gibt vernünftige Wesen unter ihnen. Ich habe dort eine Zeit lang gedient. Aber Frait war wirklich ein minderwertiges Beispiel.""Trotzdem... ich habe jemanden getötet..." "Fast alle Piloten, die schon viele Jahre unterwegs sind, haben jemanden getötet." "Ich bin kein Pilot, ich bin Wissenschaftler." "Das ist Jesse auch." Hitomi legt ihr die Hand auf die Wange, beruhigt sich nun etwas. "Es ist seltsam, dich spüre dich viel stärker als andere Menschen. Es ist mir nicht so aufgefallen, als wir uns das erste mal gesehen haben. Wahrscheinlich haben es meine negativen Gefühle zu dir überdeckt und du warst durch die Operation mit Drogen vollgepumpt." "Hasst du mich, Hitomi?", flüstert Andrea fast tonlos. "Nein, das habe ich nie", antwortet sie ihr. "Ich habe dich immer gemocht, ich konnte deinen Zorn verstehen.""Ich weiß.""Ich fühle mich komisch...", meint Andrea, Hitomis Berührung erregt sie. "Schhhh... sag nichts." Hitomi küsst sie auf die Lippen, sehr zärtlich. "Was tust du?" Andrea streicht etwas verwirrt mit den Fingern über ihren Mund."Seltsam...", haucht Hitomi und nimmt Andreas Hand, legt die sich auf die Brust. Sie spürt ihren Herzschlag. Beide können kaum noch verbale Gedanken fassen, ein starker Rausch überwältigt sie schnell.Nach einigen Augenblicken des Sammelns schauen sich die beiden erschrocken an. Hitomi weicht rasch von ihr, hält sich die Stirn. "Oh Gott." Andrea schaut sich verwirrt um."Ich glaube ich werde langsam verrückt", meint die Biologin etwas geschockt. Die Veganerin lächelt und lacht kurz verlegen. "Also,... ehrlich gesagt, mir hat's gefallen", meint sie und schüttelt die Hand, als hätte sie sich verbrannt. Hitomi kichert auch kurz und errötet, dann erschrickt sie. "Oh Gott, wenn Jesse zurück kommt." Die beiden schnappen sich die Plugsuits und laufen eilig ins Bad.Jesse geht zügig aber leise zurück in den Transporterraum, atmet tief durch und fährt sich durchs Haar. Er räuspert sich kurz und aktiviert den Bordfunk. "Hitomi, ich bin zurück. Es hat etwas länger gedauert, ich musste noch einige Protokolle durchgehen. Alles klar bei euch?" "Ja, alles klar." "Ist Andrea bei dir?" "Ähm... ja, sie ist hier." "Kommt ihr bitte in den Transporterraum." "Schon unterwegs." Hitomi fällt dem Commander gleich um den Hals. "Jesse... ich glaube ich brauche dringend Urlaub." "Ja, den können wir glaube ich beide gebrauchen", entgegnet er sanft und küsst sie auf ihr Haar. "Commander, was wird jetzt aus mir?", fragt Andrea vorsichtig nach.Jesse löst sich aus Hitomis Umarmung. "Ich habe dich als freien OIS Mitarbeiter registrieren lassen. Du bist jetzt frei, du kannst machen was du willst, aber du wirst loyal sein." "Ja, natürlich", antwortet sie etwas verunsichert. "Gut, kannst du ein Schiff fliegen?""Ja, sicher, Sir." Er reicht ihr eine ID-Karte. "Die Ghost gehört jetzt dir. Wir bleiben in Kontakt, pass auf dich auf." Sie nimmt zögerlich die Karte, schaut den Commander verdutzt an. Dann legt sie die Hände über ihr Gesicht und lacht freudig. "Oh Gott, danke Commander", stößt sie aus und hüpft einige male auf der Stelle. Sie kann ihr Glück kaum fassen. Auch Hitomi kommen die Tränen vor Glück, sie hüpft, die Hände zusammengeballt, hin und her. Der Commander schaut seine verwirrte Gefährtin an, verdreht dann die Augen und schiebt Andrea zum Transporter. "Ich habe gleich einen kleinen Auftrag für dich. Melde nach Vega, dass sich Veganer von Hader und von Beethtianern fernhalten sollen, ich sage den Beethtianern Bescheid." Er weist mit der Hand auf Hitomi. "Offensichtlich beeinflusst ihr euch unterbewusst sehr stark." "Ja, offensichtlich,... danke Commander", meint sie nickend. "Schon gut, die Ghost ist gesäubert wurden. Viel Glück." Andrea verschwindet im Transporterfeld, der Implosionsknall lässt Hitomi zusammenzucken. Kaum hat Andrea das Schiff verlassen, kann sich die Biologin wieder besser konzentrieren. Sie starrt, in sich gehend, die Wand an. "Ich... weiß nicht Jesse. Diese psionischen Fähigkeiten bereiten nur Probleme." "Vielleicht sollte ich dich wirklich auf Hader absetzen." "Nein!", stößt sie erschrocken aus. "Hitomi, ich habe Angst um dich. Stell dir vor, was passiert wäre, wenn Frait bewaffnet gewesen wäre. Oder wenn ich nicht mit dem Imperator befreundet wäre. Du würdest jetzt in der Todeszelle sitzen." "Nein, Jesse bitte, tu mir das nicht an. Ich will bei dir bleiben! Es tut mir so leid was geschehen ist. Ich liebe dich. Wir werden einfach vorsichtiger sein. Bitte." Sie legt ihre Hände auf seine Wangen, schaut ihn flehend an. "Okay", gibt er nach einigem Zögern nach. "Ich möchte ja auch, dass du bei mir bleibst. Du bist mir schon ein verrücktes Alien", meint er und umarmt sie fest. "Komm, wir fliegen nach Beaol, Yui besuchen." Auf der Brücke schaut Hitomi nachdenklich dem Commander zu, wie er das Schiff, Sprung für Sprung, zum Rand der Galaxis steuert. "Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich ihn umgebracht habe. Es erscheint mir alles so irreal", meint sie leise. "Das ist es auch. Es ist nicht deine Schuld und es ist nicht mehr zu ändern. Sieh es mal so, vielleicht hast du Andrea damit gerettet. Oder sie hat unterbewusst, in ihrer Not, deinen Körper benutzt, um sich zu retten. Um den Baron ist es nicht schade. Ehrlich gesagt, ab und zu hätte ich ihm auch am liebsten eine Kugel in den Kopf gejagt. Er war sehr instabil, in den letzten Jahren wurde es immer schlimmer. Ich hoffte, der Kontakt zu Andrea würde ihn etwas stabilisieren, aber das war wohl ein Irrtum." Er blickt sie an, sie hat ihre Knie umarmt, den Kopf darauf gelegt, Tränen laufen. "Hey..." Er geht zu ihr, hält sie fest. Nach einer Weile beruhigt sie sich. "Ich werde alles soweit klarmachen, noch einige Creds ranschaffen, dann machen wir einen sehr langen Urlaub bei deinen Leuten. Okay? Dann erforschen wir erst mal Neu-Nakamichi." "Ja... Es ist schon erstaunlich, wie stark wir auf die Veganer reagieren", meint sie leise. "Sie war doch schon einmal länger auf unserem Schiff, hast du da nichts bemerkt?" "Nein. Aber als sie an Bord kam, war sie ja bewusstlos. Dann hatte ich ihr das Stimulans gegeben, sie war verletzt und ich sehr wütend auf sie. Das alles hat es wahrscheinlich blockiert." "Ja, wahrscheinlich. Ähm... weißt du, es ist mir erst später richtig klar geworden, sonst hätte ich womöglich eingegriffen... andererseits...", beginnt er zögernd."Was meinst du?", fragt sie skeptisch, spürt eine seltsame Regung in ihm. "Der Baron erzählte mir einmal, dass er im Rahmen von Andreas Subkonditionierung, leicht nymphomanische und auch bisexuelle Regungen implementieren wollte, um besser mit ihr spielen zu können. Na ja, ich glaube, die hast du vorhin...", er zögert. "Du... du hast uns beobachtet?" "Ja", er schaut ihr verlegen in die Augen, zieht den rechten Mundwinkel hoch. "Tut mir leid." Sie sieht ihn geschockt an, wird dann rot. "Oh Gott." Sie legt ihr Gesicht in die Hände. "Ich... ähm... na ja es war schon eine etwas merkwürdige Situation..." "Warum hast du nichts getan?" "Was hätte ich den tun sollen? Ihr wart da gerad' so süß miteinander beschäftigt. Hätte ich euch auseinander bringen und zusammenscheißen sollen?""Wie lange hast du...""Bis zu Finale, es war prickelnd..." "Oh Jesse... Kerle...", sie schüttelt den Kopf. "Bist du nicht sauer?" "Ach wieso denn? Wenn es ein anderer Mann gewesen wäre, aber so, wie soll ich da mithalten", entgegnet er grinsend. "Hör auf, du blödes Alien", meint sie und beginnt kurz zu lachen. Dann umarmt sie ihn wieder. "War es bei dir auch so... so... ich meine als du das erste Mal...", beginnt sie nach einer Weile nachdenklich. "Nein, ich war damals so voller Hass... Ich brachte Dutzende von ihnen zur Strecke, bevor ich richtig Begriff. Mittlerweile ist es meist nicht viel mehr als ein Reflex geworden. Da draußen schießt du auf Schiffe, du siehst nicht die Piloten darin, meistens jedenfalls nicht. Sie greifen an... Aber... ich habe auch offensiv gekämpft... man sagt sich immer, dass es militärische Ziele sind... ", er starrt vor sich hin. "Schon gut...", flüstert sie. 21. Finsternis Beaol System 06.04.3231 Jesse schaut vom Panoramaring auf das Meer von Sternen. Hier vom Rande der Galaxis bietet sich ein atemberaubender Anblick. Hitomi kommt ihm von der gegenüber liegenden Seite des Schiffes entgegen."Es ist wunderschön, nicht war?", meint sie verträumt."Ja.""Von der anderen Seite ist kaum noch ein Stern zu sehen, dafür glüht der Andromeda Nebel so prächtig, man möchte ihn fast berühren. Die Lichter entfernter Galaxien, ich würde so gern mal dorthin.""Ja, ich auch. Aber dazu brauchen wir sicher noch ein Jahrtausend. Unsere Technologie ist noch lange nicht so weit, solche Distanzen zu überbrücken. Er ist fast einen Megaparsec von hier entfernt", meint er nachdenklich."Na ja, immerhin waren wir schon mal in einem Parallel-Universum und haben die Heimat der Targoiden gesehen.""Ja, wobei wir aber auch nicht mit Sicherheit sagen können, wo das eigentlich war. Im Grunde könnt man den Hyperraum auch als so etwas wie ein Parallel-Universum bezeichnen.""Was ist der Hyperraum eigentlich genau?"Jesse grinst, "Da haben sogar Quantenphysiker Probleme es zu erklären. Zielmann, das war der Wissenschaftler der den Stardreamer entwickelt hat, sagte einmal, dass unsere Sprache nicht ausreicht um es zu erklären. Man könnte ihn als ein Feld bezeichnen, in das die Universen eingebettet sind. Aber da wir nicht hinaussehen können, aus der Wand des Hyperraum-Kanales, ist das alles noch rein hypothetisch.""Also könnte man die Wand des Kanals als eine Art Ereignishorizont bezeichnen. Alles was dahinter ist, entzieht sich unserer Wahrnehmung.""Ja, es ist für uns Piloten alltägliche Routine und doch wissen wir fast nichts darüber.""Wie die Seefahrer früherer Zeiten. Sie orientierten sich an den Sternen, ohne zu wissen was sie sind. Schon seltsam", grübelt sie.Jesse streichelt ihr über den Rücken, sie legt den Kopf an seine Schulter und schaut auf den Planeten hinab. Die Frauen wurden herzlich empfangen, es ist zwar alles noch sehr einfach, aber Yuis Traum nimmt langsam gestallt an."Ob sie dort glücklich werden?", meint sie leise."Ich denke schon. Die Anfänge auf unwirtlichen Welten sind immer hart, es wird sicher schön.""Stimmt es, dass man früher lieber Vakuum-Welten und ähnliches besiedelte als terrane Welten?""Ja, vor der Einführung der Nano-Immunisierung war es sehr gefährlich auf Bio-Aktiven Welten zu siedeln. Auf Tau Ceti wurde von der Erde aus, dass erste Mal extraterrestrisches Leben entdeckt. Es ist fast zu einer Katastrophe gekommen, durch die fremden Mikroorganismen. Erst durch die nanotechnischen Antikörper wurde es möglich, gefahrlos auf fremden terranischen Welten die Nase in den Wind zu halten. Die wurden übrigens von den Hydrianern entwickelt", erklärt er."Ja, ich weiß. Damals konnten sich die Menschen nur im Raumanzug begegnen. Stell dir vor, wir hätten diese Immunisierung nicht", meint sie und zieht die Augenbrauen zusammen."Das wäre wirklich ein Jammer", flüstert Jesse und küsst sie.Sie schließt entspannt die Augen, "Mhm... willst du?", haucht sie."Natürlich, ich müsste schon krank sein, wenn ich beim Anblick der schönsten Frau der Universen nicht wollte."Hitomi kichert, "Du Schmeichler, Kate ist viel hübscher als ich", meint sie."Ach Kate, Kate gibt es millionenfach, aber du, meine Liebste, bist einzigartig.""Du verrücktes Alien", haucht sie und zieht ihn in Richtung ihres Quarieres davon. Hitomi liegt auf ihm, rekelt sich in wohligen Gefühlen. Jesse legt in tiefer Entspannung den Kopf zurück, atmet ekstatisch. Ein angenehmes Frösteln durchströmt ihren Körper. Sie stöhnt leise, wird dann ruhiger. Der Kontakt mit ihm versetzt sie in einen starken Rausch. Nicht nur das sich seine Gefühle in ihrer Wahrnehmung mit ihren vermischen, auch die Hormone und Neurotransmitter die er überträgt wirken sehr intensiv in ihr. Oft braucht sie einige Minuten um sich wieder zu sammeln."Hitomi? ... Manchmal bin ich etwas besorgt", flüstert er."Nhhhhn... warum?", haucht sie hell."Bist du sicher, dass du keine Rezeptorschäden davon bekommst?"Sie lächelt, "Nein, ich hab'... das schon mal überprüft", beruhigt sie ihn."Ganz sicher?""Ja, keine Sorge.""Okay."Er streichelt ihr über den Rücken, krault zärtlich die Sensorhärchen in ihrem Nacken. Ihr Liedschlag wird langsamer, dann lässt sie die Augen geschlossen und schmiegt sich an ihn. Als Hitomi erwacht, steht das Schiff bereits wieder auf dem Raumhafen von Fortress Moore. Sie betritt die Brücke, reibt sich verschlafen die Augen.Jesse grinst sie an, "Morgen. Du hast sechs Wochen verschlafen.""Oh, ich glaube das ist ein neuer Rekord", entgegnet sie."Wie fühlst du dich?""Gut, aber ich könnte noch etwas länger schlafen.""Geh doch in den Tank.""Ja, das ist eine gute Idee."Jesse checkt das schwarze Brett nach interessanten Aufträgen und findet eine dringende Transportanfrage für Gefahrgut."Oh, das Zeaex System. 3,-2. Das ist ganz in der Nähe."Er öffnet einen Kanal zum Auftraggeber. Hitomi schaut ihm über die Schulter.Ein älterer terranisch wirkender Mann meldet sich, "Präfekt Holmbart, ich grüße sie, mit wem habe ich die Ehre?""Hallo Präfekt, ich bin Commander Blue vom Raumschiff Zynaps. Was haben sie denn führ Gefahrgut?""Wir hatten einen schweren Unfall in einer Raffinerie für militärischen Treibstoff. Es ist eine große Menge Plutonol-296 entstanden. Etwa 900 Tonnen sind es noch. Wir haben Kraftfelder darum errichtet, aber wenn wir es nicht bald loswerden, gibt es eine Katastrophe. Wir haben bereits zwei schwere Boa-Frachter damit beladen und in die Sonne gestürzt. Wenn sie uns helfen, zahlen wir ihnen 1000 Kredite pro Tonne.""Wunderbar, ich kann meinen Frachtraum abschirmen, so gefährde ich das Schiff nicht. Ich komme und nehme gleich alles mit.""Großartig, sie sind unsere Rettung Commander. Wie schnell können sie hier sein?""Wird etwa eine gute Woche dauern. Halten so lange ihre Kraftfelder durch?""Ja, das ist kein Problem.""Gut, ich bin schon unterwegs.""Danke, Commander. Guten Flug."Jesse beendet die Verbindung.Hitomi schaut ihn fragend an. "Plutonol?""Wenn militärischer Treibstoff verbrennt, entsteht Plutonol. Dieser Treibstoff ist ein Fusionsbrennstoff, ein stabilisierendes Gel, das Antimaterie Atome enthält. Bei der normalen Fusion entsteht schon ein gefährlicher radioaktiver Abfall, aber wenn das Zeug mit Sauerstoff verbrennt, entsteht Plutonol. Ein Kilogramm davon reicht aus, um einen ganzen Planeten zu verstrahlen. Ein Kilogramm ist nicht viel mehr als in einen Fingerhut passt.""Oh... und was sollen wir dann mit dem Zeug machen?""Wir verklappen es.""Was?!", stößt sie entsetzt aus."Wir werfen es in die Sonne. Keine Sorge, da passiert nichts. Ich habe so etwas schon öfter gemacht.""Oh man, ich hoffe nur, das es gut geht. Was, wenn die Kraftfelder nicht halten und das Schiff verseucht wird?""Keine Angst, die halten. Militärischer Treibstoff ist sehr umstritten, aber nur mit ihm ist es zur Zeit möglich, solche Riesenpötte wie Yuis durch den Hyperraum zu quetschen. Ziemlich verrückt nicht?""Ja. ... Kann ich noch in den Scanner?""Ja sicher, lass dir ruhig Zeit", meint er liebevoll. Als die Biologin den Suspensions-Tank verlässt ist Jesse schon beim verladen des Atommülls. Sie läuft auf die Brücke."Das ist ja eine terrane Welt!?", meint sie überrascht."Ja, der Planet heißt Democracy. Dabei ist die Regierungsform hier eine Gewaltherrschaft. Andererseits ist das sehr viel demokratischer als manch andere Demokratie. Jeder kann die Macht erlangen, solange er nur genug Gewaltpotenzial an sich binden kann", erklärt Jesse grinsend. "Die haben hier auch Probleme mit den Großmächten.""Auf einer terranen Welt solche Raffinerien zu bauen, ist absolut frevelhaft", entgegnet sie kopfschüttelnd."Ja, da hast du völlig recht. Das gibt es leider auf vielen Welten."Einer der Wissenschaftler meldet sich über Funk. "Commander? Das sind jetzt die letzten Tonnagen, sie haben da wirklich ein beeindruckendes Schiff. Wir haben schon viel davon gehört, kaum zu glauben.""Ja, es ist schon ein feines Teil Alien-Hi-Tech", entgegnet Jesse stolz."Wer ist denn die hübsche Dame an ihrer Seite? Wir hatten noch nicht das vergnügen.""Hallo, ich bin Hitomi Yamato, ich bin Jesses Gefährtin.""Sehr erfreut meine Dame, sind sie auch Archäologin?""Nein, ich bin Biologin.""Oh, das passt ja gut.""Ihr solltet auf eurer schönen Welt keine so gefährlichen Stoffe herstellen. Warum lagert ihr die Produktion nicht aus?", meint sie mahnend."Ich wage kaum zu wiedersprechen...", in diesem Moment piepst der Kommunikator des Mannes, er greift sofort danach. "Entschuldigen sie. ... Ja hallo ... Oh, Präfekt, sein sie gegrüßt... ja... der Tiergarten? ... natürlich... jawohl Präfekt ... jawohl Präfekt, ich werde sofort nachfragen", redet er unterwürfig am Kommunikator. Dann wendet er sich Hitomi zu. "Verzeihen sie meine Dame, der Präfekt lässt nachfragen, ob sie sich vielleicht unseren Tiergarten einmal ansehen könnten? Die Tiere dort sind seit geraumer Zeit sehr nervös und gereizt. Unsere Tierärzte können die Ursache nicht finden.""Ein Tiergarten? Ja also...", beginnt die Biologin."Sie könnten doch, solange Commander Blue den Trip zur Sonne macht, bei uns bleiben. Der Präfekt will ihnen einen umwerfenden Empfang bereiten."Hitomi schaut Jesse an, "Was meinst du?""Ich weiß nicht so recht... Na, ich glaube der Tiergarten interessiert dich mehr als Atommüll in die Sonne zu verklappen", meint er und zerzaust ihr Haar."Sehr gut!", meint der Wissenschaftler. "Wir erwarten sie dann hier.""Ja, abgemacht", bestätigt Hitomi freundlich.Der Commander überprüft den Frachtraum, "Gut, alles verladen und gesichert. Es wird etwa drei Tage dauern, dann hol ich dich wieder ab.""Okay... oh je, ich vermisse dich jetzt schon." "Fühlst du dich gut? Keine psionischen Felder oder so was?" "Nein, es geht mir gut, keine Sorge.""Na dann mal los."Hitomi geht zum Transporterraum, der Commander gibt einen Kurs in Richtung des Zentralsternes ein. Nach kurzer Zeit meldet sich die junge Frau von der Oberfläche, sie steht neben dem Wissenschaftler."Ich bin gut angekommen, bis später dann.""Gut, ich mach mich sofort auf dem Weg. Ich will das Zeug auch nicht länger im Frachtraum haben als nötig. Sie passen mir auf sie auf!" "Natürlich", entgegnet der Wissenschaftler und trennt die Verbindung. "Kommen sie, Miss Yamato... richtig?""Ja, sie können Hitomi sagen.""Der Präfekt hat einen Wagen geschickt", meint er freundlich.Sie gehen in Richtung des Ausganges. Hitomi mustert den Mann."Sie sind Terraner?""Ja, wir sind vor 400 Jahren hier her gekommen. Und sie?""Ich bin Beethtianer, aber unsere Heimatwelt wurde zerstört", erzählt sie."Oh, das tut mir leid.""Was sind sie für ein Wissenschaftler?""Ich bin Mineraloge und Quanten-Physiker.""Arbeiten sie in der Treibstofffabrik?""Ja, das ist richtig. Ich rede schon lange, dass wir sie auslagern sollten. Aber auf mich hört ja niemand.""Wie kam es zu dem Brand?""Die genaue Unfallursache ist noch unklar. Ich denke es war ein Ausfall der Antimaterieeindämmung im Reaktor. Aber das ist rein Spekulativ."Eine graue Limousine hält an der Tür der Fabrik."Oh, ein Auto!", ruft Hitomi verzückt. "Ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr in einem Auto gefahren."Die Tür des Fahrzeugs öffnet sich, ein kräftiger, freundlich lächelnder Mann steigt aus und kommt Hitomi entgegen."Hallo Miss Yamato, ich grüße sie", meint er nett.Sie spürt noch eine Aggression, als ihr der Mann auch schon kräftig ins Gesicht schlägt. Sie stürzt zu Boden, hört noch wie sich der Wissenschaftlerentsetzt aufregt. "Mein Gott, was tun sie denn da!?" Dann verliert sie das Bewusstsein. Jesse wirft das radioaktive Material in die Sonne. Die immense Schwerkraft des Sternes reist es gnadenlos an sich. Obwohl sich die Zynaps an der Grenze der Chronossphäre befindet, steigt der Strahlungs-Level an, als der Atommüll in die Oberfläche stürzt. Die Spur, die das schmelzende Material hinterlässt, funkelt bizarr im abgedunkelten Bild der Sonne. Jesse genießt das Spektakel aus Licht und Farben. Die Sensoren stellen das Bild der blendenden Fusionskugel im perfektem H-Alpha Licht dar. Die Granulation, das Kochen der Oberfläche, verwirbelt sich beim Eintritt des Plutonols. Das nukleare Feuer vernichtet es vollständig. Der Commander tritt an den Bildschirm, streichelt über das Bild des Feuerballs. Er empfindet fast eine religiöse Zuneigung zu diesem Stern. Die Plasmazellen scheinen fast auf seine Berührung zu reagieren. Sterne, die Schöpfer des Lebens. Der Computer meldet, "Warnung, Hüllentemperatur erreicht kritische Grenze! 3500 Kelvin, steigend!"Jesse grinst, die Software des Computers stammt größtenteils aus seinem alten Schiff, dem Krait."Warnung, Hüllentemperatur übersteigt Toleranzgrenze! 4200 Kelvin, steigend."Er weiß, er könnte mit dem Targoid Schiff auf dem Stern landen, ohne das er Schaden nehmen würde."Warnung, Hüllentemperatur übersteigt Toleranzgrenze! 4800 Kelvin, steigend!"Die letzten Tonnen der tödlichen Fracht verschwinden im Inferno des Zentralsterns von Zeaex. Jesse gibt den Kurs zurück nach Democracy ein."Warnung Hüllentemperatur übersteigt Toleranzgrenze! 5100 Kelvin, steigend! ... Warnung, Strahlungs-Level erreicht kritische Grenze! 750 Kilorad, steigend!"Der Commander aktiviert den Stardreamer, das Schiff rast durch die Leere des interplanetaren Raumes. Im Orbit nimmt der Commander Kontakt zum Raumhafen auf. Der Physiker erscheint auf dem Schirm. Er sieht eingeschüchtert aus, die Angst steht ihm deutlich im Gesicht."Commander, sie sollen sofort mit dem Präfekten Kontakt aufnehmen.""Was ist los? Wo ist Hitomi?""Melden sie sich bitte gleich beim Präfekturrat. Ich bin nicht befugt ihnen weitere Auskünfte zu geben.""Na gut", meint Jesse und wechselt mit einem sorgevollen Ausdruck den Kanal.""Präfekt Holmbard... oh Commander, hat alles geklappt?""Ja. Wo ist Hitomi?""Sie ist schon auf dem Rückweg."Der Computer meldet sich, "Transporter Eingang! Warnung! Eindringlingsalarm!"Der Commander aktiviert sofort das Kraftfeld um den Frachtraum und schaltet dessen Kamera auf den Monitor. Mehrere Soldaten in schwerer Kampfausrüstung machen sich dort am Kraftfeld zu schaffen. Jesses Gesichtsausdruck verfinstert sich bedrohlich."Wo... ist... Hitomi!?", fährt er den Präfekten an."Sie ist bei uns in guten Händen. Übergeben sie uns widerstandslos ihr Schiff und sie bekommen sie unversehrt zurück.""Was!? Geben sie auf der Stelle meine Gefährtin frei! Oder...""Sie sind hier nicht in der Position Forderungen zu stellen! Übergeben sie uns das Schiff, oder wir exekutieren die Frau!", unterbricht ihn der Präfekt. Jesse zögert, "Ich will sie sprechen, auf der Stelle! Wir reden erst weiter, wenn ich sicher bin, dass sie noch lebt!"Präfekt Holmbard gibt zähneknirschend ein Zeichen, zwei seiner Männer stoßen Hitomi unsanft vor die Kamera. Jesse erschrickt, sie sieht schrecklich aus. Das rechte Auge ist blau und zugeschwollen, Augenbraue und Oberlippe aufgeplatzt. Sie kann kaum stehen. "Jesse, verzeih mir... ich... habe ihnen verraten wie der Transporter funktioniert... ich... ich hab' es nicht ausgehalten...""Oh Gott, Hitomi!""Übergib ihnen nicht das Schiff, in deren Händen..."Der Präfekt packt sie in den Haaren. "Halt die Klappe! Wenn Sie sie lebend wieder haben wollen, kooperieren sie besser, Commander!" Hitomi schüttelt den Kopf, "Nicht Jesse... ich war doch im Scanner... das Schiff ist in deinen Händen schon gefährlich genug, aber..."Der Präfekt schlägt ihr ins Gesicht. "Du sollst die Schnauze halten!""Hören sie auf! Geben sie mir einige Minuten, ich... ich übertrage ihren Männern im Frachtraum die Kommando-Codes für das Schiff!""Nein, Jesse!", stößt sie aus."Ich will dich nicht noch einmal verlieren. Vertrau mir", entgegnet er."Klug, Commander. Sollten sie den Orbit verlassen, töten wir sie!""Keine Sorge, ich bleibe im Orbit! Ich melde mich gleich wieder. Ich hoffe sie verspielen in der Zwischenzeit nicht ihr... Druckmittel!""Übertragen sie die Codes und sie können sie mit ihrem Beiboot abholen", meint der Präfekt kalt. "Sie haben zehn Minuten!"Der Kontakt bricht ab.Jesse überlegt kurz. Er kann sie nicht mit dem Transporter erfassen, sie haben ein Kraftfeld aufgebaut. Dann fällt sein Blick auf die Schildkontrolle. Nach zehn Minuten meldet sich das Präfekturrat zurück."Commander, meine Männer haben die Codes immer noch nicht, sie spielen mit dem leben ihrer Gefährtin!", zischt Holmbart und drückt Hitomi einen Blaster in den Nacken."Ruhig Blut! Ich habe hier alles vorbereitet, für einen... Geiselaustausch.""Einen Geiselaustausch? Sind sie total beschränkt? Meine Männer lassen sich nicht als Geisel verwenden, sie sind darauf geschult...""Ich redete auch nicht von ihren Männern, ich redete... von ihrer Sonne!", unterbricht ihn Blue und gibt Energie auf die Schildemitter, die er in der Zwischenzeit neu ausgerichtet hatte.Die Generatoren heulen auf, um die immensen Energiemengen bereit zu stellen, die das Kraftfeld verdichten, welches im Umkreis von tausenden Kilometern um die Zynaps das Licht der Sonne absorbiert. Die Menschen auf dem Planeten beobachten entsetzt, wie mitten am Tage der Himmel immer dunkler wird. Wenige Minuten später ist die Sonne nur noch eine diffus glimmende Scheibe, kaum heller als ihr Mond.Jesse grinst bitter böse auf den Präfekten herab."Ich bleibe hier, solange bis Hitomi lebendig wieder hier bei mir ist, oder eure Atmosphäre vom Himmel regnet und eure fossilen Überreste zu Staub zerfallen.""Nein Jesse... tu das nicht... hier leben über eine Milliarde Menschen... mich kannst du doch einfach wieder zurück holen..."Der Präfekt löst sich aus seinem Schock, "Was soll das heißen?"Der Commander neigt sich zur Kamera vor, "Ich habe hier die Technologie sie neu zu erschaffen. Diese Option würde ich aber nur wählen, wenn ich sicher bin, dass sie tot ist. Ich habe es ihr versprochen...""Nein Jesse, das ist es nicht wert!", wimmert sie dazwischen."Wenn ich sie auf diese Weise zurückholen muss, hat sie die Erinnerungen bis vor dem Tag, an dem wir hier her kamen. Ich müsste mich noch nicht einmal dafür rechtfertigen, eure jämmerliche Kugel tiefgefroren zu haben", fährt der Commander fort. "Eure Leute hier auf meinem Schiff, sind nicht mehr willkommen!"Jesse schlägt auf den Schalter der Frachtluke. Zischend dekomprimiert der Frachtraum. Die Soldaten werden ins All hinaus geblasen. Kurze Zeit später verglühen sie wie Sternschnuppen über ihrer verdunkelten Heimatwelt."Sie bluffen! Sie würden nicht einen ganzen Planeten opfern..."Jesse lacht eisig, "Sie sollten sich vielleicht besser über die Ziele ihrer Aggressionen erkundigen. Gebt mir Hitomi zurück und ihr bekommt eure Sonne wieder. Stirbt sie, stirbt eure Welt mit ihr! Meldet euch, wenn ihr euch entschieden habt."Jesse beendet den Kontakt. Nach einigen Stunden schon spüren die Menschen auf Democracy den Temperaturabfall deutlich. Die Bevölkerung beginnt panikartig Nahrungsmittel zu kaufen bis die Geschäfte leer sind und Lagerhallen geplündert werden. Polizei und Militär versuchen die Ordnung wieder herzustellen. Weitere fünf Stunden später wird im Präfekturrat der Energieverlust deutlich. Die globale Bevölkerung verbraucht doppelt so viel Energie wie üblich. Der Nachschub aus den planetaren Solarkraftwerken fehlt. Die Notfallreserven werden knapp. Die Techniker stellen die Energieversorgung auf Fusionstreibstoff und Wasserstoff um, doch die Reserven sind begrenzt und es können nicht so schnell genug Not-Kraftwerke aufgebaut werden um den steigenden Energieverbrauch mit zunehmender Kälte sicherzustellen. Der Präfekt hält den Druck der Minister nicht länger Stand. 22. Universal Gaia 11.08.3231 Hitomi erwacht in Jesses Quartier. Er sitzt auf dem Bett neben ihr, hält ihre Hand."Hallo.""Jesse, was ist... oh, mein Kopf...""Alles in Ordnung. Ich habe dich wieder zusammengeflickt", meint er sanft."Was ist mit dem Planeten?""Keine Angst, die Schäden halten sich in Grenzen.""Oh Jesse, das war absolut übertrieben.""Dein Schlüsselbein war gebrochen, es hat die Pleura verletzt. Du hattest einen Milzriss, eine subarachnoidale Blutung... jede Menge Prellungen. Das war übertrieben!""Hättest du sie wirklich ausgelöscht?", flüstert sie. Sie fühlt sich elend."Ich weiß nicht... schon möglich", grübelt er leise. Er nimmt sie in den Arm. "Zum Glück brauchten wir das nicht herauszufinden.""Die Gaak hast du auch nicht vernichtet.""Die wussten nicht, was wir sind. Diese Mistviecher schon.""Terraner sind eben die aggressivsten unter den humanoiden Spezies. Ein Teil davon, steckt auch in dir. Den finde ich manchmal recht gruselig."Er lächelt, "Ja, du hast recht. Ich fühle es immer mal wieder durchbrechen.""Jesse... es tut mir leid, dass ich... verraten habe, wie der Transporter funktioniert. Du bist jetzt sicher enttäuscht...""Oh Gott nein! Hitomi!", er drückt sie fest an sich, es ist ihr fast unangenehm. "Niemals! Sollte so etwas noch mal vorkommen, pack aus bevor sie dir alle Knochen brechen. Okay?!""Sie haben mir erst etwas gespritzt, das hat aber nicht gewirkt. Mir wurde nur schwindlig und schlecht. Dann haben die mich verprügelt. Ich hatte solche Angst, dass sie mich töten, dass sie dich töten", sie beginnt zu weinen. Er wiegt sie in den Armen. "Mein Engel, mein wunderschöner weißer Engel. Es ist alles meine Schuld, ich hätte dich nie allein dort runter lassen dürfen. Du stolperst mir zu sehr von einem Extrem ins nächste. Wir fliegen so bald wie möglich nach Hader und machen Urlaub." 22.1 Als Hitomi am nächsten Morgen auf die Brücke kommt, ist das Schiff gerade unterwegs nach Inena 3."Morgen Jesse", meint sie noch etwas verschlafen."Hitomi! Du solltest doch liegen bleiben.""Es geht schon wieder. Ich kann nicht mehr liegen, außerdem ist mir langweilig. Wo fliegen wir hin?""Zur Inena Universität, ich lasse meinen Bordcomputer aufrüsten.""Kann ich mitkommen? Ich möchte nicht allein hier bleiben.""Komm her", meint Jesse und streckt die Arme nach ihr aus. Sie geht zu ihm, er bleibt auf dem Pilotensessel sitzen, umarmt sie, legt seinen Kopf auf ihre Brust. "Natürlich kannst du mitkommen." Sie spürt die innige Liebe in ihm, die er für sie empfindet, ist endlos glücklich. "Ich Liebe dich Jesse...", flüstert sie."Ich dich auch." 22.2 "Hier ist GNN mit den Neuigkeiten vom Tage (...) Nach der gescheiterten Übernahme durch Achenar (...) zitierte der Chef der Sirius-Corporation die berühmten Worte des Firaxis: Ressourcen existieren, um verbraucht zu werden. Und verbraucht werden sie, wenn nicht von dieser Generation, dann von einer Zukünftigen. Auf welcher Grundlage versucht diese vergessene Zukunft uns jedoch unser Geburtsrecht zu verweigern? Ich sage, es gibt keine Grundlage! Nehmen wir uns, was uns gehört, essen und trinken wir uns an unserem gerechten Anteil satt. (...) das war GNN mit (...) wurde ihnen Präsentiert von Siritol, unser Hochleistungs-Antimaterietreibstoff (...)" Die Zynaps wirft einen riesigen Schatten auf den Raumhafen von Fortress Moor. Es ist Sommer, die Temperatur liegt bei 55°C. Die Luft ist feucht und drückend. Nicht mehr lange und der Monsun-Regen wird einsetzen.Hitomi nimmt einen tiefen Atemzug. "Ihr habt eure Welt gut behandelt.""Ja natürlich, sie ist unser Lebensquell", entgegnet er und zerzaust ihr Haar.Sie gehen durch den Eingang der alterwürdigen Universität von Inena. Hitomi bewundert die Architektur. Der klassisch inenische Stil. Robust und Formschön, zweckmäßig asketisch aber trotzdem beeindruckend erfrischend. Sie dreht sich um und blickt von der Treppe aus über die Stadt. Alle Gebäude sind individuell gestaltet aber immer wieder die typische Bauweise. Riesige wetterbeständige Blöcke aus gegossenem Stein gehen fließend in die Glasfaser-, Stahl- und Glasflächen über. Die Farben sind natürlich matt und angenehm. Je nach art der Steine. Keines der Bauwerke ist angemahlt, weder innen noch außen. In der Ferne türmen sich riesige Wolkenberge, die Regenzeit beginnt."Komm", meint Jesse. "Wir gehen in die Bibliothek.""Oh gern! Gibt es hier noch echte Bücher aus Papier?""Nein, das sind alles Rosetta-Disks. Eine Erfindung der Terraner. Diese Datenträger können Äonen überdauern."Sie betreten die Bibliothek im Keller des Gebäudes. Ein langer Gang führt in die Mitte der riesigen Halle. Hitomi stockt der Atem.Jesse lächelt, "Das ist ein Augenöffner was?""Wow... es ist unglaublich."Sie stehen in einem Rundgang, mit Geländern gesichert. Von hier aus kann man die gesamte Bibliothek überblicken. So weit das Auge reicht, Tausende von Regalen auf sechs Ebenen. Sie enthalten Millionen von kugelförmigen Büchern."Also pass auf. Von diesem Rundgang führen sechs Gänge ab. Es ist ausgeschildert. Hier geht es zum Leseraum, das ist ein Ruheraum, darin muss man ganz leise sein. In den restlichen Bereichen können wir ruhig reden", meint er leise. "Hier geht es in die Cafeteria. Hier in den inenischen Abschnitt, hier der Föderale, der Imperiale und hier der größte Abschnitt, der Unabhängige. Sie führen in einen weiteren Rundgang der meist in Geschichte, Philosophie, Wissenschaften, Belletristik und andere unterteilt ist. Von jedem Platz in der Bibliothek kannst du diesen mittleren Hauptgang sehen, damit man sich nicht verläuft. Darum auch die strahlenförmige Anordnung. Es ist zwar etwas platzverschwenderisch, aber dafür erweiterbar und für die Menschen die hier sind auch relativ überschaubar. Du hast überall jede Menge Diskreader stehen. Ich zeig dir, wie es funktioniert. Es sind optisch-analoge Datenträger."Sie gehen in Richtung der Föderalen Abteilung. "Geschichtliches", meint Hitomi und zieht Jesse in den Gang hinein.Sie gehen ein Stück an den Regalen vorbei, überall die kugelförmigen Disks.Hitomi bleibt an einem der Regale stehen. "Aufzeichnungen von Siedlern der frühen Marskolonisierung", ließt sie und nimmt eine der Kugeln aus dem Regal. Sie besteht aus zwei hälften, einer dunkelgrauen Halbkugel und einer durchsichtigen.Jesse nimmt sie ihr aus der Hand. "Also, die Datenträger sind aus einer Nanotech-Keramik. Die obere Hälfte ist durchsichtig, sie wirkt wie eine Lupe. Von den Rändern aus beginnt sich der Text des 'Buches' spiralartig nach innen zu ziehen und wird immer kleiner. Siehst du?""Ja, es beginnt in verschiedenen Sprachen, Intercom... und was ist das?" "Jedes Buch ist in fünf Sprachen gefasst. Die Einheitssprache, welche nach dem erstellen des I-Funknetzes überall unterrichtet wird. Englisch, das ist die terrane Ursprache. Pontam, das ist die Imperiale und zwei Zeichensprachen, eine mathematische und eine Bildersprache." "Sie werden immer kleiner, bis man eine Lupe oder ein Mikroskop benötigt", fällt ihr auf. "Ja genau, die Diskreader hier haben einen Laser-Abtaster." "Das ist genial. Es enthält in sich Selbst die Anleitung es zu lesen. Es entschlüsselt sich sozusagen intuitiv, weil man immer weiter vergrößern muss...""Und die Dinger sind nahezu unverwüstlich", ergänzt er ihren Gedankengang. "Einfach in die Aussparung des Scanners legen und schon erscheint der Text auf dem Monitor." "Wie groß ist solch eine Disk?""Maximal 20 Millionen Zeichen in jeder der fünf Sprachen, glaube ich."Ein älterer Herr tritt an die beiden heran. "Commander Blue. Hier stecken sie also." "Oh Professor. Ähm... gehen wir in die Cafeteria und besprechen die Aufrüstungen. Ach, darf ich vorstellen, Hitomi, Professor Ikari", entgegnet Jesse.Hitomi macht einen Knicks, "Hallo Professor." "Hallo Miss, sie müssen Jesses Gefährtin sein?! Ich habe an den beleuchteten Plugsuits mitgearbeitet", meint Ikari."Sie sind super geworden, gute Arbeit.""Danke...", er mustert etwas skeptisch ihr Gesicht. Die bläuliche Verfärbung der rechten Augenpartie, sowie die noch nicht vollkommen verheilten Platzwunden an Augenbraue und Oberlippe irritieren ihn ein wenig.Hitomi lächelt, "Oh, es ist nichts weiter. Ich hatte einige Probleme mit ein paar Hinterweltlern. Jesse hat mich noch rechtzeitig gerettet", erklärt sie."Ach ja, die Sache in Seaex." "Sie wissen davon?", die Biologin ist verwundert."Sicher, der Commander hat dafür gesorgt, dass diese Leute in unserem Hoheitsgebiet wie Piraten behandelt werden." "Oh...", stößt sie aus und schaut mit hochgezogenen Augenbrauen Jesse an.Er grinst nur und zuckt mit den Schultern. "Willst du mitkommen, oder möchtest du dich hier noch umschauen?", fragt sie ihr Gefährte dann."Ich würde mich schon gern noch etwas umsehen", entgegnet sie und schaut sich etwas verunsichert um.Ikari lächelt sie an. "Keine Sorge, hier gibt es keine Hinterweltler", meint er zwinkernd."Okay, ich weiß ja... erst zurück zum zentralen Gang dort oben und dann in die Cafeteria. Oder ich gehe dann gleich auf das Schiff zurück", meint sie auf die Transporter-Steuerung zeigend."Nicht von hier drin!", meint Jesse intervenierend. "Oh, ja! Na klar, der Vakuum Knall... das wäre hier wohl etwas unpassend", entgegnet die junge Frau beschwichtigend. "Gut, also... wir finden uns schon wieder", Jesse küsst sie auf die Stirn. Dann gehen die beiden in Richtung des zentralen Ganges.Hitomi schaut ihnen noch einen Moment schmunzelnd hinterher. Widmet sich dann der Disk zu. Gesammelte Aufzeichnungen von Siedlern des Mars (Sol 4) aus dem Jahre 2350. Aufzeichnung von Maja Roads, Physikstudentin Die Schriftzeilen sind nun schon so klein, das sie kaum noch zu entziffern sind. Weiter zur Mitte der Rosetta Disk verschwimmen die feinen Linien des Textes und sind bald nicht mehr zu erkennen. Sie legt die Disk in den Scanner. MARS 1 Der Mars. Ein staubiger Planet. Eine Wüste seit Millionen von Jahren.Viele Jahrhunderte lang ein Planet der Rätsel. Generationen vonAstronomen hatten versucht seine Geheimnisse zu entschlüsseln. Viel Zeitist vergangen seit die ersten Berichte über die berühmten Marskanäle dieWelt in Atem hielten. Der rote Planet war plötzlich gesellschaftsfähiggeworden. In allen Schichten der Bevölkerung diskutierte manleidenschaftlich über unseren Nachbarn im All. Jahre später, mit denersten unbemannten Raumsonden, kam die Ernüchterung. Einelebensfeindliche, tote Welt lag unter den Kameraaugen von MARINER undVIKING. Die letzten Hoffnungen auf Leben verflossen im roten Sand. Fürlange Zeit legte sich die Stille des Alls um den kleinen Planeten. Aberdann, viel später, kamen die Menschen... Ein stürmischer Wind ließ mich frösteln. 'Gut, dass wir die warmen Sachenmitgenommen haben', dachte ich. Die Herbstnächte am Südrand vonHellas-Mare konnten schon ziemlich kalt werden. Die lange Fahrt vonHellacita in die Campgrounds hatte mich ziemlich ermüdet. Fast zwölfStunden waren wir auf dem Ringweg unterwegs, der sich wie ein Band umdas größte Marsmeer legt. Die Terraformer vor hundert Jahren hattenganze Arbeit geleistet, als sie kurz nach der Überflutung der HellasTiefebene durch das geschmolzene Polareis, die vielen neuen kleinenSiedlungen an der Küste durch eine Schnellstraße verbanden. DieCampgrounds waren also nur eine Tagesreise mit dem Wagen entfernt. Nunja, eigentlich war es nur eine kleine Ansiedlung von Holzhütten undWohnmobilen. Aber der Reiz der Landschaft zog die wenigen Siedler immerwieder hierher. Ein riesiger Streifen jungen Nadelwaldes erstreckte sichvon hier rings um das Südpolargebiet. Und dichter Wald war immer nocheine Kostbarkeit auf dem Mars. Wenige Jahrzehnte hatten genügt dieserRegion ein erdähnliches Aussehen zu geben, vom dunkelroten Strand unddem tief violetten Himmel mal abgesehen.Ich stand am Strand und blickte aufs Meer hinaus. Kühles dunkles Wasserumspülte meine Füße. Das Rauschen des Windes übertönte die Stimmen derCamper am Waldesrand. Nur im Unterbewusstsein bemerkte ich, dass jemandnach mir rief."Maja, wo bleibst du denn", rief Torsten, "wir müssen noch das Feueranzünden". Aus den Gedanken gerissen drehte ich mich um. Torsten, wieimmer nur mit seinen grauen Jeansklamotten bekleidet, gestikulierte wildmit einigen Holzstückchen und deutete auf eine alte Feuerstelle. "Ichkomme gleich", rief ich zurück. Endlich waren die Semesterferienangebrochen. Den ganzen langen Sommer durch hatten wir uns schon daraufgefreut. Das erste Studienjahr war verdammt hart gewesen. HELLASUNIVERSITA war noch ein Novum, die erste Hochschule auf dem Mars. Nichtnur wir Studenten hatten unsere Probleme damit. Aber schließlich war esein weiterer Schritt in die Unabhängigkeit von der Erde.Meine Gedanken schweiften weit fort zu dem fernen Planeten, den ich seitfünfzehn Jahren nicht mehr gesehen hatten. Die letzten Erinnerungen andie Kindheit dort begannen langsam zu verblassen. Wohl niemand von unswird wohl jemals dorthin zurückkehren können. Seit dem Ende der großenRohstoffkrise kamen keine Schiffe mehr. Die Menschheit hatte nun andereSorgen als das All zu besiedeln. Es gab kaum noch Funkkontakte zur Erde.Nur noch selten erklang der Schrei der irdischen Politiker nach denjetzt unerreichbaren marsianischen Rohstoffen.Letztendlich ist es auch meine Aufgabe, die Zukunft der kleinenGemeinschaft auf dem roten Planeten zu sichern. Wir wenigen jungen Leutehalten die Zukunft der menschlichen Art in unseren Händen.(Hahndorf) "Hitomi?!"Sie schreckt auf, "Oh, Jesse. Alles schon geklärt?""Ja, es ging schneller als ich dachte. Was liest du da?""Das ist eine Aufzeichnung einer Siedlerin kurz nach der Kolonisierung des Mars. Es ist fast tausend Jahre alt. Seltsam irgendwie, einige Dinge haben sich kaum geändert", meint sie in Gedanken versinkend. Erinnerungen an ihre Heimat kommen zurück. Die Dolomitenwälder, die bunten Tiere, das blauweiße Licht ihres Sterns. Jesse streichelt sie über den Rücken, "Wollen wir noch mal auf die Aussichtsplattform auf dem Dach?""Ja, gern. Ob es schon regnet?" "Mal sehen." 22.3 Von der Aussichtsplattform können die beiden die ganze Stadt überblicken. Die Dächer und Teile der Fassaden glitzern im dunkelblauen oder silbrigen Tönen."Sind das alles Solaranlagen", meint sie verwundert."Ja sicher, warum die Flächen nicht nutzen, wir haben Energie im Überfluss." Sie geht an das fest installierte Fernglas und schaut über die Stadt, der Himmel ist dicht bewölkt. Trotzdem erzeugen die Sonnenkollektoren noch genügend Energie."Das dort sind die Wasserstoffkraftwerke?", fragt sie und zielt auf eine große Anordnung riesiger Tanks. "Ja. Die überschüssige Energie wird dort in Wasserstoff und Sauerstoff gespeichert. Der Witz ist, das diese Technologie schon über 1200 Jahre existiert. Die Terraner hielten sie über 300 Jahre unter Verschluss beziehungsweise unterdrückten deren Verbreitung und Weiterentwicklung." "Wieso denn das?" "Einige wenige Firmen und Regierungen verdienten sehr viel Geld mit Erdöl und Erdgas. Bis ins Jahr 2100 gehörten fast alle Öl und Gas Quellen der mächtigsten GRNCA, der Global Ressource and Nation Control of America. Ich glaube die haben 2045 die UN, also die Vereinten Nationen, die damals so eine Art Rat war, aufgelöst. Große Teile der Energieversorgung wurden über Erdöl, Gas und Uran abgedeckt. Kein Auto oder Flugzeug bewegte sich damals ohne Öl oder Gas." "Aber das hat doch den Planeten verseucht." "Sicher, aber den Terranern war ihr Planet schon immer egal. China, eine andere große Nation baute einst ein riesiges Wasserkraftwerk. Es begann Energie zu exportieren. Mit dem Resultat, dass es von der GRNCA in die Steinzeit zurück gebombt und annektiert wurde. Als dann Ende des 24 Jahrhunderts alle Ressourcen verbraten waren, hatten sie schon eine weitere gewinnträchtige, weil unbedingt benötigte, Ware in den Händen.""Die Nahrungsmittel. So vernichteten sie aus reiner Gier das Ökosystem." "Genau. Nachdem sich die GRNCA von all den erbosten und verzweifelten Erdenbürgern entledigt hatte, begann die Moventos-Finsternis. Durch die Strahlung und die Klimaveränderungen wurde aber die Bevölkerung so stark dezimiert, dass die GRNCA zerfiel. Die Japaner hatten eine Technologie entwickelt um sich vor der Strahlung zu schützen. Sie verkauften das Mittel nur an ausgewählte Nationen weiter. Am Ende gründete Japan aus den Resten von England, Frankreich, Deutschland, Kanada und den Skandinavischen Ländern die neue Ordnung. Zusammen mit dem Mars wurde dann die Erde re-terraformt.""Und hier?" "Wir vereinigten schon vor über 3000 Jahren den Planeten zu einem stabilen Imperium. Die westlichen Regionen rebellierten vor etwa 2500 Jahren und kehrten vor gut 1600 Jahren in das Imperium zurück", er schaut sich kurz auf der Plattform um. "Als dann vor etwa 900 Jahren die Subkonditionierungen eingeführt wurden, gab es schnell keine größere Kriminalität und Unruhen mehr. Alles ein recht harmonisches Miteinander", ergänzt er dann leise. "Fossile Rohstoffe haben wir kaum genutzt. Nur zur Herstellung von speziellen Medikamenten oder Materialien. Wir haben immer noch mehr als genug davon, benötigen diese aber eigentlich nicht.""Ist das eine Kirche oder Tempel dort?", sie richtet überrascht das Fernglas auf ein recht mystisch wirkendes Gebäude."Ja. Das ist ein alter Sonnen-Tempel. Mehr kulturelles Erbe als wirkliche eine religiöse Stätte."Ein Sonnentempel? Erzähl!?" "Unsere Ur-Religion war eine Art Sonnenkult." "Oh... Ihr habt eueren Stern angebetet?", sie grinst. "Ja. Unsere Zivilisation begann auf der südlichen Halbkugel. Die Sonne war immer wichtig für uns. Die Aussaht, Ernten, beginn des Monsun. All das konnten wir von der Bahn der Sonne am Himmel entnehmen." "Gab es Wiederstand, als ihr erkannt habt, das die Sonne kein Gott war?" "Kaum, ihre Bedeutung änderte sich ja nicht. Erst mit moderneren Anbaumethoden geriet es in den Hintergrund. Wie ist das bei euch? Seit ihr ein religiöses Volk?" "Wir sind universelle Gaiaisten, könnte man sagen. Gläubig ja, aber nicht religiös." "Wo ist der unterschied?" Sie lächelt, geht dann hinter ihn. "Soll ich es dir erklären?" "Sicher, nur zu."Sie umfasst ihn, nimmt seine Hände. "Also, es ist ein Weg, keine Mission. Sag mir, woher weißt du, dass ich existiere." "Du berührst mich." Sie grinst, "Siehst du, das ist Religion. Es gibt eine Frage. Eine Antwort wird dir in die Hand gedrückt. Du nimmst sie an, weil es am einfachsten ist." "Ich kann nicht ganz folgen." "Langsam. Was ist es, diese Berührung? Sensorische Reize, die von deinem Gehirn interpretiert werden. Richtig?" "Richtig." "Woher weißt du, dass dies wirklich real ist? Woher weißt du, dass dies wirklich ein wahrgenommener Reiz ist? Kann es nicht sein, dass all dies nur eine Illusion deines Geistes ist?" "Naja..." "Bewiese, dass es real ist!" Er grübelt eine Weile, "Ich kann es nicht." "Es wäre also möglich, dass ich gar nicht existiere? Dass die Stadt vor dir, nur eine Illusion ist, erschaffen durch deinen Geist." "Möglich wäre es, ja, aber unwahrscheinlich." "Okay, bleiben wir bei dem was wirklich beweisbar ist..." "Was ist denn dann beweisbar? Wenn alles eine Illusion sein kann? Wie können wir sicher sein, dass es überhaupt etwas gibt..." "Genau. Wenn selbst dein Spiegelbild oder die Zellen aus denen du gemacht bist, oder die Atome und Quanten, ja selbst die Raumzeit nur eine Illusion sein könnte, was bleibt dann? Wie kannst du sicher sein, das überhaupt etwas existiert?" Gedankenlos blickt er über die Stadt. "Ich gebe dir einen Tipp, es kann nichts sein, das du mit deinen bewussten Sinnen wahrnimmst." "Aber ich habe keine metaphysische Wahrnehmung, wie du." "Kalt!", sie küsst ihn den Nacken. "Außerdem sind meine Fähigkeiten nicht wirklich metaphysisch. Es sind Sinne, wie andere auch." "Ja okay, aber..." "Nicht so schnell. Es gibt eine Sache, die existiert, sicher, fundamental, unerschütterbar. Sie bedarf keinen Beweiß." Er schaut sie forschend an, "Okay, ich denke also bin ich." "Ja", sie näht sich seinem Ohr, flüstert. "Ja, der Prometheusfunke. Er ist in uns. Jetzt beginnt der Glaube. Er ist in jedem Lebewesen, es ist wahrscheinlich, auch wenn wir es nicht beweisen können. Gott, oder wie du es auch immer nennen willst, ist in dir, in mir, in uns allen. Eine Säule des Universums, ein Naturgesetz. Der Grund unserer Existenz.""Der Grund unserer Existenz? Der Sinn unseres Seins?" "Ja. Gott ist blind, er sieht durch uns. Gott ist taub, er hört durch uns. Gott ist stumm, er spricht durch uns. Treib es soweit du willst." "Gott ist tot, er lebt durch uns?" "Ja, selbst das. Eine ultimative Kraft, die uns erschaffen hat, als Notwendigkeit um zu sehen, zu begreifen..."Er starrt eine Weile vor sich hin. "Ja. Das ist gut. Ein guter Ansatz, eine Basis." "Eine Basis, ein Weg, keine Mission. Was wäre all das Sein, all das Universum, wenn nichts da wäre, was es wahrnimmt?" "Ich glaube an Schicksal. Alles im Leben passiert mit einer unausweichlichen, mechanischen Zwangsläufigkeit." "Ah, ein Determinist. Das beißt sich nicht, denk nur an die Interstring-Physik." "Ja, du hast recht." Er umarmt sie fest. "Oh Gott. Ich hätte euch beinahe ausgelöscht." "Wer weiß, was dich zu guter Letzt davon abgehalten hat." Es beginnt zu regnen. Der Monsun setzt ein. Drei Monate wird er andauern. Er wiegt sie in den Armen. Am Horizont, weit jenseits der Wolken, versinkt die Sonne. Wie ein Diamant, ein Licht in der Kälte des Alls. 23. Das Erbe der Lyriaden Inena System 07.09.3231 Jesse setzt einen Kurs zum Hader System. Hitomi freut sich schon auf das Wiedersehen mit ihrem Volk. Sie ist gespannt, der Zentralstern des Systems ist ein blauer Überriese. Schon damals, als sie die Gaak erforschten, war sie fasziniert von den gigantischen Ausmaßen dieser fremden Sonne. Jesse aktiviert den Hyperdrive, der Sprungkanal erscheint. Hitomi blinzelt in den Tunnel. Plötzlich, von einem Augenblick zum nächsten, schwebt ein riesiges Targoidenschiff vor ihnen. Hitomi springt auf. "Jesse!", ruft sie, ohne das Schiff aus den Augen zu lassen. Es ist sicher drei mal so groß wie die Zynaps. Sie erkennt drei Panoramaringe um die riesige Untertasse. Die Desintegrationsblitze des Hyperraumkanals Flackern diffus in dem blauen Tunnel, jedoch scheint ihr Schiff zu stehen. Die Reise geht nicht weiter. "Jesse!", ruft sie erneut und starrt ihn an. Er sitzt regungslos im Pilotensitz, wie versteinert, in seiner Bewegung eingefroren. Die Hand noch über dem Startknopf des Triebwerkes. Sie wirft einen Blick auf die Systemzeit, sie bewegt sich nicht. Sie will nach ihn greifen, als ihre Hand gegen ein Kraftfeld stößt, das ihm umgibt, es flackert knisternd auf. Sie stößt einen erschrockenen Schrei aus und zieht ihre Hand zurück."Keine hastigen Bewegungen!", fordert sie eine Stimme in ihrem Kopf auf. So mächtig, dass sie ihren ganzen Geist zu erfüllen scheint. Sie spürt eine immense psionische Kraft hinter sich. Langsam und voller entsetzen dreht sie sich um. Mit ungläubig furchtsamer Miene erblickt sie fünf riesige Käfer. Sie haben acht Beine, große dreieckige Schädel, Dutzende Facettenaugen über den schwarz glänzenden Körper verteilt. Viele Antennen und buschige Sensoren. "Targoiden", haucht sie tonlos. "Ja." Die Wesen bewegen sich nicht, Hitomis Atem stockt. "Du wirst nicht versuchen zu fliehen." "Nein", sie schüttelt kaum sichtbar den Kopf, zittert. Ihr Herz rast."Ihr nutzt unsere Technologie.""Wir... wir haben sie nie gegen euch verwendet.""Ihr seit in unsere Dimension eingedrungen.""Es war keine Absicht, wir..." "Noch nicht! Ihr nutzt unsere Technologie und das Wissen über uns, noch nicht gegen uns!", sprechen die Targoiden telepatisch.Hitomis Panik presst ihr die Tränen in die Augen, "Wir sind nicht eure Feinde..." "Angst." Sie nickt leicht. "Ja", flüstert sie leise. Einer der Targoiden tritt rasch auf sie zu. Sie zuckt zusammen, schließt mit einer abwehrenden Bewegung die Augen, als erwarte sie einen Schlag. Dann blickt sie furchtsam auf, mustert das Wesen, das jetzt unmittelbar vor ihr steht. "Angst. Waffen mit Angst. Ihr seit sonderbar." "Wir... wir sind keine Waffen." "Oh doch und du weißt das auch.""Wir haben uns... aus Bakterien entwickelt, die... die als Waffen gegen euch eingesetzt wurden, aber wir sind keine Bakterien mehr. Wir haben einen eigenen Geist zum Denken.""Wir wissen das. Ihr seit aggressiv." "Nicht alle von uns." "Wir wissen das. Ihr seit Individuen", das Wesen hält ein kleines Gerät, ähnlich einer Pistole, greift dann ihren Arm. "Bitte, tut uns nichts... bitte", stammelt sie, ihr versagen die Beine, sie sackt auf die Knie.Der Käfer stanzt mit einer schnellen Bewegung eine Probe aus ihrem Arm. "Au!", stößt sie hell und wimmernd aus. "Ihr habt kaum eine Vorstellung davon, was euer Geist überhaupt ist. Die Friedfertigen unter euch werden von denen die aggressiv sind vernichtet." "Was?", sie blickt ängstlich zu dem Wesen auf. "Ihr existiert nur aufgrund eines Fehlers." "Eines Fehlers?" "Die Lyriaden, die euch erschaffen haben, bauten eine Sicherung ein, die euch vernichten sollte, nachdem ihr euren Zweck erfüllt hattet. Doch durch den Kontakt mit fremder DNS veränderte sich diese Sequenz." "Unser Zweck? Aber... aber wir wollen euch nicht mehr vernichten! Wir haben euch doch nichts getan." "Auch du hast einige von uns getötet." "Was? ... Aber... aber aus Notwehr, ihr habt uns angegriffen..." "Wir wissen das." "Wir sind keine Gefahr für euch." "Wir wissen das", die Wesen untersuchen die Computer, sammeln einige der Wartungskäfer ein. "Bitte..." "Wenn wir euch töten wollten, hätten wir es längst getan, beruhige dich." "Ihr... ihr wollt uns nichts tun?" "Wir überlegen uns, wie wir weiter mit euren Arten verfahren." "Wir werden euch nicht bekriegen", entgegnet Hitomi mit flehender Stimme. Eines der Wesen kommt auf Hitomi zu, sein Kopf bleibt dicht vor Hitomis Körper stehen. "Sprichst du für dich, oder für euch, Humanoid? Du hast keine Vorstellung davon, wie winzig, jung und unbedeutend ihr seid."Einer der Targoiden geht zu Jesse, der immer noch eingefroren in der Zeit, bewegungslos da sitzt. Der Targoid verändert mit einem kleinen Gerät das Kraftfeld um ihn, stanzt ihn dann auch eine Probe aus dem Oberarm. Ein Spritzer Blut löst sich aus der kleinen Wunde, erstarrt dann im Raum. "Jesse! ... Aber wir bedeuten uns etwas." "Liebe, eine seltsame Regung. Ihr vernichtet einander, liebt einander. Vieles andere bedeutet euch nichts. Ihr vernichtet selbst Planeten." "Oh Gott...", haucht sie schmerzlich. "Ja, wie deine Heimat. Auch diese hast du geliebt." "Ich konnte sie nicht retten." "Das wissen wir. Ihr seit autoaggressiv. Ein Überbleibsel des alten Selbstvernichtungsprogramms in euch. Es sterben mehr von euch durch euch, als durch Naturkatastrophen." Die Käfer teleportieren vom Schiff, nur einer bleibt zurück. Er packt Hitomi am Arm, er ist kräftig, es schmerzt. "Wir sind verwandter als du glaubst. Ein Teil von uns, ist auch in euch." "Was?" "Die Lyriaden waren keine organischen Lebensformen, wie wir. Es waren anorganische Wesen. Sie haben euch erschaffen um uns besser angreifen zu können." "Wir haben nie anorganisches Leben gefunden." "Du bist doch Biologin", das Wesen klopft auf ihren Kopf. "Sind eure Geister denn so schwächlich? Wir haben alle anorganischen Lebensformen in dieser Galaxis vernichtet, all ihre Geistfelder, wie im Beta Lyra System. Wir haben sie bis auf ihre Urform ausgelöscht. Diese Galaxis gehört uns, uns allein. Wir bedrohen uns gegenseitig im selben Maße wie wir uns benötigen." "Ich verstehe nicht... Ihre Urform? Die Schweifengel!?", haucht sie überrascht. Das Wesen teleportiert vom Schiff. Der Hyperraumkanal flackert kurz auf, das Hader System ist erreicht. "So da sind... autsch!", Jesse greift sich an den Oberarm, wo der Targoid die Probe entnommen hatte. Er starrt verwirrt Hitomi an, die eben noch in ihrem Sitz saß und nun neben ihm hockt. Sie verliert das Bewusstsein. 23.1 Die Zynaps schwebt über der Beethtianer-Siedlung auf Neu Nakamichi. Die Architektur hat sich verändert. Während auf ihrer alten Heimat, die Bauwerke darauf optimiert waren, hermetisch abgeschlossen und sicher zu sein, können sie hier, aufgrund der atembaren Atmosphäre, völlig neue Wege ausprobieren. In den Bäumen hängen Kuppelförmige Bauwerke, die Außenhaut aus Solarzellen. Die gigantischen Kronen der Urwaldriesen bieten genug Platz für ein Wegesystem, ohne die Pflanzen zu beschädigen. Ein riesiges lichtdurchlässiges Gittergestell aus Nanotech-Glasfaser-Verbundsstoffen bilden zwei ausgedehnte Landungspads über dem Regenwald. Die Stadt beherbergt nun etwa 2300 Menschen. Die sich aufgrund ihrer geringen Zahl immer noch strickt an die Kreuzungstabellen halten müssen, um langfristig die genetische Gesundheit ihrer Art zu sichern. Jesse und der Basis-Kommandant werten die Daten der internen Schiffssensoren aus. "Es waren 72 Targoiden auf dem Schiff, für 29,7 Nanosekunden", meint Jesse. "So viele, was haben sie alles angestellt?" "Als erstes haben sie den Stardreamer manipuliert. Mich haben sie eingeschlossen im Zeitfeld, aber nicht Hitomi. Warum?" "Sie wollten mit mir sprechen", meint die Biologin, die im Eingang des Raumes steht. "Hitomi, du solltest dich doch ausruhen", meint der Basis-Kommandant. "Ist schon okay, mir geht es gut." Jesse mustert sie grübelnd, "Ich bringe dir nur Ärger." Sie setzt sich zu den beiden. "Nicht so schlimm, wer erlebt schon solche Dinge...", entgegnet sie leise. "Sie wollten mit mir sprechen, sie sind reine Telepathen. Sie konnten perfekt kommunizieren, als hätten sie nie etwas anderes getan." "Besser als die Gaak?", fragt ihr Gefährte weiter. "Ja, viel besser. Seine Stimme füllte meinen ganzen Kopf aus, jeder verbale Gedanke von mir wurde eliminiert. Es war mächtig, unbeschreiblich... als ob Gott mit dir spricht." "Spürtest du dieses Mal Aggression bei ihnen?" "Nein, keine Emotionen, nur Harmonie, eine eisige Harmonie." "Sie haben vom Beta Lyra System gesprochen? Bist du sicher?" "Ja. Sie haben dort ihre Feinde bekämpft, sie sprachen von Geistfeldern." "Was soll das sein?" "Ich weiß es nicht, sie sagten es waren keine organischen Lebensformen." "Seltsam... Warum haben sie uns nur untersucht? Warum haben sie uns nicht vernichtet?" "Vielleicht hatte ich ja doch recht, da wir keine Bedrohung für sie sind, lassen sie uns in Ruhe. Aber ich glaube, sie nehmen an, dass wir später eine werden könnten." "Wir sollen mit ihnen verwandt sein?" "Ja, das hat mich auch sehr verwundert, die Struktur unserer DNS ist völlig anders." "Unsere Informationen sind in einer Doppel-Helix gespeichert, sie haben eine Tri-Helix." "Beta Lyra...", grübelt Commander Blue. "Das verbotene System... was weiß man heute genau darüber?" "Das System ist binär, die Komponenten A und B berühren sich und tauschen ständig Plasma aus, massive Ionen Stürme. Wir konnten bis her keine Planeten nachweisen. Jedes Schiff oder jede Sonde die dorthin gesprungen ist, ging verloren, wir wissen nicht warum. Nichts ist je von dort zurückgekommen." Der Basis-Kommandant schaltet sich ein. "Commander, sehen sie hier, sie haben etwas am Reaktor verändert!" "Was?!", stößt Jesse aus und begutachtet das Sensorbild. "Es ist kaum zu erkennen, die Zeit war zu gering um ein klareres Bild zu bekommen. Ich muss das überprüfen, nicht das wir beim nächsten Sprung sonst wo landen", meint er und Teleportiert auf das Schiff. Hitomi schaut Jesse über die Schulter, "Ich bin nicht so versiert mit der Hyperraumtechnik. Ist das Aliensystem in den Hyperdrive integriert?" "Ja, der Targoiden Reaktor liefert die Energie um das Triebwerk zu betreiben. Die Adaption habe ich entworfen. So kann ich das Triebwerk, je nach Bedarf austauschen", erklärt er, scant die Bauteile. "Es ist schon ein beeindruckendes System, dieser Hyperraumantrieb. Wurde der nicht von den Terranern entwickelt?" "Nicht wirklich, sie rühmen sich zwar immer damit, aber eigentlich waren es die Hydrianer." "Lindas Spezies." "Ja, Linda ist wie ich ein Hybrid. Aber die terranischen Gene sind größtenteils rezessiv." "Wie kam das, ihr seit zusammen zur Schule gegangen, auf Inena. Aber bei euch ist es doch sehr schwierig, als nicht Inener eine Fortpflanzungsgenehmigung zu bekommen." "Ja, das ist eine alte Regelung die gerade überdacht wird. Aber das mit uns hatte andere Gründe. Es wurden Experimente gemacht um effektivere Möglichkeiten für Spionage und andere Dinge zu finden. Mehr Informationen über die genetischen Eigenheiten von anderen Hummanoiden." "Oh... verstehe...", flüstert sie etwas erschrocken über seine Ausführung. Er lächelt, "Was das Hyperraumtriebwerk betrifft, so hatten die Hydrianer die theoretischen Grundlagen über 450 Jahre lang, aber trauten sich nicht, diese zu testen, weil sie nicht wussten was geschehen würde. Es war Neuland. Nach dem Terra ins Interferenzfunknetz eingestiegen ist, bekamen sie die Forschungen der Hydrianer in die Finger. Schon sieben Jahre danach hatten sie eine Testanlage gebaut und öffneten den ersten Hyperraumkanal auf der Erde." "Aber die Strahlung..." "Von der wussten die ja noch nichts. Aber die Warnungen der Hydrianer, es bestand die geringe Chance, bei dem Experiment ein schwarzes Loch zu erzeugen. Deshalb versuchten es die Hydrianer nicht." "Das heißt, es bestand die Möglichkeit, sich selbst und das Sol System zu vernichten?" "Den Terranern war es schon immer egal. Sie gingen schon immer extreme Risiken ein, um ihre Macht zu vergrößern. Sie nutzten diese auch aggressiv aus. Sie gaben diese Technologie nicht weiter. Errichteten jede Menge Minenkolonien um Sol. Erst 15 Jahre später gelang es dem Achenar-Imperium diese Technologie zu erlangen. Sie hatten zusammen mit hydrianischen Wissenschaftlern einen sichereren Weg gefunden, deshalb unterscheiden sich die Systeme auch von den terranischen. Kurz darauf hatten auch wir sie in den Fingern und verkauften das Wissen heimlich an die Alkaid-Alliance, das waren unabhängige Händler, für einen Billion Credite." "Wie nobel von euch", meint sie mit einem etwas sarkastischen Unterton. "Hattet ihr keine Angst, das man dieses System gegen Inena hätte einsetzen können." "Sicher, aber früher oder später hätten es die anderen Systeme eh bekommen, dazu kam noch, das wir den beiden Großmächten noch viel weniger trauten als lauter kleinen unabhängigen Welten. Außerdem ersetzten wir das Antimaterie-Aggregat durch den Wasserstoff-Fusionsantrieb. Dadurch waren diese Systeme sehr viel größer und leistungsschwächer. Interessanter Weise hat dieses System sich dann durchgesetzt", erzählt er, während er immer noch herauszufinden versucht, was die Targoiden verändert hatten. Dann findet er es. "Hier! Sie haben den interdimensionalen Nexus ihres Reaktors verändert. Es fehlen vier Ausdehnungen." "Schädigt es das System?" "Nein, die maximale Leistung ist aber gedrosselt. Ich hatte die zwar noch nie voll nutzen können..." "Warum sollten sie das tun." "Keine Ahnung, vermutlich damit wir keinen Unsinn damit anstellen.""Und wie viel fehlt?" "Etwa die Hälfte, Moment... 52% genau." "Was bedeutet das jetzt für uns?" "Eigentlich nicht viel, wie gesagt, ich konnte das Potenzial eh nie nutzen. Ich werde das gesamte Schiff durchchecken müssen, jede Einzelheit, ich will keinen Sprung riskieren, bevor ich nicht sicher bin, das es uns nicht zerreist oder schlimmeres. Okay, ich werde mir gleich mal die Trägheitsdämpfer ansehen", meint Jesse und öffnet das Verdeck der schweren Kraftfeldgeneratoren. "Was genau machen die?""Das Silastoplaston in den Sitzen und den Plug Suits absorbiert einen Teil der Beschleunigungskräfte. Aber bei 25g, oder von 0 auf 1000 in 1,3 Sekunden, nützt das nicht mehr viel. Die Dämpfer erzeugen ein Kraftfeld, das die Masse des Schiffes und des Inhaltes fast aufhebt. Dadurch auch die Trägheit. Anders ausgedrückt, ohne diese Dämpfer würden wir beim Beschleunigen zerquetscht. Genau so reagieren diese Felder, wenn wir mal irgendwo zu hart aufsetzen.""Oh... alles klar.""Sie sind sehr robust, das müssen sie auch sein, das System ist überlebenswichtig", fährt Jesse fort, wendet sich dann den Basiskommandanten zu. "Wie hoch ist euer Technologie-Level hier?" "Wir sind auf Level 6, der ist gut zu nutzen, ausgewogen in Kosten und Effizienz. Notfalls können wir aber auch auf Level 8 gehen." "Habt ihr einen leichten Plasma-Beschleuniger da?""Ja vier Stück, auch einen Schweren, im Lager." "Ich möchte einen einbauen. Ich setze jetzt lieber mehr auf übertriebene Feuerpower als auf übertriebene Geschwindigkeit. Also baue ich den 20 MW Laser aus und verkleinere das Triebwerk." Hitomi lächelt, "Übertriebene Feuerpower?" "Diese Waffe bringt durch Kompression und Mikrowellen den Wasserstoff zur Fusion, das superheiße Plasma wird dann über Kraftfelder mit knapper Lichtgeschwindigkeit abgefeuert. Alles was davon getroffen wird..." "Wird atomisiert... nett... Lass mich raten, eine Erfindung der Terraner?" "Genau." "Dazu müsste ich Platz im Frachtraum 1 schaffen, allein der Generator wiegt 500 Tonnen", grübelt Jesse."Wozu habt ihr so etwas im Lager?", fragt die Biologin verwundert den Kommandanten."Es ist ein Notfallsystem, um zum Beispiel Meteoriten zu zerbröseln. Außerdem wollen wir, sollten wir das nächste Mal zwischen den Fronten stehen, nicht wieder als Kanonenfutter enden", erklärt er.Hitomi spürt eine seltsame Schwingung. Eine Entschlossenheit zu kämpfen, als Schutz im Unscheinbaren zu suchen. Es passt nicht zur Philosophie der Beethtianer. Eine Auswirkung der Subkonditionierung vermutet sie. Sie schaut ihn schmerzlich an. "Sei nicht traurig, das nächste Mal lassen wir uns nicht schweigend abfackeln", meint er und zerzaust ihr Haar. Jesse legt ihr die Hand auf die Wange. "Hey... wer weiß, vielleicht ist es besser so", meint er sanft."Ich will es glauben...", haucht sie. Als plötzlich ein Wartungskäfer zwischen den Feldgeneratoren der Dämpfer hervorspringt und eilig durch den Frachtraum krabbelt, zuckt sie erschrocken zusammen."So was...", meint Jesse grinsend, "Wie kommen die nur immer in die Anlagen rein?""Jesse... da ist was, ich... ich glaube da ist noch ein Targoid an Bord", redet sie wie in Gedanken, in sich suchend, starrt durch den Commander hindurch. "Was?!", stößt Jesse irritiert aus. "Die Sensoren würden einen Eindringlingsalarm Melden", meint er verunsichert."Ich spüre es, ich dachte erst es wäre eine Nachwirkung, aber ich glaube er hat sich gerade bewegt... er hat uns gesehen...", sie blickt sich ängstlich um. "Jesse und der Basiskommandant ziehen sofort ihr Blaster und nehmen die junge Frau schützend zwischen sich.""Ruhig Blut Jungs...", meint sie. "Es ist nicht so stark wie vorhin, aber ich spüre eindeutig die Präsenz eines Targoiden." 23.2 Die Kaste Jesse aktiviert den Bordfunk. "Achtung hier spricht Commander Blue. Ich bitte alle Techniker das Schiff ruhig und auf schnellsten Wege zu verlassen. Es besteht Grund zu der Annahme, das sich ein Xenomorph an Bord befindet. Bleiben sie in der Basis in Bereitschaft bis Entwarnung gegeben wird. Dies ist keine Übung!" "Sollen wir die Skapander anziehen?", fragt der Kommandant."Vorsicht ist besser als Nachsicht", entgegnet Jesse.Sie bewegen sich vorsichtig, die Waffen im Anschlag, in Richtung der Frachträume, wo die Raumanzüge stehen. Der Weg führt sie über das Promenadendeck. Einige der Wartungskäfer hängen an den Zierpflanzen und pflegen diese. Hitomi zögert, "Wartet! Ich spüre es wieder, er sieht uns." "Bist du sicher?", fragt Jesse und zielt zügig auf alle Winkel und Ecken des Raumes. "Ja. Wenn ich mich sehr auf ihn konzentriere, spüre ich es", flüstert sie. "Kannst du uns sagen, wo er sitzt?", will der Kommandant wissen. "Nein... ruhig, senkt die Waffen..." Ihr Blick fällt auf die Pflanzen, sie stutzt. "Dort!", meint sie etwas verwundert. Sie geht zu den Büschen und nimmt einen der Wartungskäfer von den Blättern. Er zappelt mit den Beinen. "Seht doch." "Was ist?", fragt der Basiskommandant verwundert. "Ein Wartungskäfer..."Jesse erkennt schnell, was die Biologin entdeckt hatte. "Er sieht anders aus." "Ja, er ist heller und hat zwei Greifarme mehr", stellt Hitomi erstaunt fest. Der Käfer greift sich einen Finger und befreit sich aus ihrem Griff, krabbelt ihr den Arm hinauf und springt wieder zurück auf die Pflanze. Sie schaut ihren Gefährten mit großen Augen an. "Die Königin!" "Was?", meint Jesse, als Hitomi schon in Richtung des Panoramaringes läuft, wo sich das Käfernest befindet. "Warte, was ist mit den Schutzanzügen?!", ruft Jesse ihr nach.Die beiden Männer laufen ihr eilig hinterher, sehen gerade noch wie sie im Eingang des Nestes verschwindet. "Warte doch!" Jesse schaut den Kommandanten an, beide zucken mit den Schultern und klettern ihr nach. Im Inneren der engen Höhle treffen sie auf die Biologin, sie hockt vor dem Eingang der Königinnenkammer und starrt regungslos hinein. Die beiden drängen sich hinter sie und schauen ebenfalls in den Gang. "Was zu... Hitomi, ist das ein Targoid? Wo ist die Königin?", fragt Jesse leise seine Gefährtin, als er einen großen dicken Käfer in der Kammer erblickt. "Das ist die Königin, sie haben sie ausgetauscht! Sie ist es, die ich die ganze Zeit spüre." Der Basiskommandant ist verwundert. "Aber du sagtest doch, das sie uns gesehen hat." "Ja, über die Wartungskäfer, sie haben doch einen Kollektivgeist.", erklärt sie ihm, da er sich nicht mit diesen Tieren auskennt. Jesse mustert skeptisch die neue Königin. "Ich erkenne keine Augen. Aber sie hat viel mehr Fühler." "Wozu braucht sie auch Augen, sie hat ja die anderen zum sehen. Sie doch, die Eier. Die alten Drohnen werden gefressen und durch die neuen ersetzt", stellt sie mit gemischten Gefühlen fest."Aber wieso sollten sie die Wartungskäfer austauschen? Vielleicht eine art Update", grübelt Jesse.Der Kommandant schaut sich in der Höhle um. "Ich fühle mich etwas unbehaglich, hier sind Hunderte von diesen Käfern. Seid ihr sicher, das die harmlos sind?" Die junge Frau klettert in die Königinnenkammer. "Sei vorsichtig, vielleicht haben sie ihr verhalten verändert", warnt Jesse. Hitomi streckt ihr langsam die Hand entgegen. Die Königin tastet sogleich mit ihren Antennen nach der Biologin. Sie tastet ihr über das Gesicht, streicht durch ihr Haar. Hitomi kichert. "Hallo... Willkommen an Bord, eure Majestät." "Kannst du sie verstehen?", fragt der Commander seine Liebste."Nein, ich spüre sie aber, die Präsenz der anderen habe ich nie so wahrgenommen...", sie zögert. "Jesse, wie blind sind wir eigentlich... das... das sind Targoiden!" Sie schnappt sich einen der neuen Käfer und klettert an den zwei verdutzten Männern vorbei. "Ich muss in mein Labor.""Was? Du meinst... das ist eine Kaste?", meint Jesse der ihr bewegungslos nachblickt. "Moment mal, die einzelnen Kasten eines Insektenstaates sind doch auch alle Teil des selben Kollektivgeistes, oder? Dann kann es sein, dass die euch die ganze Zeit beobachtet haben", meint der Kommandant.Jesse antwortet nicht, klettert nur aus der Höhle und läuft der Biologin nach. Einer der Käfer springt dem Kommandanten auf die Schulter, dieser schüttelt das Tier erschrocken ab und verlässt dann auch fluchtartig das Nest.Als die Beiden im Labor ankommen, ist Hitomi schon dabei das Tier zu scannen. Auf dem Monitor erscheint sein genetischer Code. "Ich vergleiche jetzt den Code des Wartungskäfers mit dem des toten Targoiden, den wir von dem Pantherclipper geborgen haben.""Sie haben aber eine eigene Königin", gibt Jesse zu bedenken. "Schon, aber bedenke wie weit entwickelt die Targoiden sind. Was ist so unwahrscheinlich an einer sich selbst reproduzierenden Kaste. Wobei die Königin als Subprozessor dient. Bedenke das diese sich nicht selbst weiterentwickelt haben. Die alten, die hier auf dem Schiff waren, sind mit großer Wahrscheinlichkeit immer noch die Selben gewesen, die du noch in der Veareth Basis als Fossil gefunden hattest. Das Schiff hatte 5 Millionen Jahre geschlafen, in der Zeit haben die sich doch sicher weiter entwickelt. Warte... ja genau, siehst du, der tote Targoid enthält die selben Sequenzen, nur inaktiv." "Sie waren die ganze Zeit an Bord...", grübelt ihr Gefährte."Ja, ich konnte die Verwandtschaft nicht erkennen, weil 5 Millionen Jahre dazwischen lagen. Sie haben sie jetzt sozusagen modernisiert... Moment mal! Was ist mit den Wespen?" "Ich sehe nach!", ruft der Commander, während er schon im Korridor verschwindet."Wespen?", fragt der Kommandant.Hitomi reicht ihn einen Pallet. "Hier, probier mal." Er kaut darauf herum, "Hmm... etwas fade, aber nicht schlecht. Ein Nutri-Pack?" "So etwas ähnliches, die stellen die Käfer her. Die werden aus den Wespen gemacht, welche die Käfer züchten und versorgen." Dem Kommandanten bleibt der bissen im Hals stecken.Hitomi grinst, "Keine Sorge, die esse ich auch öfter."Er lacht, schaut sie dann grübelnd an. "Bist du wirklich glücklich hier? Ich meine, nicht das du das alles aus Dankbarkeit tust. Ich kenne dich, du hast ein zu großes Herz.""Ach Kaji... Ich kam einmal in eine gefährliche Situation. Er war bereit gewesen, einen ganzen Planeten zu opfern, um mich zu retten. Ich konnte das zwar nicht gutheißen, aber es hat mir gezeigt, was ich in seiner Welt für einen Stellenwert einnehme. Es ist sehr schön bei ihm. Sicher auch gefährlich, aber ich habe in den wenigen Jahren bei ihm so viele Dinge gesehen und erlebt...", erzählt sie, als sie vom Bordfunk unterbrochen wird."Die Wespen sind auch neu und die Pallets sehen anders aus, ich bringe alles mit", meldet Jesse.Der Basiskommandant streichelt ihr freundschaftlich über den Rücken. "Pass trotzdem auf dich auf. Geh nicht zu große Risiken ein. Okay? Du bist vorhin einfach in dieses Nest geklettert... Also, wenn der Commander sagt Raumanzug, dann zieh einen an. Okay?!" "Ja, schon gut, ich verspreche es dir." Sie küsst ihm auf die Wange.Jesse kommt in das Labor zurück. "Na, na, er ist zu alt für dich", meint er grinsend. "Eifersüchtig? Bedenke das du älter bist als Kaji." "Schon, aber ich sehe doch viel besser aus..." "Ach du... hast du die Wespe?" "Ja hier...", meint Jesse und hält ihr das zappelnde Tier vor die Nase. "Huwaaaa... pass doch auf!", schreit die Biologin. "Sie haben keine Stacheln mehr." "Oh... zeig her, größer sind sie auch." Sie legt die Wespe unter den medizinischen Scanner. "Ja, sie dir das an... sie kommen jetzt viel besser mit unserer Atmosphärenzusammensetzung klar. Sie haben auch keine Giftdrüsen mehr." "Kannst du eine Verwandtschaft zu den Targoiden feststellen, vielleicht sind sie ja auch eine Kaste. Immerhin haben sie ja auch eine Tri-Helix", fragt der Commander neugierig. "Nein, keine auffälligen Ähnlichkeiten. Das hätte mich auch sehr gewundert, die Wespen sind Insekten. Die Targoiden sind eine höhere Entwicklungsstufe der Krebstiere. Das heißt, genaugenommen Weiterentwicklungen aus verschiedenen Entwicklungsstadien. Die Wartungskäfer sind eigentlich vollwertige Krabben. Der tote Targoid, den wir von dem Frachter mitgebracht haben ist eine sehr komplexe Weiterentwicklung einer Zoelarve. Also eine Form der Neotonie. Interessant dabei ist vor allem das diese verschiedenen Entwicklungsformen zusammen in einem kollektiven Staat existieren. Die Reifung und Differenzierung wird durch die Königinnen mit Hormonen gesteuert. Aber weder die Wartungskäfer noch die anderen müssen eine Metamorphose durchmachen. Auch häuten müssen sie sich nicht mehr.""Was ist mit dem Pallet hier?" Sie nimmt ihn und richt daran. "Richt angenehmer als die alten, mal sehen..." Sie legt ihn unter den Scanner und ermittelt die Zusammensetzung. "Er ist etwas anders... Ich glaub es nicht, sie nur. Die Aminosäuren Lysin, Carnitin und Prolin sind in einem, für Humanoide, ausgewogenerem Verhältnis enthalten. Es enthält mehr Ascorbinsäure 43,7 mg pro Pallet. Auch die Mengen an Riboflavin und Cobalamin sind etwas angestiegen. Retinol hat sich verringert, Betacarotin und Lutein sind erhöht. Der Zink Gehalt hat sich deutlich erhöht 1,3 mg, wir sollten also nicht mehr als 15 Stück am Tag davon essen." "Haben wir eh nie getan... aber wieso sollten diese jetzt für Humanoide besser verträglich sein? Das ergibt doch gar keinen Sinn. ... Es sei denn...", beginnt Jesse."Sie haben die Zusammensetzung extra für uns optimiert", ergänzt sie und steckt sich den Pallet in den Mund. "Hm... und besser schmecken tun sie auch...", meint sie kauend."Ihr seid so etwas wie Ratten in einem Laboratorium", meint der Basiskommandant."Ja, das kommt mir mittlerweile auch so vor. Wieso bin ich nie darauf gekommen, das die Käfer den Targoiden angehören", entgegnet Jesse kopfschüttelnd."Ich habe ja auch nie daran gedacht. Wir haben uns einfach von ihrem Aussehen täuschen lassen, eine eigene Königin und das Schiff fliegen können sie auch nicht." "Sie lassen uns ihre Technologie nutzen. Sie leihen uns sozusagen das Schiff. Versorgen uns sogar teilweise. Ich hoffe nur, sie kommen später nicht auf die Idee uns zu sezieren." "Was habt ihr jetzt vor, wie macht ihr weiter?", fragt Kaji."Naja, ich würde sagen so wie bisher...", antwortet Jesse und fügt grinsend hinzu, "das heißt, wenn es dich nicht stört, das sie uns im Schlafgemach beobachten, Hitomi?" "Ach du!" Die beiden Männer grinsen sich an. "Kerle!", meint Hitomi kopfschüttelnd. 24. Phase 4: Interferenz Hader System, Neu Nakamichi 02.03.3232 "(...) GNN Morgengebet, eine Initiative der Wächter des freien Geistes (...) Und der HERR sprach: Siehe da, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und dies ist der Anfang ihres Tuns, nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, laßt uns herniederfahren und dort ihre Sprachen verwirren, dass keiner des anderen Wort verstehe." "Es klingt nicht nach Intercom, es ist aber stark verzerrt", meint Jesse. Er und Hitomi sitzen in der Kommandozentrale der Beethtianer Siedlung. "Woher stammt das Signal."Der Basiskommandant versucht das Signal zu entzerren. "Eine unserer Langstreckensonden hat die Transmission aufgefangen. Sie befindet sich im Soinze System, Koordinaten -6, -48. Es gibt dort keine registrierten Siedlungen, aber zwei terrane Welten. Das Signal stammt vom zweitem Planeten des Systems. 2,23g, durchschnittliche Oberflächentemperatur 61°C, orbitale Periode 282 Tage. Wir bringen die Sonde in eine stabile Sendeposition. Sie umkreist derzeit den dritten Planeten. Er ist auch terranisch, 1,1g aber deutlich kälter, die Temperaturen liegen kaum über dem Gefrierpunkt. Wir haben eine weitere Welt zur Expansion gesucht", erklärt er. "Es könnte ein Erstkontakt-Versuch sein", entgegnet Hitomi."Ich weiß nicht so recht. Die Sonde sendet Standartgrüße und eine Anleitung für die Anpassung der Telemetrie. Da... jetzt ist es sauber... nein kein Intercom. Kennt jemand von euch die Sprache?" "Nein", grübelt Jesse. "Die Sprache ist mir nicht bekannt. Klingt irgendwie panisch." Die Biologin lauscht der fremden Transmission. "Ja, du hast recht. Schnelle Atemfrequenz, sie haben Angst. Es ist eine Männerstimme..." Einer der Wissenschaftler unterbricht sie. "Wir haben jetzt die Quelle lokalisiert. Es ist eine kleine Raumstation, Modulbauweise, Sonnensegel. Ich richte das Teleskop der Sonde darauf." Auf dem Bildschirm erscheint eine kleine, sehr antik wirkende, Installation im Orbit des zweiten Planeten. Gebannt sehen die Anwesenden auf den Monitor. Jesse kneift die Lider zusammen. "Da scheint ein Gas zu entweichen. Sie haben ein Leck." "Wir haben einen Meteoritenstrom registriert. Sie wurden vermutlich davon getroffen", meint der Wissenschaftler. "Ist es Interferenzfunk?", fragt Hitomi den Kommandanten. "Nein, aber...", beginnt er. "Kommandant, wir haben in der südlichen Hemisphäre des zweiten Planeten eine Explosion registriert. Es scheint eine Rakete mit Feststoffantrieb gewesen zu sein." Wieder ertönt die Stimme des fremden Wesens. Jetzt ist sie betonungslos und langsam. Hitomi fasst Jesses Schulter, sie starrt lauschend auf den Lautsprecher. "Hör doch... es müssen Menschen sein. Es klingt wie hoffnungslose Resignation." "Ja...", haucht ihr Gefährte. "Das war wohl die Rettungsmission, die da grade in Rauch aufgegangen ist." "Jesse, wie schnell...", sie schaut ihn fragend in die Augen. Er lächelt kurz, küsst sie auf die Stirn. "Schon gut, wir fliegen hin." 24.1 Die Raumstation der Fremden liegt im Frachtraum der Zynaps. Sie ist zur Seite gekippt, eines der Module ist dabei weg gebrochen. "Verdammt, wir hätten die Schwerkraft deaktivieren sollen", meint Jesse verärgert. "Egal, der Raum ist steril, die Kraftfelder intakt. Es besteht keine Kontaminierungsgefahr und die Station war sowieso beschädigt", entgegnet die Biologin beschwichtigend, während sie den leichten Raumanzug verschließt. "Hoffentlich leben sie noch." "Die Lebenszeichen sind stabil. Die Atmosphäre und der Druck sind angepasst. Sie sind noch nicht nano-immunisiert, also sei vorsichtig. Solltest du Aggression verspüren, sag sofort bescheit! Ich will nicht wieder einen Zwischenfall." "Ay!" "Okay, die Schleuse ist in Funktion, wir können reingehen." "Du sollst atmen! Atme! Tuhr! Atme!", schreit die Kommandantin der Station ihren Kollegen an.Er hustet, seine Lippen sind Blau. Er reist die Augen auf. Greift die Sauerstoffmaske, die sie ihn ins Gesicht drückt. "Was... Sinar?! was ist denn... oh nein, die Station bewegt sich, wir stürzen ab!", stößt er entsetzt aus. "Nein, ganz ruhig, es ist Gravitation. Wir sind in einer Art Rettungsbehälter. Der muss sich drehen. Keine Ahnung, wo der her kam", beruhigt sie ihn.Er klettert ans Fenster und sieht nach draußen. "Mein Gott ist der Riesig. Ich verspüre keinen Schwindel, der Rotationsmittelpunkt muss mindestens 100 Meter von hier weg sein. Warum haben wir so eine riesige Station nicht gesehen?" "Vielleicht hat sie eine Tarnbeschichtung. Das muss so sein, sonst hätten wir das Ding auf den Radar sehen müssen.""Dann hat sie die nördliche Koalition hochgeschossen. Ich hätte nie gedacht, dass die so weit sind. Vielleicht ein geheimes orbitales Waffensystem, vermutlich funkgesteuert. Wo... wo ist Dekan?", fragt er dann besorgt. "Er liegt in seiner Kabine, ist nicht bei Bewusstsein. Als das Modul abriss, dekomprimierte alles plötzlich, dann war der Druck wieder da... Mir tun vielleicht die Ohren weh. Kannst du irgendwas erkennen?" "Nein... wie sind wir hier nur reingekommen? ... Au... Ich glaube mir ist ein Gefäß im Auge geplatzt... es drückt wirklich unangenehm." "Zeig mal her." Sie schaut in sein Auge, es ist schwarz in schwarz. Sklera sowie Iris heben sich nicht von der Pupille ab. "Ich kann nichts erkennen. Schließ mal das Sandlid." Von der äußeren Seite klappt ein transparentes Lid komplett über das Auge. Es dient in der dichten Atmosphäre als Schutz vor Stürmen und Staub. "Ja, da ist ein Blutgefäß geplatzt. Halb so schlimm", meint sie als jemand gegen das Außenschott klopft.Die beiden zucken erschrocken zusammen. Wieder klopft es, drei mal."Die Station ist doch bemannt!", ruft die Kommandantin freudig und öffnet sogleich das Schott. Erstaunt erblickt sie zwei Astronauten in hochmodern wirkenden Raumanzügen. Sie sind elegant und wirken fast wie ein Kleidungsstück. Nicht wie ihre unhandlichen großen Druckanzüge. "Wow, ihr habt ja wirklich tolle Raumanzüge", meint sie.Jesse und Hitomi heben kurz die Hand zum Gruß und klettern in die Station. Verwundert betrachtet die Kommandantin die Abzeichen an den beiden. Die Helme haben ein undurchsichtiges Visier mit einer wabenartigen Sensorstruktur. Die Überraschung weicht nun langsam einer unbehaglichen Skepsis. Hitomi schaltet die Kommunikation auf Lautsprecher und öffnet ihr Sensorvisier. "Hallo! Verstehst du mich?"Als Sinar Hitomis Augen sieht schreit sie entsetzt auf und weicht rasch, ihren Kollegen am Arm ziehend, in eine Ecke der Station zurück. Die Beiden starren schweigend die Biologin an."Ich glaube die haben noch nie ein Alien gesehen", meint Hitomi zu Jesse, der jetzt auch sein Visier hochklappt. "Ja, das habe ich befürchtet. Eine Begegnung der dritten Art, würde ich sagen.""Ganz ruhig, versteht ihr uns?" Hitomi macht eine beruhigende Handbewegung zu den beiden geschockten Soinzi. "Unwahrscheinlich", entgegnet Jesse. Tatsächlich verstehen die Beiden kein Wort. "Sie dir nur mal die Technik an...", er klappt das Sensorvisier wieder runter. "So etwas haben wir vor tausend Jahren benutzt. Das passt auch mit den Oberflächen-Scans des Planeten zusammen. Spätes Nuklear-Zeitalter, würde ich sagen."Hitomi geht langsam auf die beiden zu, zeigt dann auf sich, "Hitomi". Dann zeigt sie auf ihren Gefährten, "Jesse". Dann auf die Kommandantin der Raumstation.Sie zögert, versucht sich zu beruhigen. Sie wurden in ihrer Ausbildung auf eine solche Situationen prinzipiell Vorbereitet, doch ernstgenommen hatte das niemand. "Sinar", meint sie zaghaft, zeigt dann auf ihren Kollegen. "Tuhr" Hitomi grinst sie breit an, "Hallo Sinar, hallo Tuhr." "Schade das sie kein Intercom Sprechen, das würde die Sache leichter machen", meint Jesse."In... ter... Inter... ferenz?", sagt Sinar zögernd.Jesse klappt sein Visier wieder hoch und schaut sie überrascht an. "Interferenz?" "Dekan!", ruft die Kommandantin und läuft in das Modul ihres Kollegen.Tuhr, der sich mittlerweile etwas gefangen hat, macht eine Handbewegung in ihre Richtung, damit Hitomi und Jesse ihr folgen. Dekan ist noch immer ohne Bewusstsein.Sinar versucht ihn zu wecken. "Dekan! Dekan, wach auf... mach' die Augen auf!"Hitomi tippt ihr auf die Schulter, sie zuckt erschrocken zusammen. "Darf ich mal?", fragt die Biologin. Sinar ist irritiert, Hitomi weist mit der Hand auf Dekan. Die Kommandantin geht zögernd zur Seite. Hitomi nimmt einen Scanner und untersucht den Verletzten. "Das ist ein Schädel-Hirn Trauma. Vermutlich hat er sich verletzt als das Modul abbrach." Sie nimmt eine Injektion zur Hand. "Ich Spritze ihn ein Nano-Stimulans, das sollte es recht schnell beheben." Als sie ihm den Druckinjektor an den Hals hält, greift Sinar ihre Hand, sagt etwas, dass Hitomi nicht versteht. Jesse nimmt nun Sinars Hand und lächelt sie an. Hitomi injiziert ihm das Medikament, kurze Zeit später schlägt er die Augen auf."Oh... mein Kopf... Wir haben Schwerkraft!? Sind wir zuhause? Sinar, wer sind die Leute?" "Sie haben uns gerettet. Wir sind in einer Raumstation oder so etwas. Dekan, ich glaube das sind die Konstruktöhre. Wir verstehen ihre Sprache nicht, aber sie sagten 'Interferenz'." Dekan springt auf und starrt Hitomi an. "Hallo Dekan", sagt sie lächelnd."Hallo", erwidert er sogleich in Intercom."Sie sprechen Intercom?! Dann haben sie den ersten Level des Netzes entdeckt.""Ja, ich habe ihre Sprache studiert, aber wir glaubten, das die Transmissionen viele tausend Jahre alt sind. Wir haben den Bauplan der Antenne entschlüsselt und wollten die hier installieren. Ich hätte nie zu Träumen gewagt, dass ich jemals eine Antwort erhalte. Wie ist das nur möglich?", er beginnt vor Freude zu lachen. Er spricht stark akzentuiert, einige der Laute scheinen ihm Probleme zu bereiten. Jesse lächelt, "Nein nein, der Vorteil des Interferenzfunks ist, dass die Transmissionen ohne Zeitverlust übertragen werden.""Ohne Zeitverlust?""Langsam, eines nach dem anderen. Wir sollten euch erst einmal Nano-Immunisieren, dann könnt ihr auch in Bruchteilen einer Sekunde an verschiedene Druckverhältnisse anpassen und seid gegen unsere Mikroorganismen geschützt.""Eine Impfung? Ist das gefährlich?" "Nein, wir machen das sehr oft." "Wie viele Spezies gibt es denn da draußen?" "Unzählige." "Unzählige?! Und ihr könnt euch schneller als das Licht bewegen? Wie kompensiert ihr die Zeitdilatation?" "Gar nicht, wir bewegen uns durch Tunnel in der Raumzeit. Kommen sie, Erklärungen gibt es später jede Menge." 24.2 Nachdem Hitomi ihren Gästen die Impfungen verabreicht hat, versuchen sie auf der Brücke eine Verbindung zur Oberfläche herzustellen. "Es ist ein Frequenz-Moduliertes Radiosignal...", beginnt Dekan. "Ich habe es bereits, mit Bild." Auf dem Schirm erscheit die Missionskontrolle der Soinzi, der Leiter der Raumfahrtabteilung ist aufgeregt. Als er seine Leute auf dem Bildschirm sieht, ist er sichtlich erleichtert. "Sinar, Gott sei Dank, wir befürchteten schon das Schlimmste. Was ist den da oben los?" "Hallo Garit, darf ich vorstellen, Hitomi und Jesse. Sie gehören zu dem Volk der Konstruktöhre. Gut das wir Dekan haben, sie sprechen Intercom." Garit traut seinen Ohren kaum. "Was? Wie ist das möglich?" Jesse ergreift das Wort. "Dekan, könnten sie übersetzen?" "Ja, natürlich." "Ich grüße sie. Wir haben mit einer unserer Sonden die Havarie der Raumstation beobachtet und uns entschlossen ihnen zu helfen", erklärt der Commander. "Oh... Vielen Dank... Ihr seid die Wesen, welche die Interferenzfunk-Antenne konstruiert haben?", der Leiter der Raumfahrtabteilung wird wieder sehr nervös. "Ganz locker bleiben, es ist eine lange Geschichte. Ihr hattet vor unsere Interferenz Anlage zu installieren. Leider ist die Raumstation stark beschädigt, aber wir kriegen das schon wieder hin. Ich erkläre ihnen vielleicht erst mal, was es mit den Transmissionen auf sich hat. Okay?" "Ja, gern, was immer sie meinen", antwortet er und versucht sich zusammen zu reißen. "Also, der erste Level des I-Netzes enthält den Bauplan der Antennenanlage und ein Lernprogramm für die Intercom Sprache. Alle humanoiden Spezies, die Zugriff auf dieses Netz haben, benutzen diese interstellare Einheitssprache. Sie müssen diese Sprache verstehen lernen, erst dann können sie die Baupläne richtig nutzen und somit weitere Level des Netzes öffnen. Im zweiten Level sind Informationen zu Technologie, Sternenkarten, Informationen über die verschiedenen Gesellschaftssysteme, über unser Handelssystem sowie die interstellaren Gesetzte die durch die Interpol überwacht werden. Sie können sich dann bei der Interpol anmelden und stehen danach auch unter deren Schutz, als unabhängige Welt. Mit dem dritten Level erhalten sie Zugang zum galaktischen Forschungsnetz und so weiter. Es ist im Grunde eine Art Entwicklungshilfe. Alle Spezies, die in der Lage sind das I-Netz zu öffnen...", erläutert Jesse, als seine Ausführungen von einem tumultartigen Durcheinander in der Missionskontrolle unterbrochen werden. Die Leute laufen panisch durcheinander, kurze Zeit später erscheinen bewaffnete Truppen auf dem Bildschirm. "Was passiert denn da unten? Dekan? Was ist den da los?" "Warten sie bitte...", entgegnet er.Sinar hält sich die Hände entsetzt vors Gesicht und Tuhr verfolgt das geschehen mit verständnislosem Kopfschütteln. Kurz darauf bricht der Kontakt ab."Dekan?", Jesse insistiert."Das waren Truppen der nördlichen Koalition.""Sind sie mit denen im Krieg?" "Nicht direkt. Sie dominieren uns, auf Grund eines Fehlers den unsere Vorfahren vor etwa 750 Jahren getan haben.""Rufe sie", Jesse gibt Hitomi ein Zeichen."Keine Antwort", meldet sie. Jesse scannt den Frequenzbereich und findet bald einen TV-Sender des Planeten. Das Thema ist auf allen Kanälen, die nördliche Koalition besetzt den Süden. Panzer auf den Straßen, Soldaten, Gefechte, Verletzte. Dekan übersetzt einige Fetzten der Berichterstattungen. Dann ist der Start einer gigantischen Rakete zu sehen. Wenige Sekunden nach dem Start scheitert die Mission in einem gewaltigen Feuerball."Das war die Rettungsmission, der Auslöser der diplomatischen Probleme", erklärt Dekan leise. "Wieso? Ist sie jemanden auf den Kopf gefallen?", entgegnet Jesse mit einem etwas fiesen Unterton. Er ist genervt. "Also, was ist da unten los?" Er schaltet den Schirm aus."Die Raketen sind extrem teuer. Die nördliche Koalition hat uns erst gestattet das Raumfahrtprogramm zu starten als wir das Interferenz-Signal entdeckten und uns bewusst wurde, dass wir nicht allein sind. Es gab starken Wiederstand auf Grund der immensen Kosten. Schwerkraft und Luftwiederstand machten das Vorhaben sehr problematisch. Als unsere Station von dem Meteoriten getroffen wurde und wir den Schaden nicht in den Griff bekamen, wollte die Koalition die Crew aufgeben." "Die Crew aufgeben?", stößt Hitomi entsetzt aus. "Die Rakete war eigentlich noch nicht fertig. Sie war zwar zusammengesetzt, aber die Wartungsarbeiten waren noch nicht abgeschlossen. Sie wollten einfach mit dem nächsten Modul eine neue Crew hochschießen, das Leck dann Reparieren mit der Rakete als Basisstation. Aber die Bodenkontrolle wollte uns retten und hat die Rakete für einen Notstart vorbereitet. Na ja, den Rest haben sie ja gerade gesehen. Anti-nördliches verhalten, fahrlässige Zerstörung von Koalitionseigentum, Befehlsverweigerung..." "Die Rakete gehörte also der nördlichen Koalition." "Alles was Wert hat, gehört der Koalition. Alles was wir erwirtschaften ist Koalitionseigentum. Selbst unser Human-Kapital. Was wir selbst zum Leben benötigen, wird uns dann von der Koalition großzügig gewährt. Es sind sozusagen die Reparationskosten unseres Abstammungsdebets.""Für das, was ihre Vorfahren vor 750 Jahren angerichtet haben? Für mich klingt das ehr wie ein Vorwand euch einzunehmen. Was könnt ihr schon getan haben, was ein solches Verhalten rechtfertigen würde?", meint Jesse verständnislos."Wir... also... unsere Vorfahren haben etwa achtzig Prozent ihrer Bevölkerung vernichtet, etwa 2,8 Milliarden Tote", erklärt Dekan leise.Jesse sieht Dekan eine Weile ausdruckslos an, lehnt sich dann in den Sessel zurück und hält sich stöhnend die Stirn. "Oh je... wieso? Rassenunruhen?" "Das Wieso ist so eine Sache. Wer nach dem Wieso fragt, wird wegen anti-nördlichen Verhaltens ins Gefängnis gesteckt. Es ist ein Tabu, aber... geschichtlich gesehen...", er zögert."Na kommen sie schon, ich verrate es keinem.""Vor etwa 900 Jahren vereinigten sich die nördlichen Staaten zu einer großen militärischen Vereinigung. Die Koalition. Sie waren reich und hatten einen hohen Lebenstandart und technologischen Vorsprung. Die Staaten im Süden blieben alle autonom. Sie waren ärmer und weniger gut entwickelt. Die Koalition schürte durch Geheimdienste immer wieder Kriege. Setzte in verschiedene Ländern Terror-Regime ein. Sendete dann Truppen und befriedete die Territorien wieder. Spielten die großen Retter und kassierten neben bei die meisten Rohstoffe ein. Als die zur Neige gingen änderten sie ihre Strategie. Sie griffen bei den Befreiungsaktionen gezielt Zivilisten an. Kamen mit nur allzu offensichtlichen Ausreden. Es entwickelte sich langsam und allmählich ein starker Hass gegen die Koalition. Es dauerte nicht lange und es bildeten sich Staatenübergreifende Wiederstandsgruppen. Sie organisierten Anschläge auf Koalitionsziele. Das war genau das, was die Koalition wolle." "Feinde für die Zukunft, eine alte Strategie." "Ja. Die Koalition ging ohne Rücksicht auf Verluste gegen die sogenannten Terroristen vor. Dabei kamen immer mehr unschuldige um. Immer mehr Hass entstand, die Terrorakte wurden immer schlimmer, auf beiden Seiten. Die militärische Industrie der Koalition war bald der mächtigste Industriezweig der Welt. Dann organisierten einige der südlichen Gruppierungen, mit einem bis dahin beispiellosen Aufwand in Geheimhaltung, Forschung und Logistik, den Bau einer überdimensionierten Kernwaffe. Das Faltengebirge, am Nordrand der großen südlichen Kontinentalplatte, grenzt direkt an einen Tiefseegraben. Sie zündeten die Waffe in einem tektonisch sehr instabilen Gebiet und brachen einen riesigen Berg aus den Gebirge und ließen ihn in den Graben rutschen. Es entstand eine 600 Meter hohe Flutwelle, die fast mit Schallgeschwindigkeit über das nördliche Territorium raste." Der Commander schüttelt den Kopf. "Das war unbesonnen. Sie hatte wohl auch etwas den gewünschten Effekt verfehlt", meint er dann nach einem Moment andächtigen Schweigens. "Eigentlich nicht. ... Die Koalition verlegte sofort alle Kommandoeinrichtungen in die Luft. Sie drohten mit völliger Vernichtung durch ihre U-Bootgestützten Kernwaffen, wenn wir nicht geschlossen Kapitulieren. Immerhin gab es seit dem keinen Krieg mehr. Unter der militärischen Diktatur erarbeiten wir heute den Wohlstand der Koalition. Innerhalb der letzten 200 Jahre wurde es etwas lockerer, aber jetzt... Dazu kommen noch Gerüchte, die zwar unterdrückt werden..." Er grübelt."Gerüchte?""Ich weiß nicht genau... Es soll Indizien geben, dass der Norden selbst die Flutwelle erzeugt hat.""Was? Wieso sollten die das tun?""Es heißt, sie hätten damit ihre Unterschicht ausgelöscht und große Teile der Mittelschicht, nur die Privilegierten wurden in Sicherheit gebracht. Dann wurde das Geld der Opfer der Regierung übertragen, Erben gab es ja keinen mehr. Na ja, und uns haben sie dann versklavt. Die Kinder lernen ja in der Schule das wir die Schuldnernation sind und man flößt ihnen schlechtes Gewissen ein, so wehrt sich kaum jemand gegen die Dominierung... weil... wir haben es ja nicht anders verdient. ... Aber es sind eben nur Gerüchte die vor allem von Separatisten ausgesprochen werden, diese werden in der Regel aber schnell wegen anti-nördlichen Verhaltens verhaftet.""Ich habe keine Zeit für so einen Blödsinn", meint Jesse ungehalten. "Rufe sie." "Ay." Hitomi sendet mehrere Transmissionen, doch die Soinzi reagieren nicht. "Keine Antwort." "Okay. Dekan, sind lebenswichtige Systeme an euer Funknetz angeschlossen?" "Nein, nur für Entertainment und weniger wichtige Systeme. Die dichte Atmosphäre erzeugt zu viel Gewitter und Stürme, es gibt regelmäßig Ausfälle. Deshalb nutzen wir für alle wichtigen Systeme Kabel. Radar der Flugzeuge und Schiffe sind aber daran." "Gut." Jesse richtet die Schildemitter neu aus und stört den gesamten planetaren Funk. "So, für genau zwei Minuten gibt es nur noch statisches Rauschen in allen Funknetzen des Planeten", erklärt Jesse grinsend. "Jesse!", stößt Hitomi aus. "Keine Sorge, ich wasche ihnen nur den Kopf." Nach genau zwei Minuten deaktiviert der Commander die Sendung. Kurz darauf meldet sich der Planet zurück. Auf den Bildschirm erscheint ein uniformierter Mann. Jesse spöttelt, "Nach den Applikationen auf der Weste muss es ja ein recht hohes Tier sein.""Ich bin General Orokal und ich spreche ihre Sprache." Er spricht ein fast perfektes Intercom. "Ah, sehr gut, dann können wir uns ja unterhalten." "Wenn sie nicht sofort unser System verlassen, werde wir ihr Schiff mit Kernwaffen einäschern. Sie haben fünf Minuten." "Einäschern? Mit Kernwaffen? Hören sie zu General Orakel..." "Orokal!" "Wie auch immer. Dieses Schiff hat eine Panzerung aus Neutronium, wissen sie was das ist? Ich bin ein Abgesandter des Inena Imperiums. Sie werden alle Kampfhandlungen einstellen und Pläne für ein stabiles Miteinander entwickeln, wir können ihnen dabei..." "Nichts wiedersteht unseren Kernwaffen! Wir haben ihre Sprache genau analysiert. Sie ist nicht viel Komplexer als die unsere. Wir glauben nicht, dass sie eine Bedrohung für uns darstellen. Es ist unwahrscheinlich, dass sie sehr viel weiter entwickelt sind als wir." "Sie glauben anscheinend mehr als sie wissen. Nur wenige Lichtjahre entfernt von hier, liegt die Grenze des Achenar Imperiums. Und die sind bei weitem nicht so nett wie wir. Ihre Expansion ist kaum aufzuhalten. Welten mit einem hohen Technologie Level werden von ihnen gewaltsam annektiert. Welten wie diese sind für die keinen Gedanken wert. Wenn die kommen, dann werden die euch nicht den Krieg erklären. Die werden auch nicht mit euch reden. Die drücken nur auf einen Knopf und einen Herzschlag später seid ihr ausgelöscht. Dann werden sie diese Welt neu besiedeln." "Ihre Drohungen interessieren mich nicht..." "Hitomi hier ist eine von etwa 600 Überlebenden ihrer Spezies. Ihnen ist genau das passiert. Dabei waren sie noch nicht mal das Angriffsziel, man hat sie einfach als Kolateralschäden hingenommen. Verstehen sie was ich sage? Nur 600 ihrer gesamten Population konnten entkommen. Ihr habt ja noch nicht einmal Raumschiffe. Die anderen sind tot! Frauen, Kinder, alle tot! Ich werde nicht zulassen, dass durch die Ignoranz und Überheblichkeit einiger debiler Machthaber zehn Milliarden Menschen ihren Untergang entgegen steuern. Es leben über 2 Billionen Menschen in dem uns bekannten Systemen. Niemand interessiert sich für ihre paar erbärmlichen Seelen, bis auf uns. Geht das rein in ihr stupides Affenhirn? Und jetzt gehen sie zu ihrem Chef und sagen ihm das." Jesse beendet die Verbindung.Dekan übersetzt für die anderen leise die Ausführungen des Commanders. "Ist das wahr?", fragt er dann nach einem Moment des Schweigens. Hitomi nickt. "Ja", haucht sie fast tonlos.Jesse krault ihr den Rücken. "Es ist gefährlich da draußen. Unser Imperium versucht das zu verändern. Wir haben eine Methode entwickelt, ohne Krieg und physische Gewalt die Zivilisation zu... stabilisieren.""In dieser Zivilisation, sind das alles humanoide Spezies?", fragt Sinar. Dekan übersetzt weiterhin."In der uns interessierenden Zivilisation sind nur humanoide Spezies, ja.", erläutert Jesse."Wie ist das möglich? Wir haben angenommen ihr seit völlig anders als wir.""Alle Humanoiden stammen von einem einzigen Mikroorganismen-Stamm ab, der vor etwa fünf Milliarden Jahren durch die Lyriaden freigesetzt wurde.""Die Lyriaden? Die waren auch Humanoide? Schon vor so langer Zeit?" "Nein, die Lyriaden waren anorganische Lebewesen. Zumindest zwei der alten Rassen existieren heute noch. Die Targoiden und die Gaak. Aber es gibt auch jüngere Rassen die nicht menschenähnlich sind. Zum Beispiel die Morphen. Mit denen ist es aber sehr schwierig zu Kommunizieren.""Wieso haben uns die Lyriaden erschaffen? Weiß man das?" Jesse lächelt verschmitzt. "Ja, das weiß man. Diese Mikroben waren Biowaffen die gegen die Targoiden eingesetzt wurden. Die Lyriaden wurden später von den Targoiden ausgelöscht." "Was? Das heißt ja dann..." "Ja, wir sind die Nachkommen von Biowaffen." "Ist das sicher?" "Ja. Definitiv." "Sind wir im Krieg mit den Targoiden?" "Nein, sie wissen nicht so recht, was sie von uns halten sollen. Sie leben nicht mehr in der Galaxis. Sie haben einen Extradimensionalen Raum besiedelt. Eine Art Taschenuniversum. Einen Krieg würden wir mit denen nicht überleben, sie sind uns technologisch weit überlegen." "Und wie sehen die aus?" "Jesse sieht sich um und fängt einen der Wartungskäfer." "Es sind so etwas wie Staatenbildende Insekten. Sie haben ein Kasten System und ein kommunales Bewusstsein. Das ist eine ihrer Kasten." "Was? Das ist ein Targoid?" "Ja, diese Kaste wartet das Schiff und pflegt die Besatzung. Mehr können sie nicht. Andere Kasten sind viel größer, größer als ein Mensch. Sie haben das Schiff gebaut. Sie beobachten uns. Wie wir uns entwickeln und verhalten." "Das Schiff wurde von denen gebaut? Dann sind andere Schiffe nicht so fortschrittlich?" "Es lässt sich schlecht vergleichen, das Schiff hier ist fünf Millionen Jahre alt. Unsere größten Schiffe sind Langstreckenkreuzer, sie sind etwa einen Kilometer lang und können bis zu 10.000 Menschen aufnehmen. Sie sind aber viel langsamer als mein Schiff. Einige unsere Raumstationen sind riesige Städte im All. Orbitale Städte werden sie auch genannt. Sie haben mehr als das Fünffache der Masse eines Langstreckenkreuzers und eine Panzerung aus Arminium. Das ist eine Nano-Tech Keramik, fast so stark wie Neutronium. Orbitale Handelsposten sind kleiner als mein Schiff. So ein Handelsposten werden sie sicher auch bald haben, die Dinger sind Robust und praktisch. Wo wir schon mal dabei sind, bis die sich da unten beruhigt haben, sehen wir uns mal ihre Raumstation an.""Ja... die waren überhaupt nicht überrascht als die sie gesehen haben. Und er sprach besser Intercom als ich, dabei habe ich das neun Jahre lang studiert", grübelt Dekan."Er ist ein Profi vom Militär, die wirken nie überrascht. Das währe ein Zeichen von Schwäche, und Schwäche zeigen, vor einem neuen Volk... sie verstehen? Und wenn sie offiziell Intercom studiert haben, dann hat das Militär mit Sicherheit Experten dafür. Weiß die Soinze Bevölkerung von dem Interferenzfunk und von Aliens?" "Ja, aber wir waren davon überzeugt, dass ihr uns nie erreichen könntet." "Tsss... beim Erstkontakt spielen die Krieg und ignorieren uns einfach." "Sie wollen auf biegen und brechen das System so beibehalten wie es ist. Diese Eingriffe werden sie sicher zur Disziplinierung nutzen wollen. Wir haben uns nie so offen entgegen ihrer Befehle verhalten und vor allen dabei so viel Schaden angerichtet. Sie werden dieses profitable System nie freiwillig aufgeben. Es geht ihnen sehr gut so, es interessiert die einfach nicht. Der Kontakt mit ihnen könnte ihre Machtposition gefährden, deshalb wollen die sicher, dass sie verschwinden", meint Dekan als sie zurück in den Frachtraum gehen. "Dazu kommt noch, dass sie glauben, ihre Waffen würden sie beschützen." "Keine Sorge, ich habe schon ganz andere von Dummheiten abgehalten. Also, was haben wir denn da." Jesse beginnt die Station zu scannen. "Ah, ihr wolltet die Interferenz-Antenne bald online bringen. Ihr hättet empfangen können, aber nicht senden." "Wieso?" "Weil ihr die Vakuumkammer des Elektronen-Kondensators nicht sauber genug hin bekommen habt. Das Vakuum ist nicht rein genug. Ihr könntet den Kondensator nicht polarisieren." "Ja, wir dachten es reicht aus. Wir haben das Ding hier oben zusammengebaut, trotzdem sind noch zu viel Teilchen darin. Wie bekommt ihr die nur raus." "Daran beißen sich viele die Zähne aus. Mit dem zweitem Level des I-Netzes hättet ihr Kraftfeld-Technologien bekommen, mit denen geht das ganz einfach." "Die Station ist stark beschädigt." "Ja, als ich sie hier herein transportiert habe, ist das Modul abgebrochen und die Hülle hat sich verzogen. Ich weiß nicht so recht." "Meinen sie, sie bekommen das wieder hin." "Ja, schon. Aber ich würde ihnen ein robusteres System vorschlagen. Solange bis sie einen eigenen Handelsposten haben und den Technologie-Level, um diesen zu warten, besorge ich ihnen eine Hülle die etwas bequemer ist." Jesse geht an das Terminal des Bordcomputers und blättert verschiedene Schiffsmodelle durch. "Sie wollen uns ein Schiff überlassen?" "Nur eine Hülle, in einer stabilen Umlaufbahn. Die Triebwerke sind Fusionstriebwerke und recht wartungsintensiv. Das kommt später. Ich möchte nicht, dass sie sich damit in die Luft sprengen.""Was ist mit der Lebenserhaltung und den Manöver Triebwerken?" "Das ist simpel und sollte kein Problem darstellen. Vielleicht eine Tiger-Hülle, da habt ihr Platz zum basteln. Ihr könnt auch die Schwerkraft An- und Abschalten." "Das größte Problem ist, dass es so schwierig ist in den Orbit zu kommen." "Ja, mit über 2g ist das schon eine echte Leistung, alle Achtung." "2g?" "Eine terranische Maßeinheit für die Gravitation. Terra hat 1g. Inena hat nur ein viertel der von Soinze 2. Aber wenn ihr erst mal mit den Fusionstriebwerken umgehen könnt, ist das kein Problem mehr.""Ihr nennt unsere Welt Soinze?" "Ja, auf unseren Karten heißt das System so. Wie nennt ihr eure Welt?" "Usan, das heißt soviel wie Erde." "Ja, Terra oder Inena heißt auch Erde. Die Welten heißen meist in irgend einer Form Erde und der Mond eben Mond." "Dieses Imperium von dem sie sprachen, das uns bedroht, wie gefährlich sind die?" "Militärisch können selbst wir keinen offenen Konflikt gegen die wagen. Aber das wollen wir auch gar nicht. Wir befürchten neuerdings auch, das die Targoiden sehr besorgt über unser aggressives Verhalten sind. Also, das aggressive Verhalten von uns Menschen im allgemeinen. Es ist auch ein Grund, weshalb wir versuchen die Zivilisation zu vereinen. Wir nehmen an, dass die Targoiden sich durch uns bedroht fühlen. Noch können wir ihnen nichts anhaben, aber das könnte sich ändern." "Warum nehmen sie das an?" "Einer von denen hat so etwas in der Art zu Hitomi gesagt." "Sie hat mit einen Targoiden gesprochen?" "Ja, sie ist in der Lage auf telepathische Weise zu kommunizieren." "Telepathie? Also, Gedankenübertragung? So etwas gibt es?" "Ja, es ist sogar recht weit verbreitet." 24.3 Hitomi meldet sich über Bordfunk. "Jesse, sie reagieren immer noch nicht auf meine Rufe. Sie fangen an in bestimmten Regionen die Menschen zusammen zutreiben." "Wir kommen." Der Commander und Dekan laufen zur Brücke, wo die anderen warten. "Jetzt reicht's mir aber langsam", grummelt Jesse."Sie doch nur! Was haben die nur vor?", ruft die Biologin besorgt als der Commander auf die Brücke kommt. "Das ist die Solan Provinz. Das sind Separatisten. Aber die Bewegung war immer friedfertig. Sie haben versucht eine Unabhängigkeit politisch durchzusetzen", erklärt Dekan."Was werden die mit ihnen machen", fragt Hitomi. "Es sind so viele, vielleicht internieren", antwortet Dekan. "Oder... eliminieren", meint Jesse.Die Biologin ist entsetzt. "Würden die so was tun?" "Ich weiß nicht, schon möglich." Dekan ist sich nicht sicher. "Schluss mit den Spielchen. Dekan, wo ist ihr Regierungssitz?", fragt der Commander in harten Befehlston. Der Soinzi zeigt es auf der Karte. "Hier, das ist der Regierungspalast. Was haben sie vor?" "Ich mache etwas Druck." "Jesse, ich spüre da wieder diese dunkle Schwingung in dir. Ich weiß nicht so recht ob es der richtige Weg ist. Diese Leute kennen seit fast tausend Jahren keinen Feind, mit dem sie nicht fertig geworden sind. Sie haben dort Erfolg, wo alle anderen gescheitert sind", interveniert Hitomi. Dekan nickt. "Ich denke sie hat recht Commander. Seit 750 Jahren diktiert die Koalitionsregierung den Menschen was sie denken und glauben dürfen. Sie halten dieses System seit 750 Jahren stabil. Druck wird die Situation nur noch eskalieren lassen", gibt Dekan zu bedenken. "Eure Zeit läuft ab. Ihr habt euch seit 750 Jahren nicht weiterentwickelt", entgegnet Jesse."Entschuldigen sie Commander, aber wer sind sie, das sie über unsere Entwicklung richten oder entscheiden dürfen?" Jesse erhebt sich aus seinem Sitz und sieht Dekan böse an. "Finden sie etwa gut was da unten passiert?" "Sie sagen wir seien primitiv. Was bringt es uns, wenn sie Hals über Kopf da runter stürmen. Die werden sie mit Kernwaffen angreifen, mit Sicherheit. Auch wenn sie immun dagegen sind, unserer Welt wird es mehr schaden als alles andere. Sie wollen ohne Gewalt die Zivilisation vereinen? Wer ist hier nun unbesonnen", entgegnet Dekan mit fester Stimme. Hitomi schaut erst erschrocken, dann kann sie sich das Grinsen nicht ganz verkneifen.Jesse starrt Dekan eine Weile an, dann reibt er sich die Stirn. "Touché." Er geht an den Schirm und schaut auf den Planeten hinab. "Vielleicht sollten wir abwarten bis sich die Lage beruhigt hat. Solange können wir unsere Raumstation reparieren", meint Sinar. Dekan übersetzt.Jesse grübelt einen Moment, schließt dann die Augen. "Bestimme ich die Stärken des Feindes, während meine Gestalt nicht wahrnehmbar erscheint, so kann ich meine Stärke konzentrieren, während der Feind unvollständig ist. Der Höhepunkt militärischer Entfaltung liegt im Formlosen. Weise keine Form auf und der sinnestiefste Spion sucht dich vergebens. Weise keine Form auf und der Weise kann keine Pläne gegen dich schmieden.""Wie meinen sie das?", fragt Dekan skeptisch. "Zehn Milliarden Menschen sind ein immenses Potenzial. Ich kann und will davor nicht die Augen verschließen. Ich werde verdeckte Entwicklungshelfer anfordern. Sie können euren technologischen Level und eure Gesellschaftsstrukturen langsam und fließend verbessern.""Das klingt schon besser. Wie soll es ablaufen?""Entschuldigen sie mich einen Moment." Jesse geht in sein Quartier."Ist er jetzt sauer auf mich?""Nein, Dekan. Er ist ein terranisch-inenischer Hybrid. Die Terraner sind mit die aggressivsten unter den humanoiden Spezies, das bricht gelegentlich durch bei ihm." "Die Terraner?" "Ja, die zweite der beiden dominanten Mächte. Mindestens genau so gefährlich und skrupellos wie die Achenarer." "Mein Imperator." "Hallo Jesse, was gibt es?" "Ich habe eine Welt gefunden, die sich für einen Feldversuch der Phase 4 eigenen würde.""Ich höre." "Zehn Milliarden Menschen, Level 1 Technologen. Verstritten und Xenophob. Weit ab der Grenzen der Großmächte. Wie weit sind die Subkonditionierungsteams?" "Bereit. Wir bräuchten eine Basis in der Nähe, die sie nicht entdecken können." "Der dritte Planet eignet sich sehr gut dafür. Ihre Raumfahrttechnologie steckt in den Kinderschuhen. Mit etwas Vorsicht sollte es keinerlei Probleme geben." "Was schlagen sie vor?" "Abduktion und Subkonditionierung regierungsnaher Personen zum Anfang. Später, Einrichtung von 'Gesundheitszentren'.""Laufzeit?" "Fünfzig bis hundert Jahre bis zur völligen Assimilation. Wir benötigen Radar- und Emissionsgeschützte Schiffe für die Entführung der Ziel-Subjekte. Wenn es funktioniert, und das wird es, können wir in vielleicht 50 Jahren mit der Übernahme der Großmächte beginnen." "Sind sie weiterhin dabei?" "Natürlich mein Imperator." 30. Slipped Away Tienho A,B2-1a 14.06.3268Der Stardreamer schaltet sich ab, eine Nachricht von Linda. Der Commander öffnet den Kanal. Lindas Gesicht erscheint, sie ist alt geworden, Augen und Haare sind mittlerweile aschgrau. "Hallo Jesse!" "Linda?! Hi wie...", Jesse erkennt ihren besorgten, ängstlichen Ausdruck. "Was ist los?" "Ich habe Mist gebaut, du musst mir helfen, bitte!", ihre Stimme zittert. "Sicher, was ist denn los?", entgegnet er beunruhigt. "Wo bist du?" "Sol, Titan City", antwortet er kurz. "Ich bin im Tienho System Koordinaten -1825,1343... das sind etwa 18000 Lichtjahre von deiner Position", meint sie leise. Hitomi kommt auf die Brücke gelaufen, sie hat Jesses Besorgnis gespürt, als sie Lindas Gesicht sieht erschreckt sie, sie muss biologisch mindestens 65 sein. "Was ist denn los?", fragt Jesse Linda. "Ich bin in das System gesprungen, mit dem Witchspace Antrieb", antwortet sie, ein schmerzliches Lächeln zieht über ihr Gesicht. "Was!?", stößt Jesse aus. "Ich habe in den letzten Jahren das Antriebssystem der Targoiden erforscht, ich konnte es mit dem Kaskadensystem kombinieren", erklärt sie. "Aber der Generator fehlte doch?", meint Jesse verwundert. "Ich habe ihn überbrückt. Jesse, wie schnell kannst du hier sein?" Er wirft Hitomi einen kurzen Blick zu, sie springt an die Navigation und beginnt die schnellste Kaskade zu berechnen. "Moment...", meint der Commander zu seiner alten Freundin. "Erst sah alles gut aus, ich dachte ich hätte es geschafft. Aber dann verschwanden die Käfer, ich war verwundert, alle saßen im Nest auf einem Haufen, beschützten die Königin. Ich checkte alle Systeme durch, dann entdeckte ich...", sie schließt die Augen, schüttelt den Kopf. "Was?", stößt Jesse verständnislos aus. "Der multidimensionale Nexus im Alienreaktor destabilisiert sich. Es ist eine Störung der Subbranenkonvergenz. Der Druck im Kern steigt immer weiter und ich kann ihn nicht abschalten. Kurz darauf versagten die meisten der Schiffssysteme, ich bekomme mein Beiboot nicht frei, die Schleusen sind alle blockiert und der Transporter ist offline, ich weiß nicht warum", Verzweiflung klingt in ihrer Stimme mit. "Kürzeste Kaskade in sechs Tagen!", meldet Hitomi. Lindas Gesichtszüge entspannen sich, sie blickt Jesse liebevoll an. "Wir fliegen sofort los und holen dich da raus", meint er und gibt den Kurs ein. "Warte noch einen Moment bitte!", ruft sie. Jesse sieht sie an. "Weist du, mir ist einiges klar geworden... in letzter Zeit. Ich habe Fehler gemacht." "Können wir nicht später darüber reden..." "Nein! Es muss jetzt sein!", stößt sie aus. Hitomi ist über diese Antwort beunruhigt, Jesse registriert es nicht. Linda fährt liebevoll fort, "Jesse... du bist so jung geblieben... ich hätte damals bei dir bleiben sollen. Es tut mir so leid." "Linda...", beginnt er. "Ich liebe dich, ich habe dich immer geliebt, ich war so dumm", unterbricht sie ihn. Hitomi geht auf den Schirm zu, "Jesse... da stimmt was nicht!", flüstert sie. Linda hört es, lächelt sie an. "Ich kann das System noch etwa vier Tage stabilisieren, ich habe nicht mehr genug Energie", meint sie zu ihr. Hitomi blickt sie entsetzt an, dann springt sie zurück zur Navigation, versucht einen schnelleren Kurs zu finden. "Oh Gott Linda... leg den Raumanzug an, schalte alles ab was du nicht brauchst..." "Es wird nicht reichen." Hitomi schießen Tränen in die Augen, hastig wischt sie sie weg, sie findet keinen schnelleren Kurs. Linda lächelt sie an, "Hitomi, du passt mir auf Jesse auf, ja?!" "Sechs Tage Jesse, es geht einfach nicht schneller!", meint sie schluchzend. "Versprich es mir." Sie blickt Linda entsetzt an, "Ich schwör 's dir", flüstert sie. "Kannst du nicht irgendwie Raus aus dem Schiff?", stößt Jesse aus. "Das ist Neutronium... Ich werde alles versuchen, ich habe noch vier Tage, vielleicht finde ich noch eine Möglichkeit", sie küsst sich auf die Finger, legt sie dann Jesses Bild im Monitor auf die Lippen. "Ich hätte damals bei dir bleiben sollen. Ich liebe dich. Verzeih mir", sie greift fest die Anhänger ihrer Kette. "Ich liebe dich auch! Ich war dir nie böse deswegen, niemals! Es gibt nichts zu verzeihen!", auch er nimmt die Anhänger in die Faust, legt sie aufs Herz, seine Stimme zittert. "Du schaffst das! Es wird schon gut gehen!" Sie sehen sich noch eine Weile schweigend an. "Du bleibst mir am leben klar! Ich springe jetzt, wehe du bist nicht da, wenn ich ankomme!", meint er, zwingt sich ein Lächeln auf. "Macht's gut ihr beiden! Viel Glück! Passt gut auf euch auf und solltet ihr es nicht... vergesst mich nicht... und danke!", meint sie und deaktiviert die Verbindung. Jesse aktiviert sofort die Sprungsequenz. Sekunden später ist das System erreicht, sechs Tage sind vergangen. Ein System mit drei Sonnen und zwei braunen Zwergen. 30.1"Hitomi, Langstreckensensoren!" "Ay!" Jesse öffnet den Kanal, "Lina!?" Keine Antwort, er schaltet auf Breitband Systemruf. Ebenfalls keine Antwort. "Vielleicht hat sie den Funk abgeschaltet um Energie zu sparen." "Was sagen sie Sensoren?" "Nichts bis jetzt, warte... " "Biozeichen, Humanoiden?", ruft der Commander im Befehlston. "Nein, ... Jesse ich habe eine Ionenspur..." "Wo?" "Ich gebe die Daten an deine Station." Jesse richtet die Außenkamera auf die Position, ein diffus glimmender Nebel erscheint. "Ein natürliches Phänomen? ... Hitomi?!" "Oh Gott Jesse, es ist ionisiertes Metall, da sind interspartiale Spalten, starke Strahlung, multidimensionale Partikel-Signaturen", sie spürt Jesses furcht, wieder kommen ihr die Tränen. "Neutroniumrückstände?" "Nein... ich habe eine Ionenspur! Sie verläuft von diesem Nebel zu einem Gasriesen, vielleicht hat sie versucht noch Wasserstoff zu tanken, vielleicht hat sie das Aliensystem abgeworfen! Da... Neutronium! Das Schiff ist da! Es liegt nicht auf dem Gasriesen, aber sein Gravitationsfeld verhindert eine genauere Positionsangabe." Jesse setzt Kurs auf den Gasriesen, schaltet sofort auf Autopilot und höchste Zeitdehnung, eine knappe Minute später erreichen sie den Planeten. Wieder ruft er sie, keine Antwort. "Biozeichen? Neutronium?" "Keine Bio- oder Energiesignaturen... warte, Neutronium! Auf dem Mond, Tienho A,B2-1a… Jesse, da sind auch wieder multidimensionale Partikel." Er setzt einen Kurs auf den Mond, beschleunigt. "Bioscan, maximale Auflösung!", ruft er. "Ay... Nichts! Das Schiff liegt auf der Oberfläche, auf der Rückseite des Mondes... keine Biozeichen. Keine stabile Energiesignatur. Aber intensive Strahlung! ... Jesse?!" "Biozeichen auf der Oberfläche? Energiesignaturen von Raumanzügen checken!" Die Zynaps rast über die Oberfläche, kraterübersät, mir einer dünnen Edelgashülle. Dann erkennen sie die Sky Fox. Das Schiff steckt halb im Boden eines Kraters, er landet sofort in der Nähe des Kraterrandes. Keine Antwort auf die Rufe. "Die Strahlung ist recht hoch, ich bekomme keine klaren Daten aus dem Inneren, auch keine Lebenszeichen auf der Oberfläche", meint Hitomi ängstlich. Jesse zoomt das Schiff heran. Die hauch dünne Edelgasatmosphäre leuchtet etwas in der Nähe der Sky Fox. Von hier blickt er schräg von oben auf das Dach. "Es sieht nicht beschädigt aus, woher kommt die Strahlung?", meint Jesse. "Die Sensoren werden zu stark gestört", entgegnet sie. "Können wir den Transporter benutzen?" "Ich denke schon. Ja!" "Okay, ab in die schweren Raumanzüge." Als sie die Oberfläche betreten, erkennen sie sofort, dass der erste Eindruck getäuscht hatte. Der Commander läuft entsetzt auf das Schiff zu, erst von der Seite erkennt man die verheerenden Schäden. Es ist entlang des Panoramaringes aufgerissen, die beiden Neutroniumteile klaffen wie die Schalen einer Muschel auseinander. Die Legierungen im Inneren sind geschmolzen und bilden bizarre Fäden, wie ein Flechtwerk, zwischen den Hüllenfragmenten. Nur die beiden Neutronim-Hüllenteile selbst scheinen unbeschädigt. Von den inneren Strukturen, wie Decks oder Räume, lässt sich nichts mehr erkennen. Im Staub der Oberfläche liegen feine Tropfen geschmolzenen Materials, die Strahlung bringt die Edelgase zum leuchten. Wie bunte Irrlichter, wunderschön und tödlich zugleich. "Linda!", brüllt Jesse. "Nicht, Commander! Die Strahlung ist zu hoch, es bringt nichts mehr", schreit ihn Hitomi hinterher, ihre Stimme versagt. Er fällt auf die Knie, seine Agonie scheint einzufrieren, es zerreist ihr das Herz. "Bitte, Jesse, es tut mir so leid, aber wir können nicht hier bleiben... bitte! Die Strahlung! Das halten die Anzüge nicht aus!", schluchzt sie. "Linda... Nein!", flüstert er gequält. Ein ohnmächtiger Schmerz, der nur eine apathische Leere in ihm hinterlässt. Die Lebenserhaltung der Skapander beginnt auf Hochtouren zu arbeiten. Im HUD beginnt eine rote Warnanzeige zu blinken, Strahlungsalarm! Hitomi läuft zu ihn, nimmt seine Hand. "Wir müssen weg!", sie aktiviert den Transporter. 30.2Die Elite-Föderation hatte das Zerstörungssignal von Lindas Beiboot aufgefangen. Die Sky-Fox selbst besaß keine eigene Black-Box. Jesse veranlasste, dass der Mond in Hollows Grave umbenannt wurde. In den letzten Tagen sprach er kaum ein Wort. Zu tief saß der Schmerz. Hitomi wich nicht von seiner Seite. Er brauchte ihre Nähe auch. Linda erreichte ein biologisches Alter von etwa 65. Sie überdauerte als Pilot fast ein Jahrhundert. Dies ist jedoch kein Trost für ihn. Sie hätte ohne weiteres noch 60 Jahre leben können. Warum nur hatte sie ihn nicht eingeweiht, er hätte ihr den Versuch mit dem Triebwerk sicher ausreden können. Er hätte sie mit der Blue-Star begleiten können, sie retten können. Doch es ist zu spät. Die Zeit, welche die Piloten so oft zu entfliehen versuchen, holt doch jeden unaufhaltsam in ihre Arme zurück. Es gibt kein Entkommen, es gibt keinen Weg zurück. Wie sehr es Jesse sich auch wünschte, Zeitreisen bleiben immer noch ferne Zukunftsmusik. So wie der Stardreamer nur eine Illusion für Verstand und Leben ist, so lässt die Zeit sich nicht betrügen. Die Zynaps ist an Titan City angedockt. Jesse liebt den Saturn mit seinen Monden und Ringen. Er blickt über den Horizont des Titan, über dem die riesige Scheibe des Gasriesen empor steigt. Das Ringsystem funkelt wie ein hauchdünner Silberstreifen, ein Faden aus Sternen, im Licht der Sonne. Die Erde ist von hier nur ein winziges unscheinbares Sternchen am Horizont."So was dummes", flüstert er kopfschüttelnd immer wieder, als könnte er es nicht glauben.Hitomi streichelt ihn über den Rücken. Sie glaubt fast etwas wie ein Schuldgefühl in ihm zu spüren."Was denkst du?", fragt sie ihn leise."Sinnloses Zeug... Weißt du, hätten wir uns nicht getrennt damals, wäre ich nicht so stur gewesen, sie würde vielleicht noch leben.""Jesse nicht doch, das ist Jahrzehnte her", entgegnet sie zärtlich."Nicht für mich, Hitomi. Für mich sind es keine Jahrzehnte gewesen.""Du kannst nichts dafür.""Ich weiß. Es tröstet mich aber nicht. ... Wie konntest du das so gut wegstecken, so viele die du kanntest sind tot.""Von der Forschungsabteilung haben alle die mir etwas nähr standen überlebt, dank dir. Die anderen kannte ich kaum. Nach dem Tod meiner Eltern war ich sehr introvertiert. Es hatte sich erst in der letzten Zeit gegeben. Und seit dem ich mit dir zusammen bin... Ich liebe dich, Jesse."Er umarmt sie, "Ich dich auch."Nach einer weile greift der Commander zu seiner Kette mit Lindas und seinem Anhänger. "Sie hat sicher nichts gespürt. ... Jesse, lass uns was tun... ich meine... so kommen wir vielleicht auf andere Gedanken. Aber... ich will dich nicht drängen", meint sie."Ja, du hast recht", er atmet tief durch, "Na gut, suchen wir Kate, ich brauche ihre Hilfe.""Kate? Worum geht es?"Diese Kette hier ist etwas besonderes, du wirst schon sehen."Jesse geht an die Kommunikation und kontaktiert die Vermittlung auf Inena. "Planetare Vermittlung Inena. Was kann ich für sie tun.""Commander Blue, OIS", gibt sich Jesse zu erkennen und gibt seinen Identifizierungs-Code durch."Bestätigt", meldet die Dame der Vermittlung."Wo hält sich Kate Kawasaki auf? Sie ist in meiner Unbedenklichkeitssparte.""Einen Moment... Sie befindet sich in ihrer Wohnung, Fortress Moor, 38. Portway.""Gut, verbinden sie mich bitte.""Natürlich, einen Moment bitte."Nach einem kurzem Moment meldet sich eine verschlafene Stimme, "Ja, hallo? Kate Kawasaki hier", sie blinzelt auf den Monitor am Telefon. "Oh, Commander Blue!""Hallo Kate. Hab ich dich geweckt?""Ähm... ja... es ist drei Uhr morgens.""Oh, tut mir leid, ich hatte eure Ortszeit nicht bedacht.""Schon gut, für sie habe ich immer Zeit. Wie geht es ihnen.""Nicht so gut, kürzlich ist eine Freundin von mir Verstorben.""Oh, tut mir leid. Was ist passiert?""Ein Unfall. Sag mal, hast du vor demnächst zu verreisen? Ich möchte dich gern mal Besuchen kommen.""Nein, ich bin hier. Wann immer sie wollen, Commander.""Gut, ich werde mich mal auf den Weg machen, wenn ich Inena erreiche werde ich mich kurzfristig melden.""Ja, gut. Ich freue mich."Ein Murren ertönt im Hintergrund, "Mhm... Kate... wer ist den da um diese Zeit?", klingt leise eine Männerstimme."Oh, ich wollte dich nicht wecken", entgegnet Kate."Du hast einen Freund?", fragt Jesse neugierig."Ja, Jason komm doch mal her, das ist Commander Blue. Commander, das ist Jason Decker", stellt sie vor.Jason ist erfreut, "Oh, Commander Blue. Ich habe schon viel von ihnen gehört.""Hallo Jason, ich hoffe nicht zu viele Spuk-Geschichten."Kate kneift die Lider zusammen um Hitomi auf dem kleinen Monitor besser sehen zu können. "Ist das nicht eine Beethtianerin? Hallo", sie winkt freundlich in die Kamera.Die Biologin tritt nähr, "Ja, ich bin Hitomi, hallo Kate."Kate lächelt sie an, "Hallo, ähm... ich war auf dem Schiff mit dem sie nach Hader umgezogen sind.""Oh, ich war bei dem Umzug nicht dabei, Jesse hatte mich vorher schon angeheuert", entgegnet sie nachdenklich.Jesse schaut Kate an, "Du hast dich gut gehalten. Warst wohl viel unterwegs?""Ja, ich war auf einem Forschungsschiff, mein Studium ist ja schon eine Weile abgeschlossen.""Das ist schön. Ähm, seit ihr beiden fest zusammen?""Ja, wir haben uns auf dem Forschungsschiff kennen gelernt.""Dann solltet ihr beide zu unserem Treffen kommen, es geht euch beide an", meint der Commander."Okay, worum geht es denn?""Abwarten, ich mache mich dann mal auf den Weg, ich denke ich bin ende nächster Woche bei euch. ... Ach und ihr könnt mich ruhig duzen, mach ich ja auch.""Okay gern, dann bis später, Jesse."Jesse beendet die Übertragung und setzt den Kurs nach Inena. Dann kontaktiert er den OIS."Hallo Commander, ich grüße sie. Was kann ich für sie tun?", meldet sich Docktor Grichenko."Hallo, ich benötige eine Ausnahmegenehmigung 85b für Kate Kawasaki. Sie ist in meiner Ablage.""Mal sehen, ist es für sie persönlich Commander?""Nein, bitte mit freiem Kontakt."Die Vorsitzende des Geheimdienstes schaut Jesse etwas säuerlich an. "Sie immer mit ihren Extrawünschen. Na gut, dafür habe ich was gut bei ihnen, Commander", meint sie dann."Danke. Bitte lassen sie es für mich am Raumhafen von Fortress Moor hinterlegen.""Okay. Sonst noch was, Commander?""Nein, danke. Wie geht's sonst so?""Sparen sie sich die Floskeln, wir hätten sie hier öfter brauchen können.""Tut mir leid, die Zeiten sind vorbei.""Na ja, wie dem auch sei, sollten sie es sich noch anders überlegen, sie wissen ja, wo sie mich finden.""Ich werde es nicht vergessen. Auf Wiedersehen, Docktor", entgegnet er und beendet den Kontakt."War das nicht die Chefin vom OIS?""Ja, so etwas spezielles gibt es nur bei ihr.""Ausnahmegenehmigung 85b für Kate? Was ist das?""Wirst du schon sehen", meint der Commander, küsst sie auf die Nasenspitze und aktiviert den Hyperraum-Antrieb. 30.3 Fortress Moor Raumhafenbar. Kate empfängt den Commander schon an der Tür zur Bar."Hallo Commander, hier herüber.""Hallo Kate, na meine Schöne. Wo ist dein Gefährte?""Dort hinten, er hält die Plätze frei. Hallo Hitomi.""Hallo Kate", grüßt die Biologin die Junge Frau und mustert sie, Kate ist wirklich eine Schönheit.Jesse geht auf Jason zu, hebt freundlich die Hand."Hitomi? Darf ich ihnen eine persönliche Frage stellen?", meint Kate leise."Sicher, aber du kannst mich duzen, Kate", entgegnet sie lächelnd."Okay, ähm... sind sie mit Jesse zusammen?", fragt sie neugierig grinsend."Ja, wir sind zusammen.""Cool, du hast dir den Commander geschnappt.""Ich glaube es war ehr anders herum", entgegnet Hitomi lachend.Jesse dreht sich grinsend um, "Weiber!""Was?", stößt Hitomi gedehnt aus.Die beiden kichern.Jason rückt die Stühle zurecht, "Nehmt Platz, schön euch beide mal kennen zu lernen."Jesse reicht ihm die Hand, "Hallo, ganz meinerseits. Ich habe wohl Glück euch anzutreffen. Arbeitet ihr immer noch auf dem Schiff?""Nein, zur Zeit arbeiten wir in der Uni, Abteilung für Landwirtschaft. Wir sind beide Landentwickler", entgegnet Jason."Das ist schön, wie Lange seit ihr schon zusammen?""Fünf Jahre bald", meint Kate."Gefällt es euch hier?""Ja, die Menschen sind sehr nett, wir haben einen guten Job, wir sind glücklich", antwortet Jason."Und, schon mal über Kinder nachgedacht?", fragt der Commander weiter.Kate lächelt, "Schon, aber das ist hier leider ein kleines Problem.""Warum?", fragt Hitomi."Es ist schon sehr schwierig als Außenstehender auf Inena eine Lizenz zu bekommen, für Klone ist es aussichtslos", antwortet sie."Oh, das tut mir leid", meint Hitomi bedauernd."Ja, wir hatten schon mal überlegt deshalb wegzuziehen, aber wir haben hier gerade einen guten Job, das ist heutzutage ja auch nicht die Regel. Vielleicht später", entgegnet Jason."Das wäre schade, kluge Köpfe können wir immer gebrauchen", meint Jesse und zieht einen Umschlag aus der Tasche. "Hier Kate, ich glaube das gehört dir."Kate schaut sofort hinein, "Ausnahmeregelung... für Kate Kawasaki... erteilen wir ihnen hiermit die Erlaubnis zur Reproduktion...", liest sie, schaut dann Jesse an, er grinst verschmitzt. Dann springt sie auf und fällt ihrem Freund um den Hals. "Oh mein Gott, Jason! Es ist eine Lizenz!", stößt sie hell aus, ihr kommen die Tränen.Er blickt überrascht auf das Formular, schaut dann Jesse an, ihm fehlen die Worte.Auch Hitomi kommen die Tränen. Die Freude der Beiden überwältigt sie fasst. Sie schaut Jesse fragend an, versteht nicht ganz, was er damit bezweckt."Es gehört dir, unabhängig von meiner Bitte. Es hat aber damit zu tun", sagt er zu Kate.Alle schauen nun auf den Commander."Setzt euch erst mal wieder", meint er und holt seine Kette hervor. "Wir Piloten haben einen Ritus, den ich einst mit Linda geschlossen hatte. Sollte einer von uns umkommen, bevor er Nachkommen ins Universum setzen konnte, wird der andere dafür Sorge tragen. Nun ist Linda umgekommen", beginnt er zu erklären.Hitomis Augen weiten sich, "Das ist also des Rätsels Lösung, die Zylinder enthalten genetisches Material!?""Ja, Keimzellen. Leider bist du immunologisch inkompatibel zu hydrianischen Erbgut, sonst hätte ich dich erst gefragt", erläutert er der Biologin.Kate schaut etwas erschrocken, "Du brauchst mich als Leihmutter?""Ja... ja, das ist korrekt", bestätigt er mit ernster Mine, hebt dann beschwichtigend die Hand. "Ich verlange es nicht, es ist eine Bitte. Eine große Bitte, ich weiß. Ich würde natürlich finanziell für das Kind sorgen und Linda hinterlässt auch ein schönes Stück. Du musst dich nicht gleich entscheiden, denke darüber nach", führt er sachlich aus.Kate starrt Jason an, dann wendet sie sich, nach kurzem zögern, Jesse zu."Nein, da gibt es nichts zum nachdenken, ohne dich wäre ich tot. Du hast mir das Leben gerettet, schenkst mir die Freiheit und jetzt sorgst du noch dafür, dass ich Kinder haben darf. Natürlich helfe ich dir!", sie schaut zu Jason. Er nickt rasch, "Es stört mich nicht. Solange wir dann noch eins zusammen haben können?""So viele ihr wollt", mein Jesse lächelnd.Kate schaut etwas verunsichert, "Aber, ich darf es dann behalten? Ich meine, wenn ich es austrage...", beginnt sie zögerlich."Ja, natürlich, das meinte ich doch. Raumschiffe sind keine gute Umgebung für kleine Kinder.""Okay, was soll ich tun?"Jesse nimmt die Anhänger der Kette. "Also, das ist Lindas... ähm... Hitomi, wenn ich meinen mit verwende, stört dich das?", fragt er zögernd seine Gefährtin.Sie schaut ihn ernst an. "Dann hättest du ein Kind mit Linda, nachdem wir uns kennen gelernt haben. Was soll ich davon halten", dann grinst sie und zerzaust sein Haar. "Quatsch, warum sollte es mich stören!?", meint sie lachend. Dann erschrickt sie, "Oh... ich wollte nicht...""Schon gut, danke mein Engel. Also Kate, nimm die Kette und geh zu Docktor Powling in der Universität, er weiß worum es geht. ... Ich danke dir. Ich werde dir 100 Kilokreds überweisen. Das Kind soll auch wissen wer seine leiblichen Eltern waren, ist das okay?""Natürlich, aber wir kennen euch ja kaum", entgegnet Kate mit feuchten Augen."Ich sende euch Datenmaterial über Linda und mich. ... Danke Kate.""Ich muss dir danken, ich stehe so tief in deiner Schuld.""Jetzt nicht mehr, meine Schöne", er küsst sie auf die Stirn. I-Mail to:(#i-net#inena#0000014#Sha'Hamin@Andy09.ind) Lalande 21185 System 11.07.3279 Hallo Andy Wie geht es dir? Mir nicht so gut. Kaji ist heute gestorben. Er ist 95 Jahre alt geworden. Ein schönes Alter. Trotzdem, für mich sind es kaum 10 Jahre die ich, nach meiner inneren Uhr, hier bin. Oh je, wenn man bedenkt, das Jesse schon 97 ist. Er hat mich ganz lieb getröstet. Vor 55 Jahren kam ich auf die Zynaps. Biologisch bin ich heute vielleicht zwischen 30 und 35. Jesse meint, dass sind solche Situationen in denen man den 'Raum-Zeit-Koller' bekommt. Wir laufen der Zeit davon, lassen alles hinter uns zurück. Mit jedem Sprung, mit jedem Flug, reißen wir alle Brücken hinter uns ab. Naja, du kennst das ja. Die kleine Linda ist nun schon zehn. Kinder im Zeitraffer aufwachsen zu sehen ist schon faszinierend. Und ich bin im 3. Monat. Jesse meint, wir sollten bald zurück nach Hader gehen. Schade das Kaji es nicht mehr sehen kann. Wenn wir gleich auf Hader geblieben wären... na ja, es ist nicht zu ändern. Jesse hat den letzten Monaten einen Riesenhaufen Geld angehäuft. Wir fliegen ständig zwischen Sol, Luyten 789-6, Wolf 359 und Barnards Star hin und her. Er kauft Drogen, Waffen, Roboter und Computertechnik, Industriebauteile und Luxusgüter. Wegen den Drogen und Waffen müssen wir regelmäßig Strafe zahlen. Sie haben und schon vier Mal erwischt, als wir damit an Titan City angedockt sind. Jesse sagt, dass es keine Rolle spielt, solange sie nicht mitbekommen, dass wir das Zeug auf der Station auch verkaufen. Die Strafe für die illegalen Güter, die wir an Bord haben, ist gegenüber den Gewinnen unwesendlich. Er nennt die immer 'Transportgebühr'. Er teleportiert das Zeug direkt zu einem Schwarzmarkthändler. Es ist mir recht unangenehm, aber wenn ich bedenke, dass die Drogen und Waffen an die Terraner verhökert werden und sie sich damit gegenseitig umbringen... sollen sie doch. Was gibt es sonst noch so?Wir waren in den Pleiaden, wo Jesse eine automatische Mine errichtet hat. Sie schürft nach seltenen Metallen wie Gold, Platin, Iridium, Titan, Radium und Silber, das Gerät stabilisiert auch Radon. Wir haben in der tiefen Wüste von Delta Pavonis 3 eine alte verlassene Targoiden-Kolonie entdeckt. Obwohl der Planet seit Jahrhunderten besiedelt war, hatte die noch niemand gefunden. Aber die Temperaturen in dieser Region lagen bei über 80°C, es interessierte wohl niemanden, was da draußen ist. Leider brachte uns das keine neuen Erkenntnisse. Dann habe ich noch einen Bericht über die Schweifengel, welche wir auf Aldebaran angetroffen haben, an der Uni eingereicht. Was machst du so?Also dann, ich hoffe wir sehen uns demnächst mal wieder. ;-* Hitomi I-Mail from: (#i-net#zynaps#002#JB@Yamato.ind) ________________________________________________________________________Das föderale Militär sucht DICH, für unbegrenzte Abenteuer und gute Creds!(#f-net#eta-cassiopeia@morgue#föderal@rekrut.sol) Registriere dich JETZT! Worterklärungen: Interstring Physik (String/Branen): Physikalische Grundprinzipien entstanden aus den Superstring-Theorien. Solare Föderation:Großes dominantes Reich unter Führung der Terraner, es umfasst Hunderte von Planeten und Minenkolonien. Semi-demokratischer Kapitalismus mit minimaler sozialer Sicherung. Achenar Imperium:Großes Reich unter Führung der Achenarer, es umfasst Hunderte von Planeten und Minenkolonien. Imperialer Kapitalismus ohne soziale Sicherung. Unabhängige Systeme:Kolonien die keinem der großen Reiche angehören. Sie haben verschiedenste Gesellschaftsstrukturen und Regierungsformen. Inena Imperium:Keines, aufstrebendes, unabhängiges Imperium mit wenigen, oft unregistrierten, Kolonien im tiefen Raum. Imperiale Diktatur mit leistungsfähiger Geheimdienststruktur. Kontrolliert durch Subkonditionierung. Subkonditionierung:Form der Gehirnwäsche. Stardreamer:Der Stardreamer ist ein wichtiges Bauteil der Raumschiffe. Es erzeugt innerhalb des Schiffes ein Zeitdehnungsfeld, das den Insassen den Eindruck vermittelt, als würde sich die Außenwelt extrem schnell bewegen. In Wirklichkeit jedoch verlangsamt sich nur Körper, Geist und Wahrnehmung. Kollektiv Geist:Bewusstseinsform in der viele Wesen durch die Verbindung ihrer Gehirne als Einheit funktionieren. Durch die Übertragung von Pheromonen (Duftstoffe), Neurotransmitter (Botenstoffe) und elektromagnetische Felder die von ihren Gehirnen erzeugt werden (Psi) sind alle Wesen nur ein Körperteil eines darüber stehenden gemeinsamen Denkens. Targoiden:Insektenähnliche Wesen, eine der ältesten Spezies der Galaxis. Erbauer der Zynaps. Zynaps:Commander Blues Raumschiff. OIS:Der inenische Geheimdienst (Orden inenischer Sicherheit) Terranisch/Terraner:Bewohner von der Erde. Inenisch/Inener:Bewohner von Inena. Veganisch/Veganer:Bewohner von Vega. Hydrianisch/Hydrianer:Bewohner von Beta Hydra. Arthropoid:Gliederfüßler (Insektenartig). Exobiologie:Lehre über „außerirdisches“ Leben. Xenoarchäologie:Lehre über „außerirdische“ Vergangenheit und Bauwerke. Artefakt:Künstlich (eventuell „außerirdisch“) hergestelltes Objekt. Alien/Xeno/Xenomorph:Andersartige, „außerirdisch“ Hybrid:Kreuzungen (z.B. ein Mensch mit einem „Außerirdischen“) Alien/Außerirdischer:Vom Standpunkt einer Person aus gesehenes fremdes Wesen. Mutant:Lebewesen mit verändertem Erbgut. Clone/Klon/geklont:Durch künstliche Duplizierung des Erbguts entstandenes Lebewesen. Hypertriebwerk/Hyperdrive/(Hyperraum-Tunnel):Wichtiges Bauteil der Raumschiffe. Ermöglicht schnelles Reisen von einem Sonnensystem ins andere. Erzeugt eine Verzerrung der Raumzeit, (Abkürzung zwischen zwei entfernten Punkten in Raum). Ein- und Austrittswolken:Instabile zerfallende Überbleibsel von Hyperraumtunneln. Interferenzfeld:Natürliches Energiefeld, Übertragungsebene für überlichtschnelle Kommunikation, Hyperraum-Navigation und galaktisches Internet. (I-Radio, I-TV, I-Netz) GNN:Galaktischer Nachrichtensender. (Galactic News Network) Lichtjahr(ly):Entfernungs-Einheit: Strecke die das Licht in einem Jahr zurücklegt.(1 ly = 0,3067 pc = 63261 AE = 9,461*1012 km = 9,4 Billionen km) Parsek(pc):Entfernungs-Einheit:(1 pc = 30.860.000.000.000 km = 3,1*1013 km = 3,23 ly) Astronomische Einheit:Entfernungs-Einheit: Mittlere Entfernung zwischen Sonne (Sol) und der Erde (Terra)(149,6 Millionen Kilometer) Kredite/Creds/(Kilo- Mega-)Interstellare Währungseinheit. (Tausend-, Millionen-) (z.B. 1 Tonne Wasserstoff kostet etwa 10 Kredite) Lichtgeschwindigkeit(c):299792 km/s Gitter/Sektor:Koordinatensystem für Interstellare Raumflüge, zweidimensionale Vereinfachung im Navigationscomputer, standardisiert. Ausgehend von der Sonne (Sol).z.B. Sol (0,0), Inena (3,-6) Allel:Genetische Informationsgruppe in der DNS, beinhaltet erbliche Eigenschaften. Plugsuit:Kugelsicherer, kräfteabsorbierender Anzug. Stellt eine Nervenverbindung vom Körper/Muskeln/Nerven zum Raumanzug/Motoren/Sensoren her. Interspartial:Zwischenräumlich, zwischen Dimensionen Rassenverzeichnis TerranerLebensform: HumanoidLebensspanne: 90Durchschnittlicher IQ: 100Gedankenwelt: human-kompatibelHeimatwelt: Sol 3 Bemerkung: aggressiv, expansionistische Industrielle InenerLebensform: HumanoidLebensspanne: 110Durchschnittlicher IQ: 120Gedankenwelt: human-kompatibelHeimatwelt: Inena 3Bemerkung: ökologische Industrielle BeethtianerLebensform: HumanoidLebensspanne: 100Durchschnittlicher IQ: 130Gedankenwelt: human-kompatibelHeimatwelt: Beethti 4Bemerkung: veganische Mutanten, psionisch, friedliebende Ökologen HydrianerLebensform: HumanoidLebensspanne: 150Durchschnittlicher IQ: 170Gedankenwelt: human-kompatibelHeimatwelt: Beta Hydri 4Bemerkung: arkanisch, friedliebende Technologen VeganerLebensform: HumanoidLebensspanne: 110Durchschnittlicher IQ: 110Gedankenwelt: human-kompatibelHeimatwelt: Vega 3Bemerkung: unberechenbare Industrielle AchenarerLebensform: HumanoidLebensspanne: 120Durchschnittlicher IQ: 120Gedankenwelt: human-kompatibelHeimatwelt: Achenar 6dBemerkung: unberechenbar, expansionistische Industrielle Gaak:Lebensform: ArthropoidLebensspanne: kastenspezifischDurchschnittlicher IQ: unicorpal: kastenspezifischkollektiv: vermutlich > 1000Gedankenwelt: xenomorphHeimatwelt: Hader 7dBemerkung: xenomorph, Staatenbildner, Kollektivgeister, Kastensystem, psionisch Targoiden:Lebensform: ArthropoidLebensspanne: kastenspezifischDurchschnittlicher IQ: unicorpal: kastenspezifischkollektiv: vermutlich > 1000Gedankenwelt: xenomorphHeimatwelt: unbekanntBemerkung: xenomorph, Kollektivgeister, Kastensystem, arkanische Technologen, unberechenbar, psionisch Morphen:Lebensform: CephalopodeLebensspanne: 230Durchschnittlicher IQ:unicorpal: 200symbio-kollektiv bei maximaler Drohnenzahl: etwa 800Gedankenwelt: xenomorphHeimatwelt: Exakio 1Bemerkung: unberechenbar, psionisch, Formwandler, symbiotisch mit Morph-Drohnen Morph-Drohnen: Lebensform: HumanoidLebensspanne: 60Durchschnittlicher IQ:unicorpal: etwa 15symbio-kollektiv bei maximaler Drohnenzahl: etwa 800Gedankenwelt: xenomorphHeimatwelt: Exakio 1Bemerkung: symbiotische Morph-Drohne Soinzi:Lebensform: HumanoidLebensspanne: 100Durchschnittlicher IQ: 100Gedankenwelt: human-kompatibelHeimatwelt: Soinze 2Bemerkung: xenophobe MilitaristenQuanvéaner:Lebensform: HumanoidLebensspanne: 150Durchschnittlicher IQ: 90Gedankenwelt: human-kompatibel mit semi-xenomorphen TendenzenHeimatwelt: Quanvé C1Bemerkung: isolationistische Kapitalisten Lyriaden:Lebensform: anorganisch kristallinLebensspanne: unbekanntDurchschnittlicher IQ: unbekanntGedankenwelt: xenomorphHeimatwelt: unbekanntBemerkung: vermutlich Schöpfer aller humanoider Spezies Schweifengel:Lebensform: anorganisch gasförmigLebensspanne: unbekanntDurchschnittlicher IQ: unbekanntGedankenwelt: xenomorphHeimatwelt: unbekannt, vermutlich Polaris 4 Bemerkung: Bewohner von Gasriesen oder Brauner Zwerge
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